Die Skirennläuferin Maria Höfl-Riesch will sich im Olympiawinter noch einmal richtig rein hängen. Möglich ist aber, dass die 29-Jährige nach dem Ende der Saison ihre sportliche Karriere beendet.

Sport: Dominik Ignée (doi)

Sölden - Große Schwester, kleine Schwester – nach ihrem Versprecher korrigierte sich Maria Höfl-Riesch im Trainingslager am Mölltaler Gletscher umgehend. Es sollte nicht der Verdacht aufkommen, sie halte sich im Vergleich zu ihrem Schwesterherz Susanne Riesch für die bessere Slalomläuferin. Gefragt nach dem Comeback von Susanne Riesch und die Erwartungen an selbige, hob die Ältere die Jüngere hinauf aufs eigene Niveau. „Es wäre schön, wenn wir diesen Winter beide zu den Spielen nach Sotschi reisen. Die Susanne war vor ihrer Verletzung ja auch unsere beste Slalomläuferin nach mir – nein mit mir“, sagte Maria Höfl-Riesch und entschied sich für die diplomatische Antwort.

 

Das ehrt die Frau, von deren Gesamtleistung die jüngere Schwester tatsächlich aber Lichtjahre entfernt liegt. Maria Höfl-Riesch hat alles gewonnen: Sie ist Doppelolympiasiegerin, Doppelweltmeisterin, gewann 24 Weltcuprennen und die Große Kristallkugel natürlich auch. Und so geht das Geschwisterpaar mit höchst unterschiedlichen Vorzeichen in die Olympiasaison, die am Samstag in Sölden mit dem Riesentorlauf der Frauen beginnt. Susanne Riesch, 25, will sich nach einer giftigen Knieverletzung auf die Bühne zurückkämpfen – während Maria Höfl-Riesch, 29, womöglich ihre letzte Saison fährt. Sagt die „eilige Maria“ im März 2014 Servus?

Es klingt so, als sei ihre Entscheidung schon gefallen

Es sieht ganz danach aus. Die Winterspiele vier Jahre später liegen außer Reichweite, und die WM 2015 in den USA ist nicht unbedingt das, was die Vorzeigefrau deutscher Alpinkunst für den letzten großen Kick hält. „Ja, so schnell geht’s“, antwortet Höfl-Riesch auf die Frage, ob die Spiele in Sotschi ihre letzten sein werden. „Es könnte durchaus auch meine letzte Saison sein, aber das hängt davon ab, wie es läuft“, sagt die hochgewachsene Blonde.

Das klingt so, als sei die Entscheidung so gut wie gefallen. Doch erst im Frühjahr wolle sie sich äußern, sagt Maria Höfl-Riesch, der eine gewisse Amtsmüdigkeit abzunehmen ist. Nach all den Jahren und Strapazen. „Ich mache das schon wahnsinnig lange. Ich habe zwar noch viel Spaß, merke aber mit den Jahren auch, dass es mühsamer wird für mich im Hinblick auf die körperliche Belastung. Es gibt nicht viele, die 13 Jahre lang fast alle Disziplinen gefahren sind“, sagt die Allrounderin und verweist auch auf schwere Verletzungen, die sie vor allem in der ersten Hälfte ihrer Karriere geplagt hatten. Und auch das spricht für ein Karriereende nach der Saison: „Ich habe schon alles gewonnen. Soll ich warten, bis ich nicht mehr erfolgreich bin, und dann erst aufhören?“

Die Verschleißerscheinungen sind derweil auch auf den Reisestress zurückzuführen – daraus mach die Bayerin kein Geheimnis. „Ende Juli bei 35 Grad die Skisachen packen zu müssen, um dann fünf Wochen in Südamerika zu trainieren – diese ständigen Reisen sind immer dasselbe. Ich denke, es wird auch mal Zeit für etwas Neues.“ Höfl-Riesch schaut entspannt aus, als sie das sagt. Die Vorstellung, solch ein Sommertraining auf der Südhalbkugel bald wohl nicht mehr vor der Brust zu haben, scheint befreiend zu sein für eine der erfolgreichsten Ski-Rennläuferinnen Deutschlands.

Höfl-Riesch lässt sich nicht in die Karten blicken

In Sotschi aber noch einmal aufzutrumpfen und die Dauerrivalin Lindsey Vonn (die in Sölden noch aussetzt, um sich auf Beaver Creek zu konzentrieren) auf der Piste zu ärgern – das sind die letzten echten Ziele für den Winter 2013/2014. Wobei die beiden großen Damen bei ihrem vermutlich letzten Duell aufpassen müssen, dass ihnen Tina Maze nicht als dritte Kraft womöglich dazwischenfunkt. Das Zeug dazu hat die selbstbewusste Slowenin allemal – auf und neben der Piste. Da kündigt sich noch mal ein unterhaltsamer Winter an.

Maria Höfl-Riesch lässt sich vor ihrem Auftritt am Samstag bei der Saisoneröffnung in Sölden derweil nicht in die Karten blicken. „Mir fehlt noch die Stabilität – aber eine perfekte Frühform ist ja auch nicht immer so gut“, sagt die Alleskönnerin, die nur mit dem Riesenslalom öfter mal Probleme hat. Spannend wird es also am 16. November beim Slalom-Auftakt in Levi: da ist auch die kleine Schwester dabei – um es der großen noch einmal richtig zu zeigen.