Der Hype um das Skispringen werde schlagartig nachlassen, sobald er nicht mehr so erfolgreich sei. Der gesteigerten Aufmerksamkeit um seine Person begegnet er mit einem größeren Betreuerstab. Neben der Stammequipe mit dem Teamchef Berni Schödler, seinem Coach Martin Künzle, Servicemann Fabian Ammann und Physiotherapeutin Sara Heldstab (die Freundin von Skifahrer Marc Berthod) gehören dazu die Mannschaftsärztin Sylvie Ackermann sowie der Sportpsychologe Hanspeter Gubelmann. Auch seine Frau Yana, die er im Sommer geheiratet hat, ist häufig mit an der Schanze.

Noch ist das Flugsystem des Simon Ammann nicht so eingestellt, wie er sich das wünscht. "Es passt noch nicht hundertprozentig", sagt er: "Es ist wichtig, dass die einzelnen Bewegungen harmonisch zueinanderpassen." Weil sie das nicht tun, ist der Absprung nicht explosiv genug. Etwa ein halber Meter an Flughöhe fehlt im Vergleich zu seinen Konkurrenten Thomas Morgenstern, Andreas Kofler und Wolfgang Loitzl aus Österreich. Dass Ammann trotzdem einigermaßen mithalten kann, ist seinem ausgeprägten Fluggefühl zuzuschreiben. Daran hat er im Sommer gearbeitet, auch im Windkanal.

"Es sind noch Reserven vorhanden"


Er sagt: "Meine Sprünge haben noch extrem viele Reserven." Wann er diese nutzen kann und wann das Puzzle zusammenpasst, weiß Ammann noch nicht. Geduld ist gefragt. Hat er die? "Mir fällt es leichter als den Medien", sagt er und lacht. Neben dem unrhythmischen Flugsystem plagen Simon Ammann auch noch gesundheitliche Probleme. Die vielen Jahre im Leistungssport haben ihre Spuren hinterlassen, speziell im Rücken. "Es ist nicht direkt ein Schmerz, es ist ein komisches Gefühl, das meine Aufmerksamkeit erregt", umschreibt er die Sorgen. Dabei wird er ernst und nachdenklich. Als Gegenmaßnahme mache er jetzt "mehrmals täglich Altersturnen". Was man sich darunter vorstellen muss? "Wenn man plötzlich freiwillig Gymnastikübungen macht, über die man früher nur müde gelächelt hat."

Für Simon Amman wird der Sieg bei der Vierschanzentournee ein Spiel mit der Zeit. "Der Mythos wird immer stärker, auch weil ich immer weniger Chancen habe", sagt er. Und beinahe trotzig fügt er an: "Ich habe eine gute und erfolgreiche Karriere - mit oder ohne Tourneesieg."