Acht Künstlerinnen und Künstler haben mit ihren sechzehn Händen zwei Figuren geschaffen, die für die Vielfalt der Gesellschaft stehen.

Wenn acht Steinbildhauerinnen und – bildhauer gemeinsam an etwas arbeiten, man aber vom anderen jeweils nichts weiß, dann ist Spannung garantiert. Anlässlich des Internationalen Tags der Diversität am 31. Mai war dieses außergewöhnliche Kunstprojekt auf dem Skulpturenweg Sculptoura gestartet: Zwei Sandsteinblöcke wurden jeweils in 4 Quader zerlegt, diese wurden verteilt und gleichzeitig zugelost, wer für Kopf, Rumpf, Unterkörper und Füße zuständig sein sollte.

 

Überdimensional große Wunderwesen

Nun sind die Einzelteile aufeinandergesetzt worden, und damit präsentieren sich am Weg zwischen Weil der Stadt und Schafhausen zwei neue, überdimensional große Wunderwesen. Bearbeitet wurde jeweils eine Seite als plastisches Relief, an den anderen Seiten und Flächen ist der ursprüngliche Stein zu sehen. „Eine tolle Idee und ein erneut herausragendes Projekt auf der Sculptoura“, befand der Böblinger Landrat Roland Bernhard im Rahmen der Präsentation der neuen Werke. „Passender kann man die Idee von Diversität in einem Kunstprojekt kaum darstellen.“

Die acht Steinrohlinge recken sich in zwei Vierer-Türmen in den Himmel. Zunächst wurden sie aber in die jeweiligen Ateliers transportiert. Die Idee dahinter: die Künstlerinnen und Künstler wussten nicht und sollen es auch nicht wissen, was die jeweils anderen herstellen. Absprachen über Stil, Inhalte oder Konzeption waren verboten. So gab es beim erneuten Zusammenfügen der beiden Türme aus den dann bearbeiteten Steinquadern einige Überraschungen – oder kurz gesagt: Diversität. Diversitas, lateinisch für Verschiedenheit, steht für die Vielfalt der Kulturen und der Gesellschaft genauso wie für die Vielfalt der Geschlechter, der Talente, der Anschauungen.

Prinzip des Zusammenfügens erinnert an Knickbilder

Und Steine sind geschlechtsneutral und es dürfte ihnen egal sein, ob sie von einer männlichen oder weiblichen Hand bearbeitet werden oder gar von einer Maschine. Dieses Prinzip des freien Zusammenfügens erinnert an die Knickbilder, wie man sie auch mit Kindern herstellen kann, wobei jeder eine andere Fläche des zusammen gefalteten Papiers bemalt und erst beim Auseinanderfalten die ganze Zeichnung ersichtlich wird. Sowohl in der Bildenden Kunst als auch in der Musik ist dieses kreative Zufallsprinzip als Aleatorik geläufig.

Die acht grob behauenen Quader stammen aus einem Steinbruch bei Maulbronn, was man an der charakteristischen dunkelbraun-roten Färbung erkennt. Sie strotzen vor Expressivität und man hätte nur zu gerne dem schöpferischen Prozess beigewohnt, der diese Kunstwerke hervorbrachte.

Die beteiligten Künstlerinnen und Künstler waren: Marie Boos aus Tübingen, Claudia Dietz aus Eberdingen, Alexandra Klimesch aus Weil der Stadt, Gernot Zechling aus Weil der Stadt, Stefan Reiser aus Bad Teinach, Thomas Dittus aus Herrenberg, Howard Schwämmle aus Magstadt und Karsten Woywodt aus Calw. Viele von ihnen sind bereits aus früheren Bildhauersymposien oder Kunstaktionen auf der Sculptoura bekannt.