Ein Sneaker ist nicht nur ein Turnschuh, sondern ein Statement, und nicht nur ein modisches. Eine Schau im Brooklyn Museum in New York zeigt dies mit vielen Beispielen, wie unser Korrespondent Sebastian Moll berichtet.

New York - Es gibt wohl kaum einen besseren Ort auf der Welt, um die Trends der Sneaker-Mode zu studieren, als die Straßen von New York. Kaum jemand in dieser Stadt trägt einfach nur ein paar Turnschuhe, weil sie praktisch sind und passen. Marke, Farbe und Stil sind immer ein Statement. So wird man in den Cafés von Soho andere Schleicher sehen als auf den Basketball-Plätzen von Harlem, in den Punk-Klubs auf der Lower East Side oder auf den Techno-Parties in Brooklyn. Überall ist die Wahl des Schuhs Ausdruck von Individualität und Gruppenzugehörigkeit, ja bisweilen sogar Weltanschauung.

 

Insofern scheint es ein wenig überflüssig, eine Ausstellung über Sneaker Kultur in ein New Yorker Museum zu tun, so wie es jetzt in Brooklyn, im Herzen des trendigsten Stadtviertels der Welt also, geschieht. Die ganze Stadt ist eine Ausstellung von Sneaker-Kultur, um so vieles reicher und vielfältiger, als das zwei Museums-Räume jemals abbilden könnten.

Vom Gebrauchsschuh zum Mythos

Und doch ist die Hommage an das dominante Schuhwerk unserer Zeit im Brooklyn Museum ausgesprochen sehenswert. Die Retrospektive auf die Sportschuh-Mode der vergangenen 120 Jahre stellt spannende Fragen rund um den Aufstieg des Gebrauchsschuhs zum ikonischen Modeartikel und liefert mitunter überraschende Einsichten. So wiederlegt etwa die Show in einem abgedunkelten Raum, in dem die Sneakers in beleuchteten Vitrinen wie in einer Fifth-Avenue-Boutique präsentiert werden, den Mythos, dass Turnschuhe erst in den siebziger Jahren unseres Jahrhunderts zum Modegegenstand aufstiegen. Man lernt vielmehr, dass der Turnschuh seit seinen Anfängen ein Luxusartikel war.

Nur die Aristokraten nämlich konnten es sich im ausgehenden 19. Jahrhundert leisten, sich die Zeit mit Laufen und Ballspielen zu vertreiben. Ein darauf zugeschnittenes Schuhwerk zu besitzen, war Zeichen von Wohlstand und Kultiviertheit. Die Besohlung mit vulkanisiertem Gummi galt überdies seinerzeit als besonders raffiniert und Hightech.