Feiern, flanieren, genießen: Die Gastronomen auf dem Sommerfest versprechen Gaumenfreuden. Bis zum Sonntag gibt es viel Bewährtes, aber auch einiges Neues. An diesem Donnerstag geht’s los.

Stuttgart - Der Hummer hat sich eigentlich längst davongemacht vom Stuttgarter Sommerfest. Dabei war er ein so hübscher roter Farbtupfer für die weiße Party im Park. Aber erstens hat das Schalentier als Inbegriff von Luxus das Fest bei vielen Schwaben in Schickimickiverdacht gebracht. Und zweitens macht es in den Zeltküchen ein bisschen zu viel Geschäft. Der Gastronom Holger Looß, der am Eckensee nicht nur eine Dependance seiner Tapas-Bar, sondern auch seines Restaurants Empore aufschlägt, hat jedenfalls Hummer und Scampi von seiner Speisekarte gestrichen. Liebhaber der Meeresfrüchte finden dennoch bei ihm Gamberoni in Cotto, das bedeutet im Tontöpfchen. Pikant gewürzt mit Knoblauchöl und Paprika, begleitet von Crostini, Auberginen- und Peperonatacreme. Ganz italienisch nur mit Bauernbrot, für 21,70 Euro.

 

Rote Wurst war noch nie erwünscht

Keine rote Wurst! Seit diese Parole zum ersten Sommerfest 1991 ausgegeben wurde und bis heute unumstößlich gilt, wissen die Gastronomen, wo es kulinarisch langgeht und wo die Latte hängt: auf hohem Niveau. Alles andere wäre ein unverzeihlicher Stilbruch und völlig unpassend zum eleganten Ambiente der weißen Zelte. Stattdessen: Gaumenfreuden der gehobenen Art, mit Ehrgeiz und Ambition zubereitet.

Wer putzt nur all die Pfifferlinge, die gerade Saison haben und daher auf dem Sommerfest in allen möglichen Varianten serviert werden? „Sie werden küchenfertig geliefert“, zerstreut Holger Looß unsere hausfraulichen Sorgen um den Arbeitsaufwand. Aber ehe er sie zu Pasta und Scaloppine con Cantarelli (Kalbsschnitzelchen) servieren kann, müssten sie noch mal gründlich geputzt werden. Und die erschwerten Bedingungen der provisorischen Küche diktierten die Gestaltung der Speisekarte: „Die Gerichte müssen gut vorzubereiten oder schnell zuzubereiten sein. Hier will niemand lange auf sein Essen warten.“

Alb-Kebab vom Neuling

„Es freut uns, dass wir eine große gastronomische Vielfalt präsentieren können“, macht Andreas Kroll, Geschäftsführer vom Veranstalter in.Stuttgart, Appetit auf das Fest, das von diesem Donnerstag bis Sonntag sicher wieder eine halbe Million Besucher anziehen wird. Dass es auf dem Wirte-Karussell neben langjährig beständigen Betrieben wie dem Hotel Europe, der Familie Looß, Conny Weitmann und Michael Wilhelmer immer mal wieder neue Namen gibt, bringe die Abwechslung.

Seine Premiere erlebt Marcel Benz, der gerade als neuer Pächter des Landtagsrestaurants Plenum gestartet ist. Der Vorschlag von Kroll, sich beim Sommerfest einzubringen, wie es sein Vorgänger vor dem Umbau des Landtags auch getan hatte, sei für ihn eine gute Gelegenheit, sich zu empfehlen, sagt Benz. Auf den Geschmack will er die Gäste mit seinem Alb-Kebab bringen, „ein schwäbischer Döner aus gezupftem Schweinebraten mit Filderkraut und frischem Meerrettich“. Oder mit einer Gnocchi-Pfanne mit grünem Spargel, Mini-Tomaten, Pfifferlingen und Parmesan für die Vegetarier. Eine kulinarische Besonderheit verspricht Benz mit seinem Flying Buffet unter den Arkaden des Landtags: für 70 Euro inklusive Getränken.

Geheimfavorit: ein spritziger Rosé

Darunter auch die Weine vom Collegium Wirtemberg, von der Weinmanufaktur Untertürkheim, von Weinfaktum und der Fellbacher Weingärtner, die seit 2010 zu den Sponsoren gehören und damit auch in jedem Gastrozelt serviert werden. Eine bessere Werbung hätten sie sich gar nicht wünschen können, versichert der Winzer Martin Kurrle vom Collegium Wirtemberg. Nach dem Sommerfest steige die Zahl der Kunden, die dann staunen. Sie hätten gar nicht gewusst, dass es hier so gute Weine gebe. Der Favorit des Sommers, verrät Kurrle noch, ist der Rosé: leicht und spritzig. Eben genau das Richtige fürs Sommerfest.

Aber seien wir ehrlich: Die Plätze der Lokale mit Gourmet-Anspruch mögen abends ausgebucht sein, der Bestseller bei den Flaneuren bleibt jedoch der Flammkuchen. Conny Weitmann denkt gar nicht daran, ihn nicht mehr anzubieten: „Er ist frisch gemacht, köstlich und so beliebt wie unsere Patatas bravas.“ Am Donnerstag will sie außerdem Sparerips auf den Grill legen.

Und da taucht dann doch noch ein Hummer auf. Getarnt als Hot Dog, mit Garnelen und Cocktailsauce. Bei Marcel Benz. Er hat ja auch seine Restaurantküche.