Einst war Münklingen ein Wallfahrtsort auf dem Jakobs-Kreuzweg. Der Mythos einer zerstörten Festung auf dem Kuppelzen lebt auch nach 700 Jahren fort. Heute ist der Teilort von Weil der Stadt eine Wohngemeinde mit ganz viel Lebensqualität.

Weil der Stadt - Dieter Stotz steht mitten im Ort. Wenn man das in Münklingen so sagen kann, denn der 1500-Einwohner-Flecken zieht sich in einem langen Band durch das Tal zwischen dem Möttlinger Berg, dem Büchelberg und dem Kuppelzen. Der 48-Jährige ist seit 18 Jahren ein Münklinger Bürger und hat sich mit Leib und Seele der Geschichte seiner neuen Heimat verschrieben. „Als wir hier hergezogen sind, hat meine Frau gesagt: Keine fünf Jahre bleiben wir hier!“, sagt Stotz schmunzelnd, „jetzt will sie gar nicht mehr weg.“ So kommen viele zu dem Schluss: Hier zu wohnen ist wie dauerhafter Urlaub.

 

Im Berufsleben arbeitet Dieter Stotz in der Justizvollzugsanstalt Heimsheim. Kein einfacher Job, und so wird Münklingen für ihn zum sicheren Heimathafen, ein Ort des Ausgleichs. Die beiden Söhne, 14 und 17 Jahre alt, sind hier aufgewachsen, das Dorf ist eine feste Gemeinschaft. Nun steht Dieter Stotz mit seinen historischen Aufzeichnungen vor dem alten Pfarrhaus.

Die Kirche war den Münklingern zu weit oben

Einst befand sich dieses hoch auf dem Berg und bot eine Einkehr für Pilger auf dem Jakobs-Kreuzweg. Auch die Kirche residierte dort, doch den Münklingern war der Anstieg zu steil, vor allem im Winter. „Daher wurde die Kirche 1594 im Ort neu aufgebaut“, erzählt Dieter Stotz. Ebenso wurde das Pfarrhaus versetzt. Ein prächtiger Fachwerkbau, heute wohnt der engagierte Pfarrer Martin Jetter hier, der seine Seelen beisammen hält und in dieser Gemeinschaft fest verwurzelt ist.

Auch die neue Kirche, die noch ein Fenster und eine Glocke der alten in sich trägt, hat stürmischen Entwicklungen getrotzt, auch den zwei Feuersbrünsten Ende des 19. Jahrhunderts. „Es gab immer ein Problem mit dem Wasser zum Löschen“, erzählt Dieter Stotz. Im Dreißigjährigen Krieg wurde das Dorf bis auf acht Einwohner fast ausradiert. Ohnehin war es kein reiches. „Die Böden sind karg, kaum ein Landwirt hatte mehr als vier Hektar Land“, erzählt Stotz. Er ist t im Obst- und Gartenbauverein aktiv – bei einer Wanderung mit dem Landrat hat er am Schluss die Ortsführung übernommen.

Die Münklinger nennt man „Hutzelburger“

Der Verein spielt auch sonst eine wichtige Rolle. Stotz läuft zu einem Brunnen, direkt gegenüber dem Rathaus. Er ist 1996 vom OGV gestiftet worden – eine Metallfigur symbolisiert die „Hutzelburger“, wie die Münklinger gerne genannt werden. „Das kommt von den Hutzeln, das waren eintrocknete Früchte für den Winter“, sagt Dieter Stotz. Und Burg? Ja, damit sind wir bei dem Mythos der alten Burg auf dem Kuppelzen.

Die Augen von Dieter Stotz beginnen zu leuchten, wenn er von dieser für den Ort so bedeutenden Legende spricht. Um das Jahr 1000 muss sie entstanden sein, das zeigen historische Unterlagen. „Die Herren von Eisberger haben dort gelebt“, erzählt der 48-Jährige und blättert in seinen Aufschrieben, die er in einer Kladde mit Ledereinband mit sich herumträgt.

Natürlich gibt es dazu eine wilde Geschichte: So ist der junge Herr von Eisberger in einem Kreuzzug gefangen genommen worden – und wurde versklavt. Sein neuer Herr erkannte sein Talent, und versprach ihm die Freiheit, wenn er selbst nicht mehr leben sollte. „So kam es, der Herr von Eisberger erbte das ganze Vermögen seines Herrn und kehrte nach Münklingen zurück nach 30 Jahren“, erzählt Stotz. Er baute die zerfallene Burg wieder auf, sagenhafter Reichtum mit goldenen Tellern wird ihm nachgesagt. Bis die Festung 1388 geplündert und nach langer Belagerung zerstört wurde. Bis heute erzählt man sich im Ort, dass in der Bergkuppel ein sagenhafter Schatz vergraben liegt – bewacht von einem schwarzen Hund. „Einige haben schon gegraben“, sagt Dieter Stotz und schmunzelt darüber.

Auch in Münklingen ändert sich die Zeit

Ein Ort voller Geschichte also. Und doch ist er heute eine lebendige Wohngemeinde mit Lebensqualität. Dieter Stotz selbst hat sich mit seiner Frau ein Grundstück im neuen Wohngebiet Blockweg gekauft – und will dort bauen. Das Leben spielt sich in den Vereinen ab – das sind neben dem Obst- und Gartenbauverein auch die Feuerwehr, die Sportfreunde und der Heimat- und Kulturverein. Das Maibaumstellen und die Sonnenwendfeier sind kulturelle Höhepunkte im Jahr. Man kennt sich.

Und doch ändert sich auch in Münklingen die Zeit. Die Kreissparkasse hat nur noch einen Bank-Automaten, die ehemaligen Gasthäuser Ochsen und Krone stehen leer. Es gibt einen lauschigen Blumenladen, einen Mostbesen, der saisonal geöffnet ist. „Wir müssen hier die schönsten Frauen haben in Münklingen“, schmunzelt Stotz, „wir haben viele Friseure und Kosmetikstudios.“ Zum Einkaufen fährt man nach Weil der Stadt. „Wir müssen im Verein um die Jugend werben“, erzählt Dieter Stotz. So ist er stolz, dass in seinem Obst- und Gartenbauverein eine Jugendgruppe gegründet wurde. Auch seine Söhne sind dort engagiert. Ein wenig ist die Welt hier in Münklingen doch noch in Ordnung. Und irgendwo wartet ein großer Schatz . . .

Der preisgekrönte Erholungsort von Weil der Stadt

Ortsleben
Mehrfach hat Münklingen beim Landeswettbewerb „Schönes Dorf“ Auszeichnungen erhalten. Es gilt als der „Erholungsort“ der Keplerstadt Weil der Stadt und liegt malerisch in einer Talmulde am Fuße der 527 Meter hohen Kuppelzen.

Freizeit Münklingen ist Ausgangspunkt vieler herrlicher Spazier- und Wanderwege. Einer davon führt am Jakobsbrunnen vorbei über einen Nebenweg zur Pilgerstraße nach Santiago de Compostella. Das Wasser des Brunnens läuft als Burggraben durch den Ort. Es gibt eine Festhalle, eine Grundschule, das Vereinsheim der SF Münklingen, ein reges Vereinsleben, und eine evangelische Gemeinde.

Geschichte Schon Römer und Alemannen haben dort gesiedelt, zum ersten Mal taucht der Ort 1075 in einer Urkunde auf. Bereits 830 wurde vom Kirchlein am Jakobsbrunnen erzählt. Die Herren wechselten oft: Malmsheimer, Hirsauer, Weiler und schließlich Württemberger regierten. Der alte „Kesselhof“ war die Ur-Siedlung des Ortes.