In der Nacht zum Sonntag wird uns eine Stunde gestohlen. Das ist gemein – aber immer noch besser als die Zeit-Probleme in anderen Ländern.

Politik/ Baden-Württemberg: Christian Gottschalk (cgo)

Stuttgart - Achtung, die Warnung erfolgt gleich zu Beginn. In der Nacht zum Sonntag kommt es zum jährlichen Zeitdiebstahl. Von zwei auf drei Uhr werden die Uhren da vorgestellt, die Tagesschau wird künftig wieder bei Helligkeit zu sehen sein, dafür muss, wer morgens vor sieben aus den Federn kriecht, den Lichtschalter betätigen. Über den Sinn der Aktion kann man streiten, über eines nicht: dass die EU im Jahr 1994 die unterschiedlichen Regelungen der Zeitmanipulation in ihrem Gebiet vereinheitlicht hat, ist eine Meisterleistung. Das wird beim Blick über die Grenzen klar.

 

In Australien sind die Bundesstaaten so eigenständig, dass sie das Selbstbestimmungsrecht in Sachen Zeitumstellung auf ihrer Seite haben. Knapp, mit vier zu drei, liegen die Befürworter in Führung, die ihre Bewohner an der Uhr drehen lassen. Kanada ist im Vergleich dazu ein leicht zu durchschauendes Gebilde. Aus der Reihe von 13 Provinzen und Territorien schert nur Saskatchewan aus. Die Prärieprovinz macht beim jährlichen Zeigerdrehen nicht mit. So wie einige Gemeinden, die an der Grenze von Zeitzonen liegen. Aber das hat kaum Relevanz.

Die Hopis ticken anders

Kurioses gibt es in den USA. Dass Puerto Rico, die Virgin Islands und Hawaii nichts von der Sommerzeit wissen wollen, mag man den Inseln verzeihen. Im Gegensatz zu allen anderen Bundesstaaten hält aber auch Arizona nichts von den Vorzügen der Sommerzeit und verzichtet darauf – grundsätzlich. Nun gibt es aber innerhalb der Grenzen Arizonas das Reservat der Navajos, die machen bei der Sommerzeit mit. Und innerhalb des Navajo-Reservates leben die Hopis. Die bilden eine Insel, und lehnen die Sommerzeit – wie Arizona – ab. Dass dann ganz tief im Hopi-Gebiet wieder eine Navajo-Minderheit wohnt, die ihrem Hauptstamm folgt, führt dazu, dass es auf etwa 100 Kilometern hier mehr Zeitzonen als in ganz China gibt. Peking lässt weder eine Sommerzeit noch Zeitzonen zu.

Wer international gut vernetzt ist, der muss beim Schwatz über die Kontinente nur noch das Datum der Zeitumstellung beachten. Natürlich gibt es dafür keine einheitliche Regel. In den USA zum Beispiel hat die Sommerzeit schon am 11. März begonnen und reicht bis in den November hinein. In Europa bekommen wir die gestohlene Stunde am 28. Oktober zurück.