Nach mehr als einem Jahr Pause und Veranstaltungen im Speakeasy, Rocker 33 oder Keller Klub startet der Song Slam Stuttgart im Café Bohème neu durch. Wir haben uns mit den Veranstaltern unterhalten.

Stuttgart - Nach einem Jahr Pause und Veranstaltungen im Speakeasy, Keller oder Rocker 33, startet am kommenden Sonntag der Song Slam, für nicht wenige Stuttgarter eine gute Alternative zu langweiligen Tatorten, sein Comeback im Café Bohème. Man bleibt eine Sonntagsveranstaltung, allerdings übernehmen die Organisation nun die jungen Musiker und Slampoeten „Das Lumpenpack“, alias Max Kennel und Jonas Meyer. Einer der ursprünglichen treibenden Kräfte, Thomas Geyer, Veranstalter des Poetry Slams und der Techno-Party Heute schon getanzt?, „hängt nur noch am Rande“ mit drin. Stadtkind sprach mit den neuen und alten Veranstaltern.

Warum hat die Veranstaltung eigentlich pausiert - am mangelnden Erfolg hat es wohl kaum gelegen, oder?
Thomas Geyer: Nein, am mangelnden Erfolg lag es nicht. Mein Mitveranstalter Hannes Steim (aktuell u.a. Centermanager Fluxus, d. Red). und ich, wir hatten damals beide noch sehr viele andere Projekte am Start. Die Organisation des Song Slams war sehr zeitaufwändig: Bewerbungen der Musiker sichten und ihre Songs anhören, bzw. ihre Videos anschauen, selbst Musiker anfragen (und zur Teilnahme überreden), die Special Guests auswählen, etc. Dazu die übliche Pressearbeit und Werbung; insgesamt sehr viel Arbeit für die doch eher kleine Veranstaltung. Und auch die Durchführung selbst war recht aufwändig. Es ist nicht einfach, die Auftritte so vieler Musiker nacheinander zu koordinieren.

Warum denkt ihr, bewegt das so viele Leute, und das auch noch an einem Sonntag?
Max Kennel: Ein Song Slam zieht sein Publikum aus vielen Bereichen. Zum einen ist er der kleine Bruder des Poetry Slams, der in Stuttgart eine Riesenszene hat, mit einer Handvoll stets ausverkauften, monatlichen Events, und erregt dadurch schon mal Interesse, gerade da es auch einige Künstler gibt, die in beiden Richtungen tätig sind. Zum anderen zieht er sein Publikum natürlich durch die gute Musik. Singer/Songwriter-Events mit ein oder zwei Künstlern sind oftmals eine Hopp- oder Topp-Sache, aber bei einem Song Slam hat man verschiedenste Acts und findet auf jeden Fall eine Schnittmenge.

Und ist das Bohème im Fluxus nach all den größeren Vorgängerlocations der richtige Ort dafür?
Max: Das Bohème ist im Vergleich zu den vorher bespielten Locations definitiv kleiner, aber wir wollen eben in einem exklusiveren Rahmen das Event relaunchen, dafür ist das Café Bohème perfekt. Außerdem ist es kein klassischer Kulturspot, man spricht also nochmal ein anderes Klientel an. Abgesehen davon ist es einfach ein cooler Laden.

Wie kommt ihr eigentlich auf die Acts? Bewerben die sich ausschließlich direkt bei euch oder fragt ihr die an?
Max: Das Verhältnis liegt etwa bei Fifty/Fifty. Die eine Hälfte fragen wir an, Jonas und ich sind als 'das Lumpenpack' auch als Singer/Songwriter unterwegs und kennen die Szene einigermaßen. Die andere Hälfte rekrutiert sich aus den Bewerbungen, die wir bekommen.

Es treten sechs Singer-Songwriter aus Stuttgart und ganz Deutschland an. Wie groß ist der Anteil an Künstler aus Stuttgart und Region, bzw. wie groß ist hierzulande das Potential in diesem Bereich?
Max: Tatsächlich haben wir für die Auftaktveranstaltung nur einen externen Act eingeladen, nämlich Marit und Klaus aus Freiburg, da man ja nie sicher sein kann, wie voll der Laden wird und ein eingeladener Gast natürlich Kosten mit sich bringt.
Thomas: Bevor ich zur Frage komme, noch etwas Hintergrundwissen. Der Song Slam wurde 2013 vom Kulturamt der Stadt Stuttgart finanziell unterstützt. Ohne diese Unterstützung ist so eine Veranstaltung nur schwer zu finanzieren. Als dann Ende des Jahres ein neuer Projektantrag anstand, haben Hannes und ich uns damals recht spontan dazu entschlossen, den Song Slam vorläufig einzustellen, weil uns beiden die Zeit gefehlt hat, uns weiter richtig um das Projekt zu kümmern. Das lag auch daran, dass es im Laufe der Zeit immer schwieriger und zeitintensiver wurde, geeignete Musiker aus der Region zu finden, die zu einer Teilnahme bereit waren. Da gibt´s unter Musikern viele Vorbehalte, insbesondere was den - wenn auch nur spielerischen - Wettbewerbscharakter betrifft. Um an die Frage nach dem Potential in Stuttgart abzuschließen: das Potential an guten Musikern ist auf jeden Fall da, aber viele wollen sich (noch) nicht auf so ein Format einlassen, bzw. können sich einfach nicht richtig was drunter vorstellen.

Gibt es von einem der Song-Slam-Gewinner eine Erfolgsgeschichte? Ist da schon jemand durchgestartet?
Thomas: Die Mine. Sie hat den Song Slam einmal gewonnen, war einmal als Special Guest da und startet gerade ziemlich durch. Tracks mit den Orsons, mit Samy Deluxe, ein riesiges Portrait in der Süddeutschen Zeitung, Support für Laing, ein gemeinsames Projekt mit dem Münchner Rundfunkorchester und eine sehr erfolgreiche Tour. Abgesehen davon gibt´s zwar keine Mega-Erfolgsgeschichte unserer Sieger, aber einige haben sich seitdem stetig und Schritt für Schritt immer weiter etabliert, zumindest regional, wie zum Beispiel BRTHR. Da kann also noch was kommen.

Song Slam, Café Bohème, Sonntag, 15. März, ab 20 Uhr