Der Cirque du Soleil geht mehrheitlich an Investoren aus USA und China. Sein Gründer spricht von „strategischen Partnerschaften“. Die Firma hatte Probleme mit einigen seiner Shows.

Stuttgart - Der Cirque du Soleil, Kanadas weltweit bekanntestes Kulturprodukt, bekommt neue Eigentümer. Wie der Gründer Guy Laliberté in Montreal bekannt gab, übernimmt der US-Investor TPG die Mehrheit der Anteile. Der chinesische Investor Fosun wird ebenfalls Miteigentümer. Montreal soll Sitz des berühmten „Sonnenzirkus“ bleiben.

 

Eines der Ziele sei eine stärkere Präsenz und mehr Wachstum auf dem asiatischen Markt, teilte der Cirque du Soleil mit. Ein weiterer Minderheits-Investor, der beim Cirque einsteigt, ist der Québecer Investor Caisse de Dépot et Placement du Québec. Laliberté, bisher mehrheitlich Eigentümer des Zirkus, wird nur noch einen Minderheitsanteil an dem Unternehmen besitzen, das er 1984 zusammen mit zwei Kollegen gegründet und zu einem der erfolgreichsten Unterhaltungsunternehmen der Welt gemacht hatte. Laliberté wird dem Zirkus als kreativer Berater erhalten bleiben.

Man weiß nicht, wie viel Geld gezahlt wird

Die vierseitige Presseerklärung enthielt keine Informationen über den Umfang der Investitionen. Nach Angaben des kanadischen Rundfunks CBC könnte sich das Geschäft auf umgerechnet 1,1 bis 1,4 Milliarden Euro belaufen. Der Cirque du Soleil ist nicht börsennotiert. Es gehörte bisher Laliberté und einem arabischen Fonds als Minderheitsanteileigner.

Seit seiner Gründung 1984 haben nach Angaben des Cirque nahezu 160 Millionen Zuschauer in 48 Ländern die Shows gesehen. Der Cirque ist in einigen Städten, darunter Las Vegas, mit permanenten Shows präsent, darüber hinaus mit zahlreichen reisenden Shows. In 2015 sind es insgesamt 18 verschiedene Produktion, die zeitgleich rund um den Erdball gezeigt werden.

In der Tradition des Straßenzirkus’

Der Aufstieg des Zirkus der besonderen Art schien unaufhaltsam. Laliberté, Sohn eines Managers des Aluminiumkonzerns Alcan, hatte sich Straßen-Artisten angeschlossen und in der kleinen kanadischen Stadt Baie St-Paul am St. Lorenz-Strom seinem Traum von einem anderen Zirkus verwirklicht. Mit Freunden gründete er einen Straßenzirkus, den sie in Anlehnung an das Stelzenlaufen „Club des Talons Haut“ („Club der hohen Absätze“) nannten. 1984 gab die Provinz Quebec dem Zirkus, der sich nun „Cirque du Soleil“ nannte, einen Zuschuss für die erste Tournee. Drei Jahre später kam mit dem Zirkusfestival in Los Angeles der internationale Durchbruch.

2013 wurden 500 Mitarbeiter entlassen

Der Anspruch war hoch. Man wollte „den Zirkus neu erfinden“, ohne Tiere, ganz auf Menschen und Artistik abgestellt. „Ich ernähre lieber drei Artisten als einen Elefanten“, soll Laliberté gesagt haben. Die Shows des Cirque du Soleil haben ein Thema, sie wollen eine Geschichte erzählen, verbinden Akrobatik, Tanz und Theater. Aber die Kosten sind hoch. Erst spät wurde auf Einsparungen geachtet. Hinzu kam, dass in den vergangenen fünf oder sechs Jahren einige Shows nicht den gewünschten Erfolg hatten. Im Frühjahr 2013 musste Laliberté ein Sparprogramm bekannt geben, das die Entlassung von 400 der weltweit 5000 Mitarbeiter brachte, die meisten in Kanada.

Als vor zwei Wochen erste Spekulationen aufkamen, der Zirkus könnte von ausländischen Investoren übernommen werden, schaltete sich sogar Québecs Premier Philippe Couillard ein: Der Zirkus müsse sein Hauptquartier in Quebec behalten. Dies zumindest scheint nun auch mit den neuen Partnern gesichert.