Was wäre der Kessel ohne Linsen mit Spätzle? Damit ihr nie wieder auf den schwäbischen Klassiker verzichten müsst, hat die Oma unserer Autorin für uns im Rezeptbuch geblättert. Sie verrät euch, wie ihr euer liebstes Comfort-Food selbst zubereitet. Also ran ans Brett und schaben!

Stuttgart – Wie Stuttgart ohne Türmle würde sich ein Schwabe ohne Linsen mit Spätzle fühlen. Ob bei Liebeskummer, als Mitternachtssnack oder Festtagsmahl: Der schwäbische Allrounder ist unsere Antwort auf Pizza, Pasta, Döner und Mac’n’Cheese. Denn wenn man Linsen mit Spätzle isst, umhüllt die Wärme des Comfort-Foods unsere Seele.

 

Doch nicht immer hat man genug Scheine im Geldbeutel, um das Leibgericht im Restaurant zu verschlingen. Damit ihr bei Heißhunger nie wieder zu Linseneintopf aus der Dosen greifen müsst, hat sich Stadtkind-Omi Karin der Challenge angenommen. Sie hat in ihren Kochbüchern gestöbert und verrät euch hier, wie ihr Linsen mit Spätzle zubereitet.

Nicht nur Urschwäbinnen können Linsen mit Spätzle

Neigschmeckte und Besucher des Schwabenländles feiern das Gericht oft nicht ganz so sehr wie wir Stadtkinder. So erging es anfangs auch Stadtkind-Oma Karin, die als junge Erwachsene aus der ehemaligen DDR floh. In Thüringen, wo sie ursprünglich herkommt, aß man Linsen nämlich als Suppe, angereichert mit Kartoffelstücken und Backpflaumen. „Die Zusammenstellung war für mich unmöglich: Nudeln mit Linsen! Linsen gehörten für mich in einen Eintopf“, sagt sie.

Linsen mit Spätzle sind halt manchmal eine Liebe auf den zweiten Blick. Inzwischen kocht die Stuttgarterin Oma Karin das Gericht mehrmals im Monat. Ihre alten Kochgewohnheiten hat sie nämlich schnell abgelegt: „Ich hatte in meinen ersten Jahren drei ganz enge schwäbische Freundinnen. Denen habe ich mich angepasst.“

Wieso sind Linsen überhaupt auf schwäbischen Tellern heimisch?

Dass Linsen überhaupt auf den schwäbischen Tellern heimisch sind, mutet erst mal als Rätsel an. Sie stammen nämlich eigentlich ganz woanders her. Doch auf der schwäbischen Alb findet sich des Rätsels Lösung. Dort oben war wegen der kargen Steinböden kaum Viehzucht möglich. Linsen dagegen ließen sich dort gut anbauen. Kombiniert mit Spätzle ergaben sie ein schmackhaftes Armeleutessen, das ganz ohne Fleisch auskam. Mehr zur Geschichte der Linse erfahrt ihr hier.

Heute serviert man die Linsen gerne mit Soidawürschtle und Schweinebauch. Vegetarier können beides aber auch ganz einfach weglassen. Veganer können zusätzlich einfach auf die Spätzle verzichten und mit Sonnenblumenöl statt Butter arbeiten. Oma Karin reichert ihr Gericht gerne mit Schweinebauch und Würstle an, denn: Das gibt Geschmack. Heute kocht sie Linsen mit Spätzle nicht nur so oft, weil es ihr gut schmeckt. Dazu trägt auch ein ganz pragmatischer Grund bei.

"Ich koche es öfter, weil es ein relativ einfaches Essen ist. Wenn man die Spätzle fertig kauft, ist es schnell gemacht. Jeder Schwob‘ mag Linsen mit Spätzle und sollte es auch selbst kochen können."

Bei Linsen mit Spätzle schlägt das Herz von Kochmuffeln und Mealprepern höher

Ein Linseneintopf aus der Dose kommt Oma Karin nicht auf den Tisch. Doch es gibt auch andere Wege, Zeit zu sparen, und das nicht nur mit unseren Rezepten für Kochmuffel und Mealpreper. Oma Karin hat ein paar Tipps parat:

  1. Fertige Spätzle kaufen: Sie greift dabei auf die frischen aus dem Kühlregal zurück. Die muss man nur schnell in etwas Butter schwenken oder für ein paar Minuten in heißes Wasser geben.
  2. Linsen einfrieren: Oma Karin macht oft eine riesige Portion Linsen, die sie dann portionsweise einfriert. Davon profitiert nicht nur unsere Autorin, bei der sich Omas Tupperdosen im Schrank stapeln. „Auf Vorrat einkochen, auftauen und frische Spätzle dazu: Dann ist das Essen in 10 Minuten angerichtet“, sagt die Stadtkind-Oma.
  3. Auch Spätzle lassen sich gut einfrieren: Dafür nach dem Kochen sofort unter kaltem Wasser abschrecken, mit etwas Öl vermengen und in einen Gefrierbeutel füllen.

Wir haben für euch trotzdem mal beide Rezepte parat: Damit ihr eure Eltern, Großeltern und Freunde mit der schwäbischen Leibspeise beim nächsten Besuch so richtig vom Hocker reißen könnt. Wer doch lieber ausgehen will, für den haben wir hier aufgelistet, wo ihr mit eurem Besuch schwäbisch Essen gehen solltet. Schwäbisches Kochbuch Spätzle in der Rührmaschine Spätzle schaben Spätzle schaben

Das braucht ihr für eure Spätzle:

  • 500 Gramm Mehl (Spätzlemehl eignet sich am besten)
  • 10 Eier
  • Schuss Leitungswasser
  • Schuss Öl
  • Prise Salz

So bereitet ihr die Spätzle zu:

  1. Für die Spätzle gebt ihr das Mehl, die Eier und das Salz in die Schüssel. Wer nicht genügend Eier zuhause hat, kann diese auch durch Wasser ersetzen. Weniger als eines auf 100 Gramm Mehl sollten es aber nicht werden. Je mehr Eier, desto gelber werden eure Spätzle.
  2. Nun knetet ihr den Teig so lange, bis er Blasen schlägt. Sollte er zu zähflüssig sein, gebt etwas Wasser hinzu. „Er darf aber nicht aussehen wie ein Pfannkuchenteig, lieber etwas zäher“, rät Oma Karin.
  3. Nebenbei erhitzt ihr Salzwasser in einem großen Topf. Ein paar Tropfen Öl helfen dabei, dass die Spätzle nicht kleben.
  4. Wenn das Wasser kocht, gebt ihr die Spätzle hinein: Dafür könnt ihr eine Spätzlepresse, einen Shaker oder einen Spätzleschaber mit passendem Brett verwenden. Solltet ihr nichts davon zuhause haben: kein Problem. Man kann sich auch mit Brett und Messer behelfen. Dazu gebt ihr Teig auf das Brett und streicht ihn hauchdünn aus. Mit dem Messer schabt ihr nun möglichst dünne und lange Spätzle ins kochende Wasser. Dabei solltet ihr immer darauf achten, Brett und Messer regelmäßig ins Salzwasser zu halten, dann klappt’s flüssiger.
  5. Sobald die Spätzle an der Oberfläche schwimmen, herausnehmen. Wenn sie länger kochen, werden sie klebrig.
  6. Die Spätzle kurz unter kalten Wasser schwenken und anrichten.

Das braucht ihr für die Linsen:

  • 500 Gramm Linsen (beispielsweise Alb Leisa oder Tellerlinsen)
  • 1 Suppengrün
  • 1 Zwiebel
  • 1 Scheibe Bauchspeck
  • Saitenwürstle
  • Gemüsebrühe
  • 1,5 Liter Leitungswasser
  • Essig
  • Butter oder Öl
  • Optional: 2 weitere Zwiebeln

So bereitet ihr die Linsen zu:

  1. Für die Linsen schneidet ihr das Suppengrün in Würfel und hackt die Petersilie klein, ebenso wie die Zwiebel.
  2. Nun gebt ihr Butter oder Öl in einen Topf und dünstet darin die Zwiebeln bei mittlerer Hitze glasig an. Auch das Suppengrün darf darin nun ein paar Minuten brutzeln. Wer Bauchspeck mag, darf auch diesen kurz im Topf anbraten.
  3. Anschließend gebt ihr die Linsen hinein und übergießt sie mit Wasser. Damit sie nicht am Boden anbrennen, achtet darauf, dass die Hitze nicht zu hoch wird und sie vollkommen mit Wasser bedeckt sind. Etwa 35 Minuten müssen die Linsen nun köcheln. Der Schweinebauch köchelt die Zeit über einfach mit.
  4. In der Zwischenzeit könnt ihr optional noch geschmälzte Zwiebeln zubereiten. Dafür die Zwiebeln in Scheiben schneiden und einfach in einer Pfanne mit Butter oder Öl so lange anbraten, bis sie braun sind.
  5. Erst wenn die Linsen gar sind, würzt ihr sie mit Gemüsebrühe nach. Denn gebt ihr Salz zu früh hinein, werden die Linsen hart. Nun noch mit Salz und Pfeffer abschmecken.
  6. Schwaben mögen die Linsen mit viel Essig. Einen Schuss könnt ihr in den Topf geben, aber vorsichtshalber sollte jeder selbst am Tisch mit Essig nachwürzen.
  7. Wer Seitenwürste mag, kann sich diese in einem extra Topf erhitzen oder einfach für ein paar Minuten zu den Linsen legen.

Falls ihr jetzt Hunger auf mehr schwäbisches Comfort-Food habt: Oma Trudel hat uns hier ihr Rezept für Maultaschen verraten. Und nun: Guten Appetit!