Vor Weihnachten ist die Bereitschaft groß, Geld für einen guten Zweck zu geben. Das wird ausgenutzt.

Stuttgart - Aufmerksamkeit erregen und Gutes tun - das kann durchaus zusammenpassen, wie die Popstars Lady Gaga, Usher und Justin Timberlake gerade zeigen. Sie haben sich zum 1. Dezember, dem diesjährigen Welt-Aids-Tag, eine Art Erpressung ihres Publikums ausgedacht: Vom 30. November an wollen die Stars so lange keine persönlichen Nachrichten mehr über Facebook und Twitter verbreiten, bis ihre Fans nicht mindestens eine Million Dollar (rund 755.000 Euro) für die Hilfsorganisation "Keep a Child Alive" gespendet haben. Die Organisation hilft HIV-infizierten Kindern in Afrika und Indien.

Diese Aktion ist nur ein Beispiel, wie geschickt sich Kommerz und Spendenaufruf miteinander verbinden lassen - zum Wohle beider Seiten. Klar ist, dass es ohne Spenden viele sinnvolle und hilfreiche Projekte nicht geben würde, und zwar auf internationaler wie lokaler Ebene. Die Aktion "Hilfe für den Nachbarn" der Stuttgarter Zeitung ist ein gutes Beispiel, wie mit Hilfe von Spenden Menschen in Not unbürokratisch geholfen wird.

Zwischen zwei und fünf Milliarden Euro an privaten Spenden kommen nach Angaben der Stiftung Warentest alljährlich in Deutschland zusammen - "je nachdem, welche Statistik man befragt", fügen die Berliner Warentester an. Sie haben im Dezemberheft "Test" stichprobenweise zehn Spendenorganisationen näher unter die Lupe genommen. Ihr Rat: "Gesunder Menschenverstand reicht oft aus, um dubioses Spendenansinnen zu bemerken."

Oft kommt nur ein Bruchteil der Gelder an


Hellhörig waren die Tester schon aufgrund ihres "Bauchgefühl" gerade dort geworden, wo weitere Recherchen Grund zum Misstrauen gaben: bei den beiden stark Mitleid erweckenden Organisationen "Mensch Umwelt Tier" und "Aktion Tier - Menschen für Tiere". Letztere investiert laut Warentest 51 Prozent ihrer Ausgaben in die Öffentlichkeit und weitere 19 Prozent in Werbung und Verwaltung. Dem Spendengrund, also verwahrlosten Tieren, kommt mithin nur ein Bruchteil der Geldgaben zugute. Daher ist die Aktion auch nicht als gemeinnützig anerkannt und wird vom Deutschen Zentralinstitut für soziale Fragen DZI (siehe Information) nicht empfohlen. Auch "Mensch Umwelt Tier" hat sich weder vom DZI noch von der Stiftung Warentest in die Karten schauen lassen - Zahlen zum Spendenaufkommen und zur Mittelverwendung wurden nicht geliefert.

Ein wichtiger Rat - nicht nur der Berliner Warentester - lautet, sich nicht unter Druck setzen zu lassen. Spenden sollten grundsätzlich freiwillig gegeben werden. Dass auch große Hilfs- und Umweltschutzorganisationen mit professioneller Hilfe - und zwar gegen Provision - um Spender werben, wollte die Stiftung Warentest nicht beanstanden: Profiwerber seien einfach erfolgreicher, heißt es in der Branche.