Nach einer Spendenaktion konnte der an Leukämie erkrankten Marianna Kalabaj geholfen werden. Die 15 000 Euro sind aufgrund der immensen Arzt- und Medikamentenkosten allerdings nur ein Tropfen auf den heißen Stein.

Zuffenhausen - Die kleine Emilia streckt ihre Arme aus und greift nach einer Tasse, die vor ihr auf dem Tisch steht. Ihre Mutter Marianna hält sie sanft zurück; nicht, dass noch etwas zu Bruch geht. Ob Mutter und Kind jemals zusammen am Kaffeetisch sitzen können, war bis vor wenigen Monaten ungewiss. Denn erst am 30. Juli konnte der an Leukämie erkrankten Ukrainerin Marianna Kalabaj mit einer teuren Knochenmarktransplantation dauerhaft geholfen werden. Das war eine Hilfe, die ohne die Spendenbereitschaft und den Einsatz vieler Zuffenhäuser nicht möglich gewesen wäre. „Das war erstaunlich“, sagt Dieter Kümmel, der Pfarrer der Pauluskirche.

 

Die evangelische Kirchengemeinde Zuffenhausen hatte im Mai einen Spendenaufruf gestartet. Dieter Kümmel ist mit dem Ergebnis zufrieden. Insgesamt sind bei der Aktion rund 15 000 Euro zusammengekommen – und das, „obwohl Zuffenhausen keine reiche Gemeinde ist“, sagt Kümmel. „Da waren wir schon überrascht, dass etwa 140 Bürger gespendet haben.“ Bis Weihnachten soll noch weitergesammelt werden: „Unser Ziel sind 20 000 Euro“, sagt der Pfarrer.

Kaum mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein

Was sich auf den ersten Blick nach viel Geld anhört, ist angesichts der immensen Arzt- und Medikamentenkosten kaum mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein. „Allein die Medikamente für etwa drei Monate kosten etwa 16 000 Euro, die ambulante Nachbehandlung 40 000 Euro“, sagt Elena Berrer. Sie ist die Cousine von Marianne, ihre Stütze und Übersetzerin. Sie hat die hochschwangere Marianna nach Deutschland geholt, nachdem die ukrainischen Ärzte ihr kaum Hoffnung auf eine Knochenmarktransplantation gemacht hatten. Die Experten im Uniklinikum Tübingen waren dagegen zuversichtlich, einen geeigneten Spender zu finden. Und in der Tat: Nur wenige Tage nach der Geburt von Emilia am 21. Juni, wurde Marianna mit einer Chemotherapie auf die Knochenmarkverpflanzung vorbereitet. Am 30. Juli war es soweit: Sie wurde operiert. „Durch die Chemotherapie sind Marianna zwar die Haare ausgefallen, aber insgesamt ging es ihr nach dem Eingriff gut“, sagt die Cousine.

„Das hat uns sehr viel Kraft gegeben“

Nach der Operation bereitete Elena Berrer ihre Zuffenhäuser Wohnung auf die Ankunft von Cousine und Großnichte vor. Die Katze und die Pflanzen mussten weichen, genauso wie sämtliche Teppiche. Die Infektionsgefahr für Marianna war zu groß. Nach sechs Wochen wurde die 32-Jährige aus der Klinik entlassen. „Sie hat sich so gefreut“, erinnert sich Elena Berrer. Auch der Zuspruch der Zuffenhäuser sei überwältigend gewesen. „Es kommt nicht darauf an, wie viel Geld gespendet wird“, sagt Berrer. Genauso wichtig sei das Zwischenmenschliche. Und das habe gestimmt, sagt die Zuffenhäuserin. „Das hat uns sehr viel Kraft gegeben.“ Allein in ihrer Nachbarschaft seien viele auf sie zugekommen, hätten sich nach Marianna erkundigt, der Familie unter die Arme gegriffen. „Beispielsweise haben wir uns über eine Packung Windeln nach Emilias Geburt gefreut“, sagt Berrer. Marianna geht es heute den Umständen entsprechend gut – obwohl sie täglich 20 Tabletten nehmen und einen strengen Essensplan befolgen muss. Rohkost ist für sie beispielsweise tabu – und das für die nächsten zwei Jahre. „Das ist aber ein Preis, den wir gerne bezahlen“, sagt Berrer. „Und wer weiß, vielleicht können wir in zwei Jahren die Tabletten reduzieren und sie irgendwann sogar ganz weglassen. Die Hoffnung haben wir jedenfalls.“