Ein spezieller Kopfhörer für Kinder beschränkt die Lautstärke auf 85 Dezibel. Über das Design lässt sich streiten, aber die Idee überzeugt.

Leben: Ricarda Stiller (rst)
Stuttgart - Wie wäre das angenehm, wenn künftig auch alle Jugendlichen und Erwachsenen nur noch mit einem Schallpegel von maximal 85 Dezibel (dB) auf den Ohren in der U-Bahn oder im Bus säßen! Sie würden nicht nur ihr eigenes Gehör schonen, sondern auch die Nerven der Mitfahrenden, die nach einem langen Arbeitstag vielleicht keine 130 Beats in der Minute, Rap oder Rock mehr mitanhören wollen.

Konzipiert und gestaltet ist der Kopfhörer Myphones mit der eingebauten Lautstärkebegrenzung bis jetzt lediglich für Kinder. Er gefällt den Drei- bis Sechsjährigen ganz besonders gut. Spätestens ab dem Grundschulalter ist er den Kindern definitiv nicht mehr cool genug. Dabei könnte er es sein, denn Trendsetter laufen schon seit geraumer Zeit mit ausladenden Hi-Fi-Stereokopfhörern durch die Straßen. Diese schirmen zusätzlich von der Außenwelt ab und bieten in der Tat ein deutlich besseres Klangerlebnis als die winzigen In-Ear-Kopfhörer, die beinahe in der Ohrmuschel verschwinden. Wobei das Abschirmen von allem um einen herum im Straßenverkehr selbstverständlich auch als Fußgänger viel zu gefährlich ist.

Verrutscht nicht und drückt nicht


Angegeben wird das Alter der Zielgruppe für die Myphones der Firma Griffin mit drei bis zwölf Jahren. Der Kopfhörer lässt sich auf die Kopfgröße individuell einstellen - und passt Kindern daher tatsächlich sehr gut. Er verrutscht nicht, und trotzdem drückt nichts. Als kleines Gimmick lassen sich die Dekors (in der Abbildung der orangefarbene Ring) austauschen. Drei Motive in unterschiedlichen Farben werden mitgeliefert. Der Ladenpreis liegt bei 39,95 Euro.

Wer sich keinen Kopfhörer mit Lautstärkebegrenzung zulegen möchte, kann den Pegel an vielen Geräten direkt begrenzen. Bei einer jüngst durchgeführten Untersuchung im Auftrag der EU-Kommission kam heraus, dass fünf bis zehn Prozent der Nutzer von mobilen Musikwiedergabegeräten einen dauerhaften Verlust ihres Gehörs riskieren, wenn sie für mehr als eine Stunde am Tag über fünf Jahre hinweg laute Musik hören. Die für Verbraucher zuständige EU-Kommissarin Meglena Kuneva sagte dazu: "MP3-Player lassen sich leicht so laut stellen, dass sie das Gehör schädigen. Dies geschieht vor allem auf verkehrsreichen Straßen oder in öffentlichen Verkehrsmitteln. Insbesondere junge Menschen haben nachweislich keine Vorstellung davon, wie sehr sie ihr Gehör damit schädigen ." Die EU-Kommission beschäftigt sich aktuell mit diesem Thema und schlägt eine Grundeinstellung für mobile Abspielgeräte auf 85 dB vor. Generell sollen die Anwender jedoch die Möglichkeit haben, die Begrenzung auf 100 Dezibel anzuheben.

Zum Vergleich: normale Konversation findet in der Regel bei 6o dB statt, am Arbeitsplatz ist ab 85 Dezibel ein Gehörschutz Pflicht. Ein startendes Flugzeug oder ein Krankenwagen erzeugen einen Geräuschpegel von etwa 120 Dezibel. Das Tückische ist, dass Musik wesentlich angenehmer wahrgenommen wird als etwa Baustellen- oder Verkehrslärm. Eltern sollten mit ihren Kindern möglichst frühzeitig über hörschädigenden Lärm und Schutzmöglichkeiten reden. Fernseher und Musikgeräte zu Hause sollte man möglichst leise stellen und auf ständige Hintergrundmusik unbedingt verzichten. Ein kleiner Tipp, wie man sich an leisere Töne gewöhnt: Man stellt die Lautstärke zwei, drei Lieder lang deutlich niedriger ein als gewohnt. Schaltet man anschließend auf 85 Dezibel, so kommt es einem gar nicht mehr so leise vor.