Die Pflege der öffentlichen Spielplätze ist eine Aufgabe der Stadt, die dafür neben dem Bauhof auch eine externe Firma bezahlt. Aber heißt das auch, dass der Nachwuchs überall Spaß am Toben hat?

Fellbach - An vielen Stellen hat sich die Stadt Fellbach für die laufende Remstal-Gartenschau aufgehübscht. Der private Garten von Ilse Englert könnte ein Teil davon sein, so gepflegt, wie er ist. Passend prangt eine hölzerne Remstal-Biene über einem Grün, auf dem Unkraut keine Chance hat. Die Freude über diesen Anblick schwindet, wenn die 76-Jährige aus ihrem Küchenfenster schaut.

 

Unkraut erobert sich zunehmend den Sand

Hinter ihrem Haus in der Maicklerstraße ist der Spielplatz Tizianweg, schützend flankiert von Wohngebäuden – und einen größeren Kontrast zum Privatgarten kann es kaum geben: Kinder spielen hier keine, trotz des schönen Wetters auf diesem von außen nicht einsehbaren und ruhigen Gelände. Die zwei Sitzbänke, ein Holzpferd, Schaukel und Rutsche haben ihre besten Zeiten sichtlich hinter sich. Büsche wachsen durch die Rückenlehnen der Bänke, Moos hat sich ausgebreitet. Unkraut erobert sich zunehmend den Sand, Unmengen von Samen und Blätter umstehender Lindenbäume legen sich drüber, es mutet an wie im Herbst. Auch ein paar Zigarettenkippen sind im Sand zu sehen, eine einsame Sandschaufel liegt mutmaßlich schon länger unberührt da. „Kein Kind kann mehr auf diesen Spielplatz“, sagt Ilse Englert.

Doch die Stadt kommt mit der Pflege nicht so hinterher

Das war schon mal anders. Bis vor rund zehn Jahren hat sie mit ihrem Mann an dieser Stelle viel besuchte Spielplatzfeste organisiert. Einmal im Jahr wiesen bunte Luftballons den Weg zum Fest, Spiele und Aktionen lockten den Nachwuchs und die Eltern hierher. In Eigeninitiative kümmerten sich die Englerts um „ihren“ Spielplatz, bis es aus Altersgründen nicht mehr ging. Mit dem jetzt ungepflegten Zustand mag sie sich aber nicht abfinden. „Das tut weh, nach den Jahren unserer Pflege.“

Dafür ist ohnehin die Stadt zuständig. Doch die kommt nicht so hinterher, wie sich Ilse Englert, die rührige frühere Kreisvorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbunds, das wünscht – und die regelmäßig telefonisch nachhakt.

Aber auch ohne Beschwerde sei die Stadt nach festem Plan aktiv

Wer die auf einem Schild am Spielplatz veröffentliche Hotline der Stadt anruft, landet beim Tiefbauamt. Dort wird entschieden, ob und wie schnell es Handlungsbedarf gibt. „In der Regel kommt die Beschwerde zu recht“, sagt der Amtsleiter Thomas Stengel. „Die Leute sollen nicht bruddeln, dafür gibt’s ja die Nummer.“ Vor allem nach Wochenenden häufen sich die Anrufe. Liegen etwa Scherben herum, weil eine Feier ausgeartet ist, oder bei einer Sachbeschädigung „schicken wir sofort den Bauhof raus“. Aber auch ohne Beschwerde sei die Stadt nach festem Plan aktiv, erklärt Stengel. So werde an allen Spielplätzen regelmäßig der Müll geleert, jährlich stehe eine Spezialreinigung des Sandes an, „bei Bedarf auch öfter“, sagt der Amtsleiter. Der Bauhof testet auch die Spielgeräte, ob ein Nagel herausragt, ob alles fest und sicher ist. Bei Bedarf wird ein Schreiner aktiv.

Die Spuren auf der Bank waren indes auch noch Tage später erkennbar

Weil der Bauhof in der Hauptnutzungszeit der Spielplätze von März bis Oktober zu viele andere Aufgaben wahrnimmt, ist eine externe Firma mit im Boot, für die Reinigung ganzjährig – was sich die Stadt rund 120 000 Euro kosten lässt.

Von all diesem Engagement bekommt Ilse Englert wenig mit. Beim Blick aus ihrem Küchenfenster schüttelt sie den Kopf. Nach einem Ferienwochenende kündeten zuletzt kaputte Flaschen und Erbrochenes auf einer Sitzbank von einem mutmaßlich jugendlichen Gelage. Die Flaschen waren schnell weg. Die Spuren auf der Bank waren indes auch noch Tage später erkennbar. „Das ist doch auch eine Frage der Gesundheit“, sagt Ilse Englert, die sich wie in alten Gewerkschaftszeiten engagiert einmischt, wenn ihr etwas nicht passt. Und schon mal, nach Vorwarnung, die Polizei hinzuzieht, wenn Jugendliche auf dem Spielplatz vor ihrem Fenster kiffen.

Für dessen Bau muss ein Spielplatz weichen

„Trotz unserer Routine-Checks“ sei für die Stadt nicht alles gleich erkennbar, sagt Thomas Stengel entschuldigend. „Wir sind deshalb auch darauf angewiesen, dass sich die Bürger melden.“ Das wird Ilse Englert denn auch weiterhin tun. Sie hofft, dass die Stadt die etwas ruhigere Zeit der Sommerferien dazu nutzt, den Spielplatz Tizianweg auf Vordermann zu bringen. Bäume am Platz wurden jüngst zurückgeschnitten, ausgerechnet der Bewuchs um den Spielplatz herum aber nicht.

Thomas Stengel gibt zu, dass dieser Platz „in die Jahre gekommen“ ist – und die Stadt in naher Zukunft hier auch nicht mehr groß investieren wird. Der Grund dafür ist das Großprojekt Maickler-Schulzentrum. Für dessen Bau muss ein Spielplatz weichen, als Ausgleich soll der Tizianweg aufgewertet werden. Bis dieser „größer und schöner“ ist, wie Stengel sagt, und dann auch von der Konzeption her zeitgemäß wird, dürfte es aber noch ein bis zwei Jahre dauern. So lange mag Ilse Englert nicht warten müssen: „Ich will, dass hier wieder Kinder spielen.“

Die Stadt Fellbach und ihre öffentlichen Spielplätze

Die Zahl der Spielplätze, die die Stadt Fellbach betreut, ist groß. Alleine in der Kernstadt sind es laut Angaben des Tiefbauamts 31. Weitere 19 werden für Schmiden aufgeführt, in Oeffingen stehen 13 Spielplätze auf der Liste. Dazu kommen im ganzen Stadtgebiet neun Bolzplätze sowie der Skaterpark in der Tainer Straße.

Bei der Gestaltung von Spielplätzen spiegelt sich auch der Zeitgeist wider, wann er geplant wurde. Zudem ändern sich pädagogische Konzepte, wie der im Mai eingeweihte Platz im Park der Schwabenlandhalle zeigt. Das Motto „Teich“ ist der rote Faden, die Kinder finden neben Kletter- und Rutschtürmen auch einen Wasserlauf, sogar ein „Angel-Laden“ ist zu finden. In das bunt gestaltete Areal von 1000 Quadratmetern wurden 300 000 Euro investiert.

Wer an einem Spielplatz eine Beschädigung entdeckt, die dringend behoben werden sollte, kann sich unter der Nummer 0711/ 58 51 246 an die Stadt wenden.