Spielplatz in Stuttgart-Süd Geräteschwund ärgert Eltern und Kinder
Der Eiernestspielplatz im Stuttgarter Süden ist kein Einzelfall: Alte Spielgeräte werden abgebaut, neue lassen jahrelang auf sich warten. Was sagt die Stadt dazu?
Der Eiernestspielplatz im Stuttgarter Süden ist kein Einzelfall: Alte Spielgeräte werden abgebaut, neue lassen jahrelang auf sich warten. Was sagt die Stadt dazu?
Und schwupp, dann war auch die Wackelbrücke weg. Da staunen die Kinder vom Eiernest in Stuttgart-Süd nicht schlecht: Wie von Zauberhand verschwinden auf dem großen Spielplatz an der Eierstraße nach und nach die Spielgeräte. Doch nicht Magie oder gar Diebstahl sind dafür verantwortlich, dass Klettergerüste und Holzbauwerke immer weniger werden, sondern die Stadt selbst. Das Problem: Auf Ersatz für die demontierten Spielgeräte warten Kinder und Eltern bislang vergeblich. Kein Einzelfall auf Stuttgarts Spielplätzen.
Sind Holzkonstruktionen auf öffentlichen Spielplätzen morsch und vom Pilz befallen, handelt das zuständige Garten-, Friedhofs- und Forstamt im Sinne der Sicherheit der Kinder rasch und unbürokratisch. Wie Anfang dieses Jahres, als ein langer Holzsteg und eine Hängebrücke zwischen zwei Spieltürmen auf dem Spielplatz Eiernest aus Sicherheitsgründen entfernt wurden.
Mitja Dostal, Vater von drei Kindern, hat den Aderlass auf dem Spielplatz über Jahre dokumentiert: Die lange Holzbrücke ist das nunmehr dritte große Spielgerät innerhalb von sechs Jahren, das demontiert werden musste. Zuvor hatte die Stadt bereits 2020, zu Beginn der Pandemie, ein Klettergerüst mit Netz und ein dickes Balancierseil abgebaut. „Und Anfang 2017 die Holzpodeste im Wasserspielbereich“, erzählt der 35-Jährige.
Dostal wohnt mit seiner Familie in der benachbarten Eiernest-Siedlung und nutzt den Spielplatz intensiv. Für die Demontage aus Sicherheitsgründen zeigt er Verständnis. Nicht aber dafür, dass schon vor sechs Jahren die ersten Spielgeräte verschwanden, seitdem aber nie neue aufgebaut wurden.
Dass der Rückbau ruckzuck vonstattengeht, auf Ersatz aber lang gewartet werden muss, ärgert auch Caroline Stange, deren Kinder den nahen katholischen Bruder-Klaus-Kindergarten besuchen. „Es wurden schon mehrere Gelbe Karten an die Stadt geschickt, um auf den Missstand aufmerksam zu machen“, sagt Stange.
Der Kindergarten ist nicht die einzige Einrichtung, die die beliebte öffentliche Spielfläche am Rand von Heslach nutzt. Auch die Schüler der Lerchenrain-Grundschule verbringen hier viel Zeit, wie Jonas Stürtz, Leiter der Ganztagesbetreuung an der Schule unterstreicht. Hinzu kommen neben den Bewohnern des Viertels der Kinderladen Eierstraße und die Kolping-Kita.
„Das Einzugsgebiet des Spielplatzes ist sehr groß“, sagt Dostal. Das zuständige Garten-, Friedhofs und Forstamt verweist auf Anfrage der Eltern darauf, dass für den Spielplatz Eiernest im Doppelhaushalt 2024/2025 keine Mittel zur Verfügung stehen. Man versuche kurzfristig mit „kleineren Anbauteilen“ Ersatz zu schaffen, so das Amt. Um dem Anliegen der Eltern und der Kinder Nachdruck zu verleihen, ist Dostal nun auch auf den Bezirksbeirat Süd zugegangen.
Was viele der betroffenen Eltern ärgert: Steht frühestens 2026 wieder Geld für den Spielplatz zur Verfügung, dauert es schon rein theoretisch mindestens drei bis vier Jahre, bis sich überhaupt etwas bewegt. In dieser Zeit sei eine ganz Kindergeneration aus dem Spielplatzalter herausgewachsen. Für viele Kinder kommen dann neue Spielgeräte zu spät.
Stürtz verweist darauf, dass die Verwaltung sich auf die Fahnen schreibe, eine kinderfreundliche Stadt sein zu wollen. Ende April wurde das Zertifikat „Kinderfreundliche Kommune“ verlängert. Ihn ärgert, dass zwar rasch 20 Millionen Euro für die Mehrkosten am Stadionumbau bereitgestellt werden können, aber man einen „vergleichsweise kleinen Betrag für Spielplätze nicht aufbringt, wenn es kurzfristig nötig ist.“