„Rote Karte für V-Leute“ hatten die Grünen ihren Antrag überschrieben, in dem sie von der Polizei forderten, sie solle über den Einsatz von Vertrauenspersonen informieren – im Sportausschuss sprach am Dienstag niemand mehr von einem Platzverweis.

Stuttgart - „Rote Karte für V-Leute“ hatten die Grünen ihren Antrag überschrieben, in dem sie von der Polizei forderten, sie solle über den Einsatz von Vertrauenspersonen „oder verdeckten Ermittlern in der Fanszene des VfB Stuttgart“ informieren. Im Sportausschuss sprach am Dienstag niemand mehr von einem Platzverweis, nicht einmal der Antragsteller Benjamin Lauber. Nach dem Vortrag des stellvertretenden Polizeipräsidenten Reinhold Hepp beließ er es bei „leichten Zweifeln“ und dem Ratschlag für den Kripo-Chef, er persönlich „würde davon abraten“.

 

Die Stuttgarter Fanszene hatte aufgeheult, als im Nachgang des Bekenntnisses des nordrhein-westfälischen Innenministeriums, zur Gefahrenabwehr V-Leute einzusetzen, auch die Behörden in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz einräumten, in der Szene Personen zu rekrutieren, die gegen Geld aussagen. Von unverhältnismäßigem Mitteleinsatz war die Rede. Auch Lauber sagte, das Polizeigesetz sehe gewiss nicht den Einsatz von V-Leuten für Fans vor, die Pyrotechnik ins Stadion schmuggelten oder gegen das Vermummungsverbot verstießen, sondern für Straftaten wie schweren Landfriedensbruch, Waffenschmuggel und organisierte Bandenkriminalität.

Reinhold Hepp erklärte den Stadträten und sachkundigen Bürgern im Sportausschuss, in Stuttgart würden „punktuell und anlassbezogen“ solche Personen kontaktiert, um gewalttätige Ausschreitungen zu verhindern. Die Polizei sei auf die Erkenntnisse aus der Szene angewiesen, „um zur richtigen Zeit zur Stelle zu sein“. Damit würde aber keinesfalls die gesamte Cannstatter Kurve kriminalisiert. Hepp sagt, es gehe um Infos über „Drittorte“ außerhalb der sicheren Arenen, wo sich die gewaltbereiten Gruppen zu Prügeleien träfen. Zuzuschauen, wie sich die Hooligans gegenseitig attackieren, ist der Polizei natürlich untersagt. Es bestehe zudem die Gefahr, dass Unbeteiligte zu Schaden kämen.

Verständnis für beide Seiten

Der Vize-Polizeipräsident hat im Sportausschuss nur wenige Details nennen wollen. Den Kreis der gewaltbereiten Personen im Umfeld der Fußballvereine schätzt er auf 400, in den vergangenen Jahren habe man zehn „Drittort-Auseinandersetzungen“ infolge von Informationen durch V-Leute verhindern können. Nicht erfolgreich war man beim Europa-League-Spiel des VfB in Kopenhagen und beim Überfall von Mainzer Hooligans durch Anhänger aus Kaiserslautern. Auch Stuttgarter Fans seien bei der Kaperung des Busses dabei gewesen, sagte Hepp. Es geben in der Szene also auch „Transferleistungen“.

Der Grünen-Stadtrat Benjamin Lauber versteht einerseits die Polizei, anderseits die Fanszene, die sich provoziert fühle. „Schließlich lässt sich niemand gerne bespitzeln“, schon gar nicht „mit nachrichtendienstlichen Mitteln“. In einem Atemzug mit den Protagonisten der rechtsradikalen NSU genannt zu werden, sei nicht angenehm.

Der FDP-Fraktionschef Bernd Klingler sagte, die Sicherheit der Zuschauer müsse gewährleistet sein. „Zustände wie in Dresden“ dürfe es in Stuttgart nicht geben. Den Verdacht, die Gewalt nähme zu, je schlechter der VfB spiele, vermochte Reinhold Hepp aber zu entkräften: Den Verantwortlichen gehe es nicht um Fußball, sie nützten nur die Bühne, die der Verein ihnen biete.