Die 16-Jährige aus Schmiden verteidigt bei den deutschen Meisterschaften in Leipzig ihre fünf Titel.

Sport: Gerhard Pfisterer (ggp)

Leipzig - Die Olympischen Spiele stehen über allem. 2008 in Peking war Deutschland erstmals seit der Aufnahme der Rhythmischen Sportgymnastik in das Programm des Großereignisses nicht in dieser Sportart vertreten. Dieses Jahr in London wird das anders sein. Sowohl die Nationalgruppe aus Schmiden als auch Jana Berezko-Marggrander haben sich qualifiziert. Jetzt geht es nur noch darum, gesund in Großbritannien anzukommen. Deshalb hat die 16-jährige Einzelstarterin kurzfristig auch ihre Teilnahme an den deutschen Meisterschaften in Leipzig aufgrund von Mittelfußproblemen abgesagt und sich auf die Zuschauerrolle verlegt: Nur kein Risiko eingehen. „Das war eine Vorsichtsmaßnahme“, sagte die Trainerin Galina Krilenko.

 

So hat Deutschlands beste Sportgymnastin noch immer keinen nationalen Meistertitel in der Meisterklasse (16 Jahre und älter) vorzuweisen. Denn vergangenes Jahr hatte Jana Berezko-Marggrander aufgrund eines Auftritts beim Weltcup in Kiew nicht mitmischen können. „Man muss Prioritäten setzen – sie ist noch jung, sie hat noch eine lange Zeit vor sich“, sagte Galina Krilenko. Damals wie diesmal nutzte Jana Berezko-Marggranders Schmidener Trainingspartnerin Laura Jung (TV St. Wendel) die Gunst der Stunde. Die 16-Jährige gewann am Samstag und Sonntag erneut alle fünf Titel in der höchsten Altersklasse.

Laura Jung lässt den Konkurrentinnen keine Chance

Bis vor Kurzem noch war fraglich, ob Laura Jung überhaupt je wieder turnen würde. Sie hatte nach der nationalen Ausscheidung um die Teilnahme am vorolympischen Turnier in London im Januar mit der Qualifikation für die Olympischen Spiele, die an ihre Trainingspartnerin Jana Berezko-Marggrander ging, eine ausgedehnte Pause eingelegt. Sieben Wochen lang verzichtete sie auf das Training und dachte intensiv über ihre sportliche Zukunft nach. Mittlerweile übt sie nach gutem Zureden von Galina Krilenko aber wieder, bestritt vergangenes Wochenende mit dem Weltcup in Corbeil-Essonnes/Frankreich erstmals in diesem Jahr einen Wettkampf – und ist seit dem Wochenende insgesamt zehnmalige deutsche Meisterin.

Laura Jung ließ den anderen Athletinnen in der Arena Leipzig keine Chance. Am Samstag im Mehrkampf deklassierte sie die Konkurrenz regelrecht. Nach den vier Übungen hatte sie an der Spitze des Feldes mit 110,279 Punkten mehr als 15 Zähler Vorsprung auf Rana Tokmak (TV Wattenscheid), die mit 94,656 Punkten Rang zwei belegte. Das sind Welten in der Rhythmischen Sportgymnastik, in der ansonsten Zehntel, Hundertstel und bisweilen sogar Tausendstel den Unterschied machen. Den dritten Platz im Mehrkampf sicherte sich Lea Godejohann vom TSV Schwerin (93,414). Auch bei den Gerätefinals am Sonntag war Laura Jung nicht zu bezwingen und gewann vier weitere Titel mit Reifen, Band, Keulen und Ball. „Das war super – das war ein Klassenunterschied, sie hat sehr gut geturnt“, sagte Galina Krilenko.

Anastasia Kempf und Karin Smirnov werden ebenfalls Erste

In der Jugendleistungsklasse 15 (Jahrgang 1997) war Anastasia Kempf am Samstag im Mehrkampf erfolgreich. Sie siegte zudem am Sonntag mit dem Reifen, dem Band und dem Ball. Im Gerätefinale mit den Keulen wurde sie Zweite. „Das war ein sehr wichtiger Start für sie im Hinblick auf die Europameisterschaften“, sagte Galina Krilenko. Die Titelkämpfe werden vom 30. Mai bis 3. Juni in Nischni Nowgorod/Russland ausgetragen. „Anastasia hat zwar kleine Fehler gemacht, aber das passt – wir haben ja noch ein paar Tage Zeit bis zur EM.“

In der Jugendleistungsklasse 13 (Jahrgang 1999) siegte ebenfalls ein Mädchen aus Schmiden: Karin Smirnov gewann sowohl den Mehrkampf als auch alle vier Gerätefinals. „Sie ist eine sehr gute Gymnastin und hat stabil geturnt“, sagte Galina Krilenko. Karin Smirnovs Trainingspartnerin Jana Martin erreichte im Mehrkampf Rang vier. Mit dem Band wurde sie Zweite, mit dem Reifen Dritte und mit den Keulen sowie dem Ball jeweils Vierte. „Sie hat großes Potenzial“, sagte Galina Krilenko. Zur Belohnung ging es am Sonntag nach dem Wettkampfende in Leipzig zum Eisessen.