Sportlerinnen bei Olympia 2022 Diese Athletinnen gaben den Spielen ihr Gesicht

Die weibliche Komponente stach bei den Olympischen Spielen in Peking hervor. Foto: imago//Groder

Der Sport bei den Olympischen Spielen in Peking wurde in erster Linie von den Frauen geprägt. Ob Sieg oder Niederlage: Rekorde und Dramen verbanden sich diesmal insbesondere mit Athletinnen.

Peking. - Die Zahl stand schon vorher fest. In Peking, hatte das Internationale Olympische Komitee ermittelt, würden die bisher ausgewogensten Winterspiele stattfinden. Nie gab es mehr Athletinnen (45,44 Prozent), nie mehr Wettbewerbe für Frauen (46 unter sich, elf für Mixed-Teams). Womit niemand gerechnet hatte: Diesmal schrieben die Frauen auch einen Großteil der Schlagzeilen, die Gesichter dieser Spiele waren weiblich. Im Folgenden eine kleine Auswahl ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Die Fotos dazu gibt es in unserer Bildergalerie.

 

Marie-Philip Poulin

Die Kapitänin des kanadischen Eishockey-Teams holte sich nicht nur ihre dritte Goldmedaille, sondern stellte auch einen Rekord auf: Als Center der ersten Reihe schoss Poulin (30) wie schon in Vancouver (2010), Sotschi (2014) und Pyeongchang (2018) Tore im olympischen Finale, beim 3:2-Sieg gegen die USA waren es zwei. Verloren haben die Kanadierinnen nur das Endspiel vor vier Jahren.

Zoi Sadowski-Synnott

Neuseeland ist nicht unbedingt als Wintersport-Hochburg bekannt, holt aber mächtig auf – dank Zoi Sadowski-Synnott (20). Die Snowboarderin machte im Slopestyle-Parcours den ersten Olympiasieg für ihr Land perfekt, seitdem ist sie eine Volksheldin. Und jung genug, um weitere Glanztaten folgen zu lassen.

Irene Schouten

Nur eine Goldmedaille mehr – und das Team der Niederlande wäre dank seiner Dominanz im Eis-Oval die dritterfolgreichste Wintersport-Nation dieser Spiele geworden. Die Stärkste unter den Starken war Irene Schouten (29). Sie gewann drei Gold- und eine Bronzemedaille, stellte zudem über 3000 Meter und 5000 Meter neue olympische Bestmarken auf. Bei ihr lief alles glatt.

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Lara Gut-Behrami

Die Skirennläuferin aus der Schweiz ist mit Fußballprofi Valon Behrami verheiratet, der einst für den Hamburger SV spielte und mittlerweile in der italienischen Zweitklassigkeit bei Brescia Calcio gelandet ist. Trotzdem titelten manche Boulevardmedien nach dem Sieg von Gut-Behrami (30) im Super-G: „Fußballer-Frau holt Gold!“ Was folgte, war ein veritabler Shitstorm – und das völlig zu Recht. Der Kicker kann ja schon froh sein, wenn er nicht künftig über sich die Schlagzeile „Mann von Super-Lara ausgewechselt“ lesen muss.

Marte Olsbu Röiseland

Das norwegische Biathlon-Team gewann in elf Rennen unglaubliche 14 (!) Medaillen, was viel mit Marte Olsbu Röiseland zu tun hatte. Sie war die erfolgreichste Athletin dieser Olympischen Winterspiele, holte drei Gold- und zwei Bronzemedaillen. Nur in der Staffel ging sie leer aus. Das lag allerdings eher an der Schwäche ihrer Teamkolleginnen – beinahe wäre es Röiseland (31) mit einer furiosen Aufholjagd gelungen, die auf Rang drei liegende deutsche Schlussläuferin Denise Herrmann noch abzufangen.

Mikaela Shiffrin

Sie ist der Superstar des alpinen Skisports, die Frau mit dem sichersten Schwung im Weltcup. Dennoch wurde Shiffrin (26) zum traurigen Gesicht dieser Spiele. Dreimal in Folge schied sie in ihren Spezialdisziplinen aus (Slalom, Riesenslalom, Kombination) – wer darauf gewettet hätte, wäre nun reich. Am Schlusstag wurde sie mit dem Mixed-Team der USA auch noch unglückliche Vierte. Zwischendurch hatte sie in den sozialen Medien einige hasserfüllte Nachrichten veröffentlicht, die an sie geschickt worden waren. Es ist nicht immer leicht, ein Superstar zu sein.

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Claudia Pechstein

Sportlich gehört die Eisschnellläuferin nicht mehr zur allerersten Garde, in Deutschland gleitet sie aber immer noch vorneweg. Doch darum ging es Pechstein, die an diesem Dienstag 50 Jahre alt wird, nicht. Sondern um einen Rekord. Peking waren ihre achten (!) Olympischen Spiele, damit ist sie unter den Wintersportlerinnen die Nummer eins. Und könnte eigentlich abtreten. Ob sie das tut? Ließ sie offen.

Veronika Stepanova

Erst gewann die Langläuferin mit der russischen Staffel Gold vor dem deutschen Quartett, dann reagierte sie auf Spekulationen der schwedischen Zeitung „Expressen“. Diese hatte den Verdacht geäußert, die Russinnen könnten womöglich mit dem verbotenen C8-Fluor-Wachs unter den Skiern unterwegs gewesen sein. Auf Instagram meinte sie an den Autor Tomas Pettersson gerichtet: „Tomas – warum schaust Du nicht in meiner Unterhose nach? Vielleicht verstecke ich ja noch einen Motor darin, wie Karlsson vom Dach. Die Überschrift würde sich doch noch besser verkaufen, oder!?“ Der Wahrheitsfindung diente das nicht. Doch zumindest zeigte Stepanova (21) ihre Schlagfertigkeit.

Eileen Gu oder Gu Ailing

Es ist viel geschrieben worden über die US-Chinesin, die sich entschieden hatte, für das Heimatland ihrer chinesischen Mutter zu starten – und dennoch darf sie in dieser Liste nicht fehlen. Für die einen war sie das schöne Gesicht der Spiele, für die anderen eine junge Frau, die sich zum Propaganda-Girl eines autokratischen Staates hat machen lassen. Fakt ist: Es gibt derzeit weltweit keine bessere Ski-Freestylerin als die 18-Jährige, die Doppel-Gold (Halfpipe, Big-Air) und Silber (Slopestyle) abräumte.

Kamila Walijewa

Der Dopingfall des 15-jährigen Eiskunstlauf-Wunderkinds mit all seinen Irrungen und Wirrungen war der Skandal der Olympischen Spiele – und er ist auch noch längst nicht vollständig aufgearbeitet. Zugleich erschütterte es nicht nur die Freunde dieser Sportart, wie die Seele eines russisches Kindes auf dem Eis zerbrach. Ob ein Umdenken stattfindet, womöglich eine Altersgrenze für die Olympiateilnahme eingeführt wird? Man kann es nur hoffen.

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Eteri Tutberidse

Es war überraschend zu hören, dass Thomas Bach doch in der Lage ist, Klartext zu sprechen. Auch für den Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees war Eteri Tutberidse (47) das böse Gesicht der Spiele. Weil sie die russischen Eiskunstläuferinnen nicht nur voller Härte und Unbarmherzigkeit trainiert, sondern nach der missratenen Kür von Kamila Walijewa eine „eiskalte, erschreckende Atmosphäre“ erzeugt habe. So unbarmherzig und gefühllos, meinte der Herr der Ringe, dürfe eine Trainerin niemals reagieren.

Natalie Geisenberger

Die Rodlerin gehörte zu den größten Kritikerinnen der Winterspiele und hatte sich erst nach Telefonaten mit Thomas Bach und anderen IOC-Mitgliedern zur Reise nach China entschlossen. Dort holte Geisenberger (34) Doppel-Gold – und ist nun die erfolgreichste Olympionikin des deutschen Wintersports (6x Gold/1x Bronze). Perfekt gelaufen!

Chloe Kim

Mit 21 Jahren einen Olympiasieg zu wiederholen, ist eine besondere Leistung. Wie 2018 in Pyeongchang war Chloe Kim nun auch in Zhangjiakou die stärkste Snowboarderin in der Halfpipe. Selbstverständlich war das nicht. In den USA ist sie ein Superstar, mit allen negativen Begleiterscheinungen. Weil Stress und Druck zu groß wurden, machte Chloe Kim, die über ihre psychischen Nöte offen spricht, zwischen den Spielen zwei Jahren Pause. Kaum zurück, war sie wieder die Beste.

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