Die in Zuffenhausen hergestellten Sportwagen sind laut Porsche-Produktionsvorstand Reimold gefragt und ein wichtiges Standbein für den Stuttgarter Autobauer. Zudem setzt er aufs E-Auto. Für das Elektroauto wird mehr als eine Milliarde Euro investiert, den Löwenanteil davon in Zuffenhausen.

Stuttgart - Die Geländewagen bekommen bei Porsche ein immer größeres Gewicht. Das Leipziger Werk ist deshalb in den vergangenen Jahren deutlich erweitert worden. Das Stammwerk Zuffenhausen gerate deshalb aber nicht ins Hintertreffen, versichert Produktionsvorstand Albrecht Reimold. „Zuffenhausen hat beste Zukunftsperspektiven. Die zweitürigen Sportwagen sind ein sehr solides Standbein, und die Produktion des ersten rein elektrisch betriebenen Porsche ist eine Jahrhundertentscheidung für diesen Standort“, sagt Reimold im Gespräch mit unserer Zeitung. Diese Entscheidung hat für den Produktionschef die gleiche Bedeutung wie die Vorstellung des Sportwagens Porsche 911 in den sechziger Jahren. „Der Mission E wird neben der Sportwagenikone die neue Ikone von Porsche“, sagt Reimold voraus.

 

Die in Zuffenhausen produzierten Sportwagen sind laut Reimold weiter stark gefragt, vor allem die hochwertig ausgestatteten Fahrzeuge sowie die besonders sportlichen und puristischen Modelle, wie etwa der 911 GT2 RS. Die Fertigung werde fortlaufend gesteigert. „Bei meinem Antritt vor anderthalb Jahren sind rund 200 Fahrzeuge am Tag produziert worden, inzwischen sind wir bei 250 pro Tag“, rechnet Reimold vor. Insgesamt garantieren die Auftragsbestände nach Angaben des Porsche-Vorstands eine gute Auslastung der Werke Zuffenhausen und Leipzig. Teilweise müssten sogar Sonderschichten gefahren werden. In den ersten drei Quartalen dieses Jahres hat Porsche weltweit rund 186 000 Autos verkauft – ein Plus von vier Prozent.

Für das Elektroauto Mission E werden mehr als eine Milliarde Euro investiert, der Löwenanteil davon in Zuffenhausen. Derzeit laufen hier insgesamt 300 Bauprojekte, davon mindestens 30 Großprojekte. „Es gab noch nie so viele Projekte mit einem so dichten Terminplan“, sagt der Produktionschef.

Mit dem Mission E sollen mehr als 1200 neue Arbeitsplätze in Zuffenhausen entstehen

In Zuffenhausen wird der Karosseriebau erweitert und entsteht eine neue Lackiererei. Zudem wird für die Elektroautos eine Montagehalle errichtet. Darüber hinaus wird das Motorenwerk für die Elektromotoren ausgebaut. „Wir liegen derzeit gut im Zeitplan“, so Reimold, „um den Mission E Ende 2019 an den Start bringen zu können.“ Der Bau einer eigenen Montagehalle für Porsches Elektroautos bedeutet laut Reimold keine Grundsatzentscheidung, dass Stromer und Verbrenner getrennt werden sollen. „In Zuffenhausen konnten wir die Montagelinie für die klassischen Sportwagen nicht erweitern“, erläutert Reimold. In Leipzig dagegen würden Fahrzeuge mit Hybridantrieb und mit Verbrennungsmotor heute schon auf einer Linie gefertigt. Falls in Leipzig Elektroautos produziert werden, so der Produktionschef, werden sie auf einer gemeinsamen Linie mit den Verbrennern montiert.

Mit dem Mission E sollen insgesamt mehr als 1200 neue Arbeitsplätze in Zuffenhausen entstehen. Im Wettbewerb um Talente sieht der Porsche-Vorstand das Stuttgarter Unternehmen in einer guten Position. „Im Moment können wir uns nicht beklagen, ein Job bei Porsche ist begehrt“, sagt Reimold. Aber insbesondere IT-Spezialisten seien schwierig zu finden, da diese heute überall stark gefragt seien. Bisher habe man jedoch alle Stellen besetzen können.

In Zuffenhausen sind insgesamt 10 500 Mitarbeiter beschäftigt

Die Planer sind an Bord, und auch die Einstellung der Mitarbeiter in der Fertigung läuft sehr gut, berichtet Reimold. Sie werden zunächst in der Produktion der zweitürigen Sportwagen eingearbeitet, um Erfahrungen zu sammeln und für den nötigen Wissenstransfer zu sorgen. Daher werden laut Reimold auch Mitarbeiter aus der Sportwagenproduktion zum Mission E wechseln. Insgesamt sind derzeit in Zuffenhausen 10 500 Mitarbeiter beschäftigt.

Porsche ist dafür bekannt, mehr Teile und Komponenten als andere Fahrzeugbauer von Zulieferern zu beziehen. Bei den Elektroautos gehen die einzelnen Hersteller unterschiedliche Wege. Während etwa BMW die Elektromotoren selbst herstellt, ist bei Daimler dafür ein Gemeinschaftsunternehmen mit Bosch zuständig. Die Batteriemontage dagegen erfolgt sowohl bei BMW als auch bei Daimler in Eigenregie. Bei Porsche wird der Elektromotor in Zuffenhausen hergestellt, die Batteriemontage übernimmt dagegen der Zulieferer Dräxlmaier. „Alle Teile und Komponenten, die prägend für die Marke sind, entwickeln wir selbst. Ob sie dann zugekauft oder selbst hergestellt werden, wird ganz spezifisch für jedes Bauteil entschieden“, sagt der Produktionschef und fügt hinzu: „Der Motor ist und bleibt eine Kernkompetenz von Porsche.“