Schnelligkeit und Präzision, Kondition und Koordination – das sind die Voraussetzungen, die ein Spieler zwingend benötigt. Jan Siegle von den Squash Devils hat ziemlich viel davon.

Stuttgart - Jan Siegle und Frederik Eichmeier hetzen sich in dem zellenartigen Squash-Court im Point-Sports in Gerlingen hin und her. Es quietscht, es knallt. Die beiden Spieler der Squash Devils Stuttgart tänzeln hin und her, immer in Bewegung, stets den Ball im Blick. Man denkt strategisch bei diesem Sport, damit man der Gummikugel nicht hinterherlaufen muss auf deren Weg über die Front- und Seitenwände, sondern dass man direkt da steht, wo der nächste Schlag nötig wird. Es geht darum, das Zentrum zu kontrollieren, jeder Spieler will sich viele Optionen schaffen. Der Gegner darf nicht wissen, wo der nächste Angriff stattfinden wird. Nicht umsonst wird Squash als körperliches Schach bezeichnet. Vor dem Aufschlag rollt Jan den Ball mit dem Schuh hin und her. Nur warme Bälle sind schnell, bis auf Tempo 200 bringen Profispieler die Bälle – eingesperrt mit einer Gummikugel.

 

Sein Geld verdient Jan Siegle nicht mit diesem Sport, auch wenn er zu den besten Nachwuchsspielern in Deutschland zählt. Am Wochenende will sich der 17-Jährige aus Hirschlanden bei den Deutschen Jugend-Einzelmeisterschaften (DJEM) in Waiblingen den Titel bei den U-19-Junioren holen. Baden-Württembergischer Meister ist er am vergangenen Wochenende schon geworden, dabei hat er im Finale den Teamkollegen Frederik geschlagen. „Mit seiner Genauigkeit und der Schnelligkeit in den Schlägen ist es schwer, gegen ihn zu spielen“, sagt Frederik Eichmeier. Das Jahr hat für Jan gut angefangen. Seine beiden Einsätze im Bundesliga-Team der Devils hat er ebenso gewonnen wie kürzlich das deutsche Jugendranglistenturnier in Krefeld.

Wer es in die Weltelite schafft, kann gut davon leben

Bis er zwölf Jahre alt war, galt seine Liebe dem gelben Filzball, dann nahm ihn sein Bruder zum Squash mit. „Das fand ich dann viel dynamischer, und man hat auch mehr Variationen in den Schlägen“, sagt Jan Siegle . Es ist für ihn immer wieder eine Herausforderung, Konzentration und Kondition in den vier Wänden in Einklang zu bringen. Vernachlässigt man eine Komponente, bricht das System zusammen. Er fand es sehr schade, dass der Weltverband gescheitert ist, Squash in die olympische Sportfamilie aufzunehmen. „Dann hätten wir für den Nachwuchs ganz andere Fördermöglichkeiten“, sagt Udo Bertschinger, seit vielen Jahren Trainer bei den Squash Devils.

Wer es in die Weltelite schafft, kann gut davon leben. Die besten Spieler kommen seit Jahren aus Ägypten und werden dort verehrt wie Boris Becker oder Steffi Graf in Deutschland. Kein Wunder, dass sich Jan Siegle den Weltranglistenersten Mohamed Alshorbagy als Vorbild ausgesucht hat, dessen Spielstil auf den Volley ausgerichtet ist, den stärksten und effektivsten Schlag im Squash. Simon Rösner aus Würzburg, der in der Bundesliga für den SC Paderborn antritt, hat den Sprung in die Top Ten geschafft und misst sich regelmäßig mit der internationalen Elite.

Ein 70 Kilo schwerer Mann verbraucht in einer Stunde Squash rund 890 Kilokalorien

Nach dem Abitur am Johannes-Kepler-Gymnasium in Leonberg würde auch Jan Siegle gerne eine Weile ausprobieren, ob er den Sprung in die Profitour schafft. Studieren kann er auch später noch. Im Bundeskader steht er schon und wird von Landestrainer Patrick Gässler betreut. Fünf Einheiten absolviert der Schüler pro Woche, hinzu kommen Sprints und Ausgleichstraining sowie die Turniere an den Wochenenden. Squash ist seine Leidenschaft.

Und doch scheint der Sport in der Kiste wie ein Relikt aus den Achtzigern. Damals schossen die Courts wie Pilze aus dem Boden, heute hat es das Rückschlagspiel schwer. Dabei ist Squash kein teurer Sport. Als Ausrüstung reichen Hallenschuhe, ein Schläger und ein Squashball. Zudem ist es der Sport mit dem höchsten Kalorienverbrauch – ein 70-Kilo-Mann verbraucht in einer Stunde rund 890 Kilokalorien. „Man hat in den Hochphasen leider die Nachwuchsarbeit vernachlässigt“, sagt Udo Bertschinger. Deshalb sind sie bei den Devils zu Recht stolz auf ihren Talentschuppen. Zu dem Erfolg von Jan Siegle holte der Stuttgarter Verein bei den Landesmeisterschaften noch fünf weitere Titel.