Als Spieler war der Leonberger Patrick Gässler auch international erfolgreich. Nun hat er abseits des Courts seine schmerzhafteste Niederlage erlitten.

Leonberg - Vaterstetten-Parsdorf, Böblingen und Malmö – das sind die drei Orte, an denen Patrick Gässler seine größten Erfolge im Squash gefeiert hat. Im April 2003 gewann der heute 36-Jährige bei der U-19-Europameisterschaft in der bayerischen Kleinstadt die Bronzemedaille. Im Mai 2006 sicherte er sich dann quasi vor der eigenen Haustür zusammen mit dem Franzosen Gregory Gaultier, dem Australier Simon Baker und Manuel Fistonic für die Sport-Insel Stuttgart den deutschen Mannschaftsmeistertitel. Und in Schweden folgte seinerzeit schließlich die Zugabe mit dem Europapokalsieg gegen den englischen Champion aus Bishop’s Storford, womit sich Patrick Gässler und sein damals noch in Vaihingen beheimateter Verein die Krone aufsetzten.

 

So weit zu den Höhepunkten einer eineinhalb Dekaden währenden Ära, an die Patrick Gässler gerne zurückdenkt. Klar, auch bittere Niederlagen hat es in diesem Zeitraum einige gegeben – allerdings war keine so schmerzhaft wie jene, die das erfolgreichste Vaihinger Eigengewächs in diesem Jahr einstecken musste. Geschlagen hat den Schlacks diesmal kein Gegner mit einem Squash-Racket in der Hand, sondern das Coronavirus. Erst im Januar 2019 hatte die ehemalige Nummer 119 der Männer-Weltrangliste als Pächter den Squash-Tempel in Magstadt übernommen. Ein beruflicher Traum ging in Erfüllung. Nun, gerade einmal eineinhalb Jahre später, hat Patrick Gässler jenen aber auch schon wieder begraben müssen. Die Pandemie und die damit einhergehenden Auswirkungen haben alles zunichte gemacht.

Finanzieller Verlust

Notgedrungen hat der Jungunternehmer die Anlage an die Besitzerin zurückgeben – dies mit deutlichem finanziellen Verlust. „Das tut schon sehr weh. Wir hatten aufgrund der guten geografischen Lage auch sehr viele Gäste von den Fildern und waren insgesamt auf einem guten Weg“, sagt Patrick Gässler, der selbst aus Leonberg stammt. Letztendlich seien er und seine Mitstreiter aber zum Handeln gezwungen gewesen, „um nicht in eine noch größere Abwärtsspirale hineinzukommen“. Auch eine kurzfristig initiierte Crowdfunding-Aktion konnte keine Rettung mehr bringen. Der Lockdown im Frühjahr mit mehrmonatiger zwangsweiser Schließung aller Sportstätten bedeutete rückblickend den K.o.

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Als Chef stand Patrick Gässler täglich selbst vier bis fünf Stunden auf einem der sieben Squash-Courts, um Trainerstunden zu geben. Daneben half er seiner Lebensgefährtin und den acht Mitarbeitern im organisatorischen Bereich und in der Gastronomie. „Wir hatten einen Wurstsalat, für den allein manche von weit hergefahren sind“, sagt der Ex-Vaihinger, der als Spieler einst von den U-13- bis zu den U-18-Junioren jeweils die europäische Rangliste seines Geburtsjahrgangs angeführt hatte. Aber aufgrund des ersten Lockdowns und der weiteren anhaltenden coronabedingten Beschränkungen seien irgendwann selbst die Fixkosten nicht mehr zu decken gewesen.

Neuer Job im Online-Marketing

Freilich: Patrick Gässler ist keiner, der den Kopf in den Sand stecken würde. Seit wenigen Wochen hat er einen neuen Job. Er arbeitet nun von seinem Böblinger Zuhause aus für eine Karlsruher Online-Marketingfirma. Seine inzwischen Verlobte hat derweil ein Brautmodengeschäft eröffnet, bei dem er nebenbei seine betriebswirtschaftliche Expertise mit einbringt. Einen Squash-Schläger hat der 36-Jährige schon seit Ende Oktober nicht mehr in der Hand gehabt. Aktuell ist ja eh erneut Pause für den Sport.

Squash soll für Patrick Gässler dennoch ein wichtiger Teil bleiben. Sobald die Courts wieder geöffnet werden, wird der ehemalige baden-württembergische Jugend-Landestrainer (2008 bis 2020) wieder seine Aufgabe als Honorar-Bundestrainer antreten. Seine Schützlinge sind der Ex-Vaihinger Bundesligaspieler Valentin Rapp (heute Black & White RC Worms, deutscher Einzel-Vizemeister 2019 und 2020) und die Waiblingerin Maya Weishar (Nummer zwei der europäischen Jugend-Rangliste). „Sie ist das größte weibliche Talent, das ich seit langem gesehen habe. Von ihr wird man in Zukunft noch sehr viel hören““, sagt Patrick Gässler.

Start im Seniorenbereich

Nicht zuletzt will er in den nächsten Jahren auch selbst wieder Titel gewinnen. „Mit 36 ist es für mich an der Zeit, bei Europa- und Weltmeisterschaften der Senioren zu starten. Mal schauen, was in diesem Bereich möglich ist“, sagt Patrick Gässler. Die Corona-Pandemie, so viel ist klar, hat ihm schwer zugesetzt. Seine Squash-Leidenschaft hat er sich dadurch aber nicht nehmen lassen.