Die Gemeinde St. Elisabeth lässt ihre Orgel reinigen und reparieren. Ohne Spenden geht das nicht.

S-West - 3870 Pfeifen hat die Orgel in St. Elisabeth, darunter spanische Trompeten, auch horizontale Zungen genannt, sowie 32-Fuß-Pfeifen, die sehr tiefe Töne erzeugen und nur bei großen Orgeln vorkommen. Bald wird die „alte Dame“, wie die Orgel in der katholischen Kirchengemeinde liebevoll genannt wird, sogar zwölf Pfeifen mehr haben. Zuvor jedoch wird jede Pfeife einzeln herausgenommen, gereinigt und bei Bedarf repariert. Kurzum, die Orgel wird voraussichtlich im Spätsommer nächsten Jahres abgebaut und die Gemeinde wird bis Ostern 2014 in den Gottesdiensten mit einem kleinen Ersatzinstrument vorlieb nehmen müssen.

 

Ein Orgelsachverständiger und ein Orgelbauer haben sich das Instrument angeschaut und sagen, dass eine Renovierung unumgänglich ist. Die alte Mechanik knarrt und knackt an der einen oder anderen Stelle, was bisher nur derjenige hört, der direkt neben der Orgel steht. Aber über kurz oder lang wären unsaubere Töne überall zu hören. Außerdem gehören einige technischen Details erneuert, um die Orgel langfristig zu erhalten.

„Die Orgel ist ein Pionierwerk“, sagt Kieninger

Letzteres möchte die Gemeinde unbedingt, denn „die Orgel ist ein Pionierwerk“, sagt Erwin Kieninger, der zweite Organist in St. Elisabeth. Es ist nicht die Höhe ihres Alters, die die Orgel der Firma Rieger zu einem besonderen Instrument macht: Sie stammt aus dem zunächst unspektakulär erscheinenden Jahr 1957. „Die Besonderheit ist, dass so kurz nach dem Krieg in Deutschland kaum Orgeln dieser Größenordnung gebaut worden sind“, sagt Kieninger. „In Stuttgart ist das die einzige noch existierende Orgel dieser Größe, die zu dieser Zeit gebaut wurde.“

Bei dem Instrument handelt es sich um eine Vier-manualige-mechanische-Orgel. Es ist die Mechanik, die über die Jahrzehnte dem komplexen Bauwerk zusetzt. So quietscht der Barkerhebel, eine Art Maschinerie, die mittels Pneumatik verschiedene Manuale an der Orgel koppelt, wodurch der Organist das Instrument leichter bedienen kann. „Bei heutigen Orgel funktioniert das meist elektrisch“, so Kieninger. Auch die Abstrakte, dünne Holzleisten, die die Tasten mit den Spielventilen verbinden, brauchen neue Führungsschienen.

Nicht zuletzt müssen die Pfeifen gereinigt werden, da die letzte größere Putzaktion 13 Jahre zurückliegt. Im Zuge der Kirchenrenovierung war dies erledigt worden. „In der Zeit hat sich viel Staub und Schmutz in den Pfeifen angesammelt, weshalb nun nachintoniert werden muss“, sagt Kieninger. Dazu gehöre auch, die Messingplättchen in den Zungenpfeifen nachzuspannen und das Imprägnieren der Pfeifen.

Es werden Paten für Pfeifen gesucht

„Es ist wirklich dringend notwendig, dass jetzt gehandelt wird“, sagt Robert Müller, der zweiter Kirchengemeinderatsvorsitzende. Dafür kann die Gemeinde auf Rücklagen in Höhe von 110 000 Euro zurückgreifen. Das reicht jedoch nicht aus, weshalb die Gemeinde sich eine Spendenaktion ausgedacht hat. „Wir sammeln seit Ostern und haben bisher 40 000 Euro zusammenbekommen“, sagt Pfarrer Werner Laub. Insgesamt kosten die Arbeiten 260 000 Euro. Die Beteiligten hoffen noch bis zum Abbau der Orgel im Sommer 2013 auf viele weitere Spenden. „Und natürlich auch während der Zeit ohne die Orgel“, sagt Laub. Oft merke man ja erst, dass etwas fehle, wenn es nicht mehr da sei.

Damit die Spender nicht mit leeren Händen dastehen, bekommt jeder eine Urkunde. Außerdem können Pfeifenpatenschaften übernommen werden. „Je nach Größe gibt es die für 50, 100, 300 oder 500 Euro“, sagt Müller. Wer nicht gleich Pate für eine Orgelpfeife werden will, kann auch eine Flasche Sekt im Pfarrbüro kaufen, auf dessen Etikett die Orgel zu sehen ist. In diesem Fall kommt die Hälfte des Erlöses der Orgelerneuerung zugute. Über den aktuellen Stand der Spendenaktion können sich die Gemeindemitglieder und Besucher jederzeit auf dem Spendenbarometer informieren, das in der Kirche angebracht ist.