Nun verlassen wir den romanischen Teil des Turms und gelangen in zwei achteckige Geschosse, die einst dem „Thurenman uff dem Wendelstain“ als Wohnung dienten. Im Jahr 1573 wurde der ursprünglich im Fachwerk errichtete Teil in Stein nachgebaut und 1972 wegen „starker Sturmschäden“ durch einen Betonneubau mit Steinverkleidung ersetzt. „Eine ,Sanierung’, die mit heutigen denkmalpflegerischen Ansichten unvereinbar ist“, stellt missbilligend Albrecht Bedal fest, langjähriger Leiter des Städtischen Hochbauamts und ausgewiesener Bauexperte der Stadt.

 

Ein Kirchturm hat im Grund keine theologische Funktion; seine Bedeutung ist eher im Symbolischen zu sehen – als „Finger Gottes“, wie ihn der Dichter Marcel Proust treffend beschrieb. Vor allem aber erfüllte er als Glocken- und Wachturm säkulare Aufgaben. Der Türmer strukturierte mit dem Schlagen der Glocken den Tagesablauf im bürgerlichen Gemeinwesen. Bei Großfeuer hatte er die Sturmglocke zu läuten, bei kleineren Bränden ins Horn zu blasen. Einmal pro Woche durfte er seine Behausung in der Höhe verlassen, am Montag, dem Badetag. Zu seinen Aufgaben gehört überdies, „für die Tanzmusik den Zugang zum Kranz (Umgang) rechtzeitig offenzuhalten und den hierbei mitwirkenden Musikern zu gestatten, ihre Instrumente in seiner Wohnung zu erwärmen“.

Den Turmkranz draußen umrunden

Nach 160 Stufen endet im zweiten Stock der einstigen Türmerwohnung der Aufstieg. Durch die umliegenden Fenster belohnt uns ein grandioser Rundumblick auf die Altstadt und den Chor von St. Michael; selbst der mächtige Neubau erscheint hier auf Augenhöhe. Schwindelfreie können bei einer Führung noch nach draußen und den 1718 erbauten Kranz umrunden. 1775 hat ein Handwerksmeister namens David Ludwig Röhler die Kupferhaube neu eingedeckt. Auf einem Zettel, der erst 200 Jahre später bei Umbauarbeiten im Knauf der Turmspitze entdeckt wurde, hatte er notiert: „Gott dem Allmächtigen sey Ewig Lob und Dank gesagt das / alles glücklich vollbracht worden und keine Seele schaden /gehabt hatt an diesem Bau Wie Wohl es gefährlich war“.

Dessen eingedenk nehmen wir uns lieber die Worte des Pfarrers zu Herzen. „Auch ein Blick in die Kirche lohnt“, wirbt Baisch für sein Gotteshaus, das seit 2013 das Europäische Kulturerbe-Siegel trägt. Die Bewahrung der vielen spätmittelalterlichen Kunstwerke in der Kirche ist Johannes Brenz zu danken, Lutherschüler, Reformator und Prediger auf St. Michael (1522-1548), dessen behutsame Durchführung der Reformation einen Bildersturm verhinderte.

Details zum Kirchturm

St. Michael ist vom 1. März bis 15. November jeweils Sonntag und Montag von 12 bis 17 Uhr, Di-Sa von 10 bis 17 Uhr geöffnet; im Winter sind die Öffnungszeiten verkürzt. Die Gottesdienste finden sonntags und feiertags um 10 Uhr statt.

Nun verlassen wir den romanischen Teil des Turms und gelangen in zwei achteckige Geschosse, die einst dem „Thurenman uff dem Wendelstain“ als Wohnung dienten. Im Jahr 1573 wurde der ursprünglich im Fachwerk errichtete Teil in Stein nachgebaut und 1972 wegen „starker Sturmschäden“ durch einen Betonneubau mit Steinverkleidung ersetzt. „Eine ,Sanierung’, die mit heutigen denkmalpflegerischen Ansichten unvereinbar ist“, stellt missbilligend Albrecht Bedal fest, langjähriger Leiter des Städtischen Hochbauamts und ausgewiesener Bauexperte der Stadt.

Ein Kirchturm hat im Grund keine theologische Funktion; seine Bedeutung ist eher im Symbolischen zu sehen – als „Finger Gottes“, wie ihn der Dichter Marcel Proust treffend beschrieb. Vor allem aber erfüllte er als Glocken- und Wachturm säkulare Aufgaben. Der Türmer strukturierte mit dem Schlagen der Glocken den Tagesablauf im bürgerlichen Gemeinwesen. Bei Großfeuer hatte er die Sturmglocke zu läuten, bei kleineren Bränden ins Horn zu blasen. Einmal pro Woche durfte er seine Behausung in der Höhe verlassen, am Montag, dem Badetag. Zu seinen Aufgaben gehört überdies, „für die Tanzmusik den Zugang zum Kranz (Umgang) rechtzeitig offenzuhalten und den hierbei mitwirkenden Musikern zu gestatten, ihre Instrumente in seiner Wohnung zu erwärmen“.

Den Turmkranz draußen umrunden

Nach 160 Stufen endet im zweiten Stock der einstigen Türmerwohnung der Aufstieg. Durch die umliegenden Fenster belohnt uns ein grandioser Rundumblick auf die Altstadt und den Chor von St. Michael; selbst der mächtige Neubau erscheint hier auf Augenhöhe. Schwindelfreie können bei einer Führung noch nach draußen und den 1718 erbauten Kranz umrunden. 1775 hat ein Handwerksmeister namens David Ludwig Röhler die Kupferhaube neu eingedeckt. Auf einem Zettel, der erst 200 Jahre später bei Umbauarbeiten im Knauf der Turmspitze entdeckt wurde, hatte er notiert: „Gott dem Allmächtigen sey Ewig Lob und Dank gesagt das / alles glücklich vollbracht worden und keine Seele schaden /gehabt hatt an diesem Bau Wie Wohl es gefährlich war“.

Dessen eingedenk nehmen wir uns lieber die Worte des Pfarrers zu Herzen. „Auch ein Blick in die Kirche lohnt“, wirbt Baisch für sein Gotteshaus, das seit 2013 das Europäische Kulturerbe-Siegel trägt. Die Bewahrung der vielen spätmittelalterlichen Kunstwerke in der Kirche ist Johannes Brenz zu danken, Lutherschüler, Reformator und Prediger auf St. Michael (1522-1548), dessen behutsame Durchführung der Reformation einen Bildersturm verhinderte.

Details zum Kirchturm

St. Michael ist vom 1. März bis 15. November jeweils Sonntag und Montag von 12 bis 17 Uhr, Di-Sa von 10 bis 17 Uhr geöffnet; im Winter sind die Öffnungszeiten verkürzt. Die Gottesdienste finden sonntags und feiertags um 10 Uhr statt.

Der Aufstieg zu den Glocken und zum Turm von St. Michael ist während der Öffnungszeiten möglich. Der Zutritt ist frei; um eine Spende wird gebeten.

Jeden zweiten Samstag des Monats führen Mitglieder der Gruppe Gastgeber Kirche auf den Turm und zu den Glocken, bei gutem Wetter auch auf den obersten Turmumgang. Treffpunkt ist um 11.15 Uhr der Empfang am nördlichen Seiteneingang. Die Führung ist kostenlos; um eine Spende für Turm und Glocken wird gebeten.

Kontakt: Max-Peter Rümelin, info@gastgeber-kirche.de. Eine virtuelle Kirchenführung durch St. Michael mit Pfarrer Christoph Baisch bietet die kostenfreie App „Kirchen entdecken“.