Die Stadtautobahn muss weg, erklärt Winfried Kretschmann beim Jubiläum der Staatsgalerie Stuttgart. Denn auch er würde gern öfter in der Mittagspause seine Kunst-Lieblinge an der Kulturmeile besuchen.

Kultur: Adrienne Braun (adr)

Stuttgart - Wenn es nach Winfried Kretschmann ginge, müsste die Konrad-Adenauer-Straße so schnell als möglich verschwinden. Denn der Ministerpräsident würde gern zwischen den Landtagssitzungen dem Gemälde „Mittagsgebet bei der Ernte“ von Theodor Schüz oder Oskar Schlemmers „Triadischem Ballett“ einen Besuch abstatten. Es müsse „zusammenwachsen, was die Stadtautobahn trennt“, so Kretschmann in seiner Rede zum 175. Geburtstag der Staatsgalerie Stuttgart, in der er versprach, das Museum weiterhin „tatkräftig zu unterstützen“. Denn man brauche beides, „Kunst und Grombiera“, so Kretschmann, für den die Staatsgalerie „ein Stück Heimat“ ist.

 

Auch wenn man eigentlich nicht „durch eine dunkle Unterführung zur Kunst gehen will“, so Kretschmann, pilgerten am 1. Mai zahlreiche Stuttgarter zum Jubiläumsfest der Staatsgalerie, die exakt vor 175 Jahren eröffnet wurde vom König Wilhelm I. – was seinerzeit nicht alle begrüßten. Allein der „dekolletierte Geschmack“ des Königs habe manchen gestört, so Kretschmann, der das Verhältnis zwischen Politik und Kultur skizzierte. Das sei in Baden-Württemberg stets ein „inniges, aber nie widerstandsfreies“ gewesen.

Der Eintritt für die Jubiläumsschau ist kostenlos

Kunst sei heute kein Privileg der Superreichen mehr, betonte die Direktorin Christiane Lange in ihrer Begrüßung, sondern etwas, das jeder haben könne. Wegen der vielen Baustellen ringsum habe sie derzeit allerdings mitunter das Gefühl, „man arbeitet und arbeitet und keiner nimmt es wahr.“ Die vielen positiven Reaktionen zum Jubiläum und die vielen Kunstgeschenke seien nun wie eine Überraschungsparty. Zu der kamen nicht nur Vertreter von Stadt und Land, sondern auch externe Museumskolleginnen und -kollegen sowie zahlreiche Freunde der Staatsgalerie. Der Freundeskreis hat es mit Unterstützung von Sponsoren ermöglicht, dass der Eintritt in die Staatsgalerie während der Laufzeit der Jubiläumsschau kostenlos ist. Entsprechend überreichte Markus Benz, der Vorstandsvorsitzende des Freundeskreises, dem Ministerpräsidenten stellvertretend eine riesige Eintrittskarte.