Neuer Intendant, neue Stimmen: mit einem Konzert wird Jossi Wielers erste Opernspielzeit in der Stuttgartert Staatsoper eröffnet.

Stuttgart - Auftakt! So hieß am Samstag der Veranstaltungsreigen zur Eröffnung der Staatsoper Stuttgart mit neuem Leitungsteam bis nach Mitternacht. Der Intendant Jossi Wieler, die Operndirektorin Eva Kleinitz und der Chefdramaturg Sergio Morabito präsentierten sich und ihre Arbeit im und vor dem großen Haus der Württembergischen Staatstheater. Gleich rein in den Arbeitsalltag ging es mit einer öffentlichen Probe zu Berlioz’ „Faust Verdammnis“, die die neue Chefregisseurin Andrea Moses leitete.

Krönender Abschluss war ein festliches Konzert, in dem die alten die neuen Ensemblemitglieder vorstellten und willkommen hießen – eine feine Idee, die genau dieses Wirgefühl beschwor, das Jossi Wieler bei seiner kurzen Rede zu Beginn als Hauptziel seiner künftigen Arbeit nannte. Sieben Zugänge wurden danach von altgedienten Größen des Ensembles vorgestellt, von solchen Basshünen wie Matthias Hölle und Roland Bracht, den Tenorwitzbolden Heinz Göhrig und Torsten Hofmann, der erfahrenen Stuttgarter Sopranriege von Helen Schneiderman bis Christiane Iven.

Vor dem Staatsorchester hatten die Sänger auf dem hochgefahrenen Orchestergraben genügend Raum sich zu bewegen. Der Bariton André Morch nutzte ihn übertrieben zappelig, darunter litten seine Koloraturen. Ebenfalls noch entwicklungsfähig die Mezzosopranistin Sophie Marilley mit Händel und der Tenor Stanley Jackson mit Gluck. Wirklich interessante Entdeckungen gab es in Puccinis „Bohème“: mit wunderbaren Portamenti, Pianofarben und leuchtender Höhe beeindruckte die südafrikanische Sopranistin Pumeza Matshikiza als Mimi.

 

Die Tenorödnis ist vergessen

Und als Rodolfo stellte sich Atalla Ayan vor, der die Tenorödnis vorangegangener Jahre innerhalb weniger Takte vergessen ließ. Der sympathische Brasilianer wird sich hier Freunde machen. Frenetischer Applaus und gottlob stand nun Willem Wentzel am Pult des Orchesters. Die Koloratur-Sopranistin Ana Durlovski brachte das Haus mit Bellini zum Rasen- ihre etwas im Klang gehärtete Stimme, bei technisch einwandfreier Mechanik, bleibt eine Frage des Geschmacks.

Ein echter Gewinn schließlich die Sopranistin Rebecca von Lipinski, die mit einem tief lotenden Ausschnitt aus Brittens „Peter Grimes“ den Appetit auf dieses Meisterwerk weckte. Fröhlicher Aufbruchsgeist war im fulminanten Kehraus zu spüren, dem Finale aus Mozarts „Figaro“, in dem das Ensemble vereint war. In den Schlussjubel, das war zu spüren, mischte sich die Hoffnung auf erfolgreiche Jahre.