Stadt am Fluss in Stuttgart Erstes Bauprojekt macht den Neckar erlebbarer

Der Neckardamm an der Straße Am Ölhafen in Untertürkheim wird neu modelliert, es entsteht eine Treppenanlage. Foto: Max Kovalenko/Max Kovalenko

Bis Ende 2024 entstehen für 2,1 Millionen Euro Neckarterrassen im Lindenschulviertel in Untertürkheim. Weitere Projekte im Stadtgebiet sollen folgen. Die Frage ist, bis wann?

Seit Jahrzehnten wird das Thema „Stadt am Fluss“ in Stuttgart rauf und drunter diskutiert. Die ersten Ideen entstanden bereits in den 1980er Jahren. Denn die Landeshauptstadt liegt zwar am Neckar, aber der „wilde Fluss“, so die keltische Übersetzung des Namens, ist an den allermeisten Orten überhaupt nicht zugänglich. Das soll sich nun ändern.

 

Mit dem Spatenstich erfolgte jetzt der erste Schritt mit der Umgestaltung des Neckarufers am Lindenschulviertel in Untertürkheim. Bis zum Herbst 2025 wird der Damm für 2,1 Millionen Euro neu modelliert. Außerdem wird mit dem Geld über einen Holzsteg ein Zugang direkt zum Wasser geschaffen. Weitere Neugestaltungen im Rahmen des Projekts „Stadt am Fluss“ sollen folgen, ein Zeitplan steht aber noch nicht.

Zehn Jahre Wartezeit

„Es hat lange gedauert“, musste denn auch Baubürgermeister Peter Pätzold selbst ein wenig schmunzeln. Denn bereits vor zehn Jahren fand die erste Bürgerbeteiligung statt. 2015 rief denn der damalige OB Fritz Kuhn den Masterplan „Landschaftspark Neckar in Stuttgart – Stadt am Fluss“ ins Leben. Bislang sind lediglich kleinere Maßnahmen umgesetzt. Mit dem Neckarufer in Untertürkheim fällt nun der Startschuss für das erste größere Projekt. „Ohne die frühzeitige Planungsfinanzierung in Höhe von 14,5 Millionen Euro wäre dies nicht möglich gewesen“, sagte Pätzold.

Immer wieder würden die zahlreichen, aufwendigen Abstimmungs- und Genehmigungsverfahren zu Verzögerungen führen. „Schließlich planen wir auf fremdem Terrain“, sagte Pätzold mit Blick auf die Hoheitsrechte. Denn das Neckarufer gehört zum Bundeswasserstraßennetz. Und einmal sind es Leitungen der Landeswasserversorgung, die verlegt werden müssen, ein anderes Mal geht es um die Statik einer Stützmauer oder sind geologische Bohrungen für den Schutz des Grundwassers notwendig.

Zahlreiche Genehmigungen für andere Projekte erforderlich

Das verursache immer wieder Verzögerungen. Viele einzelne Maßnahmen befinden sich noch in der Planungsphase. Die Umgestaltungen sollen sich wie die Perlen an einer Schnur durch die Landeshauptstadt am Neckar aneinander reihen.

Doe Pläne für den Cannstatter Hechtkopf sind offenbar bereits weit gediehen. Auf der kleinen Halbinsel am sogenannten Sicherheitshafen unterhalb der Hofener Straße sollen Treppenstufen und eine Flachwasserzone entstehen. Ebenso sei das „Ikonenprojekt“ in Mühlhausen auf einem guten Weg, so der Baubürgermeister. Teile der Neckarauen sollen dabei geflutet und somit eine Flachwasserzone für Pflanzen und Tiere entstehen. Auf einen Zeitplan will sich Pätzold aus der Erfahrung heraus aber nicht festlegen.

Hingegen noch in der Findungsphase sind die weiteren Projekte am Wasenufer samt Neckarquerung sowie das Großvorhaben am Neckarknie. Für die angedachte Promenade am Fluss zwischen der Cannstatt Altstadt und der Neckarvorstadt wurde 2018 ein Architektenwettbewerb durchgeführt.

Neuer Zugang zum Neckar in Untertürkheim soll Ende 2024 fertig sein

Umso größer ist die Freude, dass nun zumindest an der Straße Am Ölhafen in Untertürkheim begonnen werden kann. Die Maßnahme ist in drei Abschnitte unterteilt. In der ersten Bauphase werden am Neckarufer bereits 1500 Kubikmeter Erde abgetragen. Denn der Damm wird neu modelliert. Es entsteht eine Stufenanlage als Sitzgelegenheit, die bis zum Wasser führt und in einem Holzsteg mündet. Der Damm selbst wird verbreitert. Auf der Wasserseite entsteht eine grüne Liegewiese mit Liegenetz und auf der Landseite eine Blumenwiese. 2,1 Millionen Euro wurden für die erste Phase veranschlagt, die Ende 2024 abgeschlossen sein soll.

Im Jahr 2025 sollen dann nahtlos die weiteren Bauphasen folgen. Zunächst werden die Verkehrs- und Freiflächen auf dem Lindenschulviertel neu geordnet und gestaltet inklusive einer öffentlichen Toilettenanlage. Im finalen Abschluss folgt dann das eigentliche Schmuckstück, bei dem auf dem Neckar schwimmende Plattform mit zwei Schiffsanlegestellen realisiert werden. Auf das in der Bürgerbeteiligung gewünschte Sonnensegel und ein Liegenetz über dem Wasser mussten sich die Verantwortlichen aus Kosten- und Sicherheits gründen bereits in der Planungsphase verabschieden.

Flusserlebnis auch in anderen Kommunen in der Region

Ein Zuschuss in Höhe von 320 000 Euro kommt vom Verband Region Stuttgart. „Es ist nicht das einzige Projekt am Neckar, aber eines der schönsten, an dem das gelungene Zusammenspiel aus Natur und Industrie deutlich wird“, betonte der Verbandsvorsitzende Thomas Bopp. Auch in anderen Kommunen der Region wie in Esslingen und Ludwigsburg würden im Zuge der Aufwertung des Neckars Baumaßnahmen realisiert.

Bopp kann sich vorstellen, diese in einem gemeinsamen Fest zu verbinden, „vielleicht in den 2030er-Jahren“. Es bleibt abzuwarten, wie viele Projekte in Stuttgart dann bereits realisiert worden sind.

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