Leonberg will künftig sozial- und klimagerecht sein. Das Ziel soll mit dem Großprojekt „Stadt für morgen“ erreicht werden.

Leonberg - Die Aufenthaltsqualität zu erhöhen und gleichzeitig den Autoverkehr einzudämmen – das sind die beiden Hauptziele des geplanten Umbaus im Leonberger Zentrum unter dem Motto„Stadt für morgen“. Damit will die Stadt zum Vorbild für andere Kommunen werden.

 

Die Zustimmung des Gemeinderats hat das Mammutprojekt bereits, und es beginnt nun Gestalt anzunehmen. Die planerischen Vorbereitungen laufen, dabei arbeitet das Referat für innovative und intermodale Mobilität, das bei Oberbürgermeister Martin Georg Cohn (SPD) angesiedelt ist, mit dem Tiefbau- und Stadtplanungsamt sowie der Rathausspitze zusammen.

Lesen Sie aus unserem Angebot: Stadt für morgen: lärmarm, grün und kompakt

Das große Ziel der „Stadt für morgen“ ist, Leonberg sozial- und klimagerecht zu machen. „Wir wollen Fußgängern und Radfahrern mehr Raum geben. Wir stärken auch den nachhaltigen Verkehr sowie den öffentlichen Personennahverkehr. Damit schaffen wir mehr Aufenthaltsqualität in der Innenstadt, die vor allem den Menschen und nicht den Autos gehören soll,“ bringt es der Oberbürgermeister auf den Punkt.

Fördermittel beantragt

Das sind hochgesteckte Ziele, doch um sie in die Tat umzusetzen, benötigt Leonberg Geld. Die Stadt allein kann das nicht stemmen. Mindestens 50 Prozent sollen aus Fördertöpfen des Landes kommen. Sogar 75 Prozent sind – rein theoretisch – möglich. „Die ersten Förderanträge für die ‚Stadt für morgen‘ sind bereits gestellt“, sagt der neue Referatsleiter für innovative und intermodale Mobilität, Stephan Kerner. Weitere sollen in den Jahren 2022 und 2023 folgen.

Das erste Ziel

Die Stadtverwaltung widmet sich im ersten Schritt der Achse Poststraße, Obi-Kreisel und Max-Eyth-Straße. Dort ist gerade viel los. „Mit dem Neubauprojekt der Firma Bosch bietet sich genau hier die Gelegenheit, die Poststraße baulich umzugestalten. Dabei soll ein einheitliches und attraktives Stadtbild entstehen“, erläutert Stephan Kerner. Dazu gehört ein Antrag zur Aufnahme in das Förderprogramm. Der wurde fristgerecht zum 31. Oktober beim Regierungspräsidium Stuttgart eingereicht. Sobald die positive Bescheinigung ausgestellt ist, kann die Umsetzung im Jahr 2023 beginnen.

Verkehrsversuch in der Innenstadt

Ein Verkehrsversuch soll dabei die Grundlage für den Umbau der Kernstadt sein. Er soll zeigen, welche Möglichkeiten es gibt und wie verträglich die sogenannten Umweltspuren für Autofahrer sind. Lässt sich der Fahrzeugverkehr auch bei einer Reduzierung von zwei auf einen Fahrstreifen je Richtung noch leistungsfähig abwickeln? Gibt es Verlagerungspotenziale auf den Bus- und Radverkehr, wenn das Angebot verbessert wird? Das sind Fragen, die der Versuch beantworten soll.

Lesen Sie aus unserem Angebot: Umweltspur für Bus und Rad

Die Umweltspuren wird es in der Eltinger Straße und in der Brennerstraße geben. Sie sind für Bus- und Radverkehr vorgesehen. Der Versuch wird von März bis September kommenden Jahres über die Bühne gehen. Das Ganze wird ohne größeren baulichen Aufwand erprobt und interimsweise eingerichtet. Der Verkehrsversuch wurde in der jüngsten Gemeinderatssitzung gebilligt.

Datengrundlage notwendig

Zusätzlich zu den Umweltspuren soll eine begleitende Verkehrsuntersuchung Daten für das Planungsprojekt liefern. Auf Videos basierende Verkehrserhebungen im Straßenverkehr haben bereits stattgefunden. Bewegungsdaten des Softwareunternehmens Teralytics liefern zusätzlich Material, um ein großräumiges Verkehrsmodell für den Neuköllner Platz zu entwickeln. Danach folgen verkehrsplanerische Untersuchungen über Verkehrssimulationen. Die Untersuchung ist im Gange und wird den gesamten Planungsprozess begleiten. Mit ersten Ergebnissen ist im Frühjahr 2022 zu rechnen.

Kooperation mit Region und Land

Die Stadt Leonberg ist auch am Projekt „Regionale Mobilitätsplattform“ in Zusammenarbeit mit dem Verband Region Stuttgart und dem Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg beteiligt. Es sieht eine großräumige digitalisierte Verkehrssteuerung mit Ampeln vor. Dabei wird die Verkehrsinfrastruktur der beteiligten Städte, der Autobahn und der Region Stuttgart digital vernetzt. Die gesammelten Daten sollen dabei ein detailliertes Bild zur Verkehrslage liefern. „Ziel ist es, den Verkehr in Abhängigkeit von der Verkehrslage intelligent entlang bestimmter Routen zu steuern und zum Beispiel mittels Grüner Wellen durch die Städte fließen zu lassen“, erklärt der Leonberger Referatsleiter Stephan Kerner.

Die künftigen Pförtnerampeln, die den Zufluss des Verkehrs nach Leonberg regeln, würden den Verlagerungsverkehr und die innerörtlichen Überlastungen vermeiden. „Das Projekt soll bis April 2022 abgeschlossen und aktiviert werden“, sagt Stephan Kerner.

Auch das Stadtzentrum wird umgebaut

Hinter der „Stadt für morgen“ verbirgt sich aber auch ein Stadtumbau für mehr Aufenthaltsqualität. Die Planungen für den Neuköllner Platz, die Eltinger- und Römerstraße sind ausgeschrieben. Im April 2022 soll das Planungsbüro mit dem besten Angebot den Auftrag erhalten. Die konkrete Planung kann im Frühjahr 2022 beginnen und wird auch auf die Erkenntnisse der Verkehrsuntersuchung, des Verkehrsversuchs und der Zuflusssteuerung zurückgreifen.

Bis Herbst 2022 werden verschiedene Varianten des Stadtumbaus untersucht und geprüft. Auf diesen aufbauend soll eine Bürgerbeteiligung stattfinden und ein Förderantrag gestellt werden. 2023 wird dann konkret geplant und eine Vorzugsvariante ausgearbeitet. Der Bau soll 2025 beginnen.