Angesichts der Gefährdung durch die Stadtbahn will der Bezirksbeirat Stuttgart-Süd nun eine erweiterte Abschirmung der Gleise an der Polizeisiedlung.

S-Süd - Mehr Platz zwischen den Häusern und den Gleisen der Stadtbahn, das wäre die beste Lösung zur Verbesserung der Verkehrssicherheit auf der Böblinger Straße entlang der Polizeisiedlung in Kaltental. Da eine Verlegung des Gleiskörpers, für den die Anwohner seit drei Jahrzehnten kämpfen, aktuell aber auf dem Abstellgleis steht, soll wenigstens in Teilbereichen durch den Austausch des alten Geländers gegen einen Gitterzaun für eine kindersichere Abschirmung für mehr Sicherheit insgesamt sorgen. Dafür hatte der Gemeinderat im Doppelhaushalt 85 000 Euro bereitgestellt. In welcher Weise „dieser Auftrag abgearbeitet“ werden soll, das hat David Hueber vom Tiefbauamt im Bezirksbeirat erläutert.

 

Doch schon Hueber musste feststellen, dass sich nach einem inzwischen erfolgten Vororttermin mit Anliegern „im Nachgang“ der Lösungsansatz verändert hatte: „Wir haben die Pläne geändert und werden nun die offenen Bereiche der Abschrankung belassen, damit die Anwohner weiter mit ihren Autos in die Ein- und Ausfahrten rangieren können“. So sollen „nur im Bestandsbereich das doppelholmige Geländer durch einen Stabgitterzaun ersetzt werden, bei dem Kinder nicht unten durchschlüpfen können“, wie Hueber sagte.

„Stark genutzter Kindergarten- und Schulweg“

Dass just dieser Punkt aber viel größerer Aufmerksamkeit bedarf, das machte vor der Aussprache im Gremium die Anwohnerin Vera Marquez deutlich: „Es geht nicht darum, dass spielende Kinder auf die Gleise geraten könnten. Dort spielen keine Kinder auf der Straße.“ Tatsächlich handele es sich „um einen stark genutzten Kindergarten- und Schulweg, und es geht darum, dass Kinder nicht aus Versehen, zum Beispiel mit dem Laufrad, auf die Bahngleise geraten“, so Marquz. Und in dieser Hinsicht müsse man die Strecke „über den Bereich an den Häusern hinaus in den Blick nehmen“. Die gefährlichste Stelle befinde sich „Richtung Waldeck, wo auch Radfahrer an einem hohen Bordstein entlang auf der Straße unterwegs sind und die Stadtbahn mit einer unglaublichen Geschwindigkeit aus der Kurve herangerauscht kommt“, sagte Vera Marquez.

Die Erweiterung auf der fraglichen, gut einen Kilometer langen Strecke vor Augen, stellte Hueber fest: „Das Geld wird uns da relativ schnell ausgehen. Und unser Auftrag ist es, die Sache im direkten Bereich der Siedlung umzusetzen.“ Dies Position geriet dann aber schwer unter Beschuss, denn die Fraktionen schlossen sich querbeet der Einschätzung der Anwohnerin an, die betont hatte, dass sie „mit sehr vielen Bewohnern gesprochen“ habe.

Wolfgang Jaworek (Bündnis 90/Die Grünen) sagte: „Sinn von Politik ist auch, aufzunehmen, wenn sich neue Gesichtspunkte ergeben. Und das ist hier der Fall, denn bisher haben wir die Bedeutung der Wegebeziehungen für die Kinder vernachlässigt“. Deshalb müsse der Bezirksbeirat „jetzt Nägel mit Köpfen machen und sich für die richtige Priorität in der Sache einsetzen“. Seine Fraktionskollegin Christine Speyer sprach hinsichtlich des aktuellen Geländers von einer „Scheinsicherheit“. Just an einem solchen Geländer sei „vor zehn Jahren am Südheimer Platz ein junger Mann ums Leben gekommen“. Auch Jens Hermann (Stadtisten) betonte: „Wir sollten nicht warten, bis ein Kind auf die Gleise gelaufen ist. Das könnten wir uns nie verzeihen.“

„Die ganze Strecke in einem Aufwasch machen“

Ein Punkt, den auch Ulrike Holch (SPD) unterstrich: „Es wurde hier klar benannt, dass die Sicherheit von Kindern gefährdet ist, wenn sie zu nahe ans Gleis herankommen. Es geht um die Sicherheit von Kindern.“ Da müsse man eben im Bedarfsfall „ein paar Euro drauflegen“. Auch Roland Petri (CDU) betonte, dass „überzeugend und vernünftig argumentiert wurde, was hier angesichts der Gefährdung für die Sicherheit der Kinder nötig wäre“. Deshalb solle man „mit dem jetzigen Wissen die Sache neu angehen und die ganze Strecke in einem Aufwasch machen“. Schlielich könne man „aus einer Sitzung auch schlauer herausgehen als man reingegangen ist“. Petris Plädoyer: „Nicht stur abarbeiten, die Argumente aufnehmen und nochmal an die Sache rangehen.“

Der Bezirksvorsteher Raiko Grieb erläuterte, dass „zunächst der Fokus tatsächlich im Bereich vor den Häusern lag. Im Laufe des weiteren Prozesses hat sich aber etwas Anderes ergeben“. Er brachte ins Spiel, dass sich der Bezirksbeirat mit Mitteln aus dem noch nicht ausgeschöpften Verfügungsbudget an einer Erweiterung beteiligen könnte. Auch Hueber schloss es nicht aus, „dass wir eventuell aus unserem eigenen Budget noch etwas dazu geben können“. Nun solle „die Sache noch einmal intern diskutiert“ werden.