An der Verbindung von den Fildern ins Neckartal wird gleich an drei Stellen in der Stadt gebaut. Zwischen Hallschlag und Aubrücke in Münster erwarten die Mineure wegen des weichen Untergrunds einen schwierigen Tunnelbau für die U 12.

Stuttgart - In einer Woche geht der neue Bauabschnitt der Stadtbahnlinie U 12 zwischen dem Hallschlag und der Aubrücke in Münster in die entscheidende Phase: Denn am 22. Februar startet Waltraud Ulshöfer, Tunnelpatin und Ehefrau von Oberbürgermeister Fritz Kuhn, mit dem ersten Baggerbiss die Arbeiten für den bergmännisch vorgetriebenen „Waltraud“-Tunnel. Gebaut wird an der U 12 schon an zwei anderen Stellen: In der Stadtmitte entsteht eine neue Brücke über die Wolframstraße und in Vaihingen sind die Arbeiten für den Abschnitt durchs Gewerbegebiet Wallgraben nach Dürrlewang im Gange. Von Ende 2016 an bietet die neue Stadtbahnlinie dann eine schnelle Verbindung zwischen Remseck (Kreis Ludwigsburg) im Neckartal und der Filderebene.

 

Beim 200 Meter langen „Waltraud“-Tunnel müssen sich die Mineure nicht durch hartes Gestein bohren und sprengen. „Wir haben es mit einem recht weichen Untergrund zu tun, der aber mehr Probleme macht“, sagt Projektleiter Georg Wilhelm vom Tiefbauamt. Das Gebiet sei im 19. Jahrhundert für den Bau eines Bahndamms und Anfang der 90-er Jahre auch für den Bau der Löwentorstraße aufgefüllt worden. Wegen der deshalb vorhanden „geologischen Schwachstellen“ hat man für den Tunnelvortrieb ein aufwendiges, aber sehr sicheres Verfahren gewählt. „Das Erdreich wird mit einem Bagger vorsichtig in mehreren Arbeitsschritten herausgebrochen. „Anschließend wird der frei gelegte Abschnitt mit Eisenmatten und einer 35 Zentimeter dicken Schicht Spritzbeton gesichert“, so Wilhelm. Der Ingenieur rechnet damit, das der Tunnel im Drei-Schicht-Betrieb täglich rund zwei Meter vorangetrieben werden kann. Der Durchbruch an der Bottroper Straße sei für November oder Dezember vorgesehen.

Ein alter Kanaldeckel löst einen Bombenalarm aus

Zwischen der heutigen Endhaltestelle „Hallschlag“ und der Bottroper Straße sind bereits umfangreiche Erdarbeiten im Gange. Auf diesem rund 500 Meter langen Abschnitt werden die U-12-Stadtbahnen später im Trog neben der Löwentorstraße bis zur neuen Haltestelle „Bottroper Straße“ fahren. „In dem Bereich haben wir den vorhandenen Lärmschutzwall an der Löwentorstraße weitgehend abgetragen“, sagt Wilhelm. Nach Abschluss der Arbeiten werde die Lärmschutzwand wieder hergestellt. Um Verkehrsbeeinträchtigungen während des Streckenbaus zu vermeiden, wird auch eine Baustraße eingerichtet. Für die neue Fußgängerbrücke, die über die Löwentorstraße in den Hallschlag führt, sind bereits die Fundamente betoniert. Insgesamt summieren sich die Kosten für den aufwendigen Stadtbahnabschnitt Hallschlag – Aubrücke auf 60 Millionen Euro.

Im Bereich des bestehenden Lärmschutzwalls an der Ecke Löwentor- /Freibergstraße wird das Erdreich auf Relikte von Brand- und Sprengbomben aus dem Zweiten Weltkrieg untersucht. „Um den Boden mit Spürgeräten zu sondieren, müssen wir Löcher mit einer Länge von insgesamt sieben Kilometern bohren“, so Wilhelm. Der erste Alarm habe sich als harmlos herausgestellt. „Das war bloß ein alter Kanaldeckel.“

Mit der U-12-Strecke geht es auch an anderer Stelle voran. Zwischen dem Vaihinger Gewerbegebiet Wallgraben und dem Stadtteil Dürrlewang entsteht für 25 Millionen Euro eine 1,1 Kilometer lange Schienentrasse, die Mitte 2016 fertig sein soll. Die Endhaltestelle in Dürrlewang liegt östlich der Galileistraße. Von dort aus soll später die Fahrzeit bis zum Hauptbahnhof dann nur 22 Minuten betragen.

Die neue Linie soll einst das Europaviertel durchqueren

In der Innenstadt wächst über der Wolframstraße die 145 Meter lange U-12-Brücke, die von jeweils acht Meter hohen Stützen getragen wird. Das Bauwerk soll mit seiner LED-Beleuchtung später ein markantes architektonisches Zeichen im neuen Europaviertel setzen. Zudem wird die neue Brücke nicht nur dem Stadtbahnverkehr dienen, sondern auch Fußgängern und Radfahrern einen Überweg bieten. Die alte Bahnbrücke über die Wolframstraße war bereits 2011 abgebrochen worden, um Platz für den Neubau zu schaffen.

Mit den Arbeiten an der mitten durch das Europaviertel laufenden Stadtbahntrasse haben die SSB schon 2009 begonnen. Vor dem Bau der neuen Stadtbibliothek entstanden dort die heute unter der Bücherei liegenden 70 und 90 Meter langen Röhren , durch die später die Stadtbahnen in Richtung Hauptbahnhof und Budapester Platz fahren werden.