Auf dem Dach des Milaneo sind in den vergangenen Jahren mehr als 400 Wohnungen, Büros und ein Hotel entstanden. Während die Wohnungen rasch Mieter gefunden haben, zieht sich die Suche nach Interessenten für die Büros überraschend lange hin.

Stuttgart - Das Milaneo ist längst nicht nur ein Einkaufszentrum – der kollossale Bau auf drei Grundstücken des Europaviertels ist ein riesiges Immobilienprojekt. Auf dem Dach des Shoppingcenters sind in den vergangenen Jahren mehr als 400 Wohnungen, Büros und ein Hotel entstanden. Während die Wohnungen rasch Mieter gefunden haben, zieht sich die Suche nach Interessenten für die Büros überraschend lange hin. Der größte Teil der Immobilien auf dem Dach wurde vom Bauherrn bereits zu Anlagezwecken verkauft.

 

Alles in allem stehen 19 Gebäude auf dem Dach des Milaneo im A1-Areal. Über dem Einkaufszentrum heißt der Bauherr Bayrische Hausbau. 550 Millionen hat das gesamte Bauvorhaben gekostet. Nach Angaben der ECE, dem Betreiber des Shoppingcenters, beträgt deren Anteil 395,7 Millionen Euro – bleibt für die Bayrische Hausbau eine Investition von 154,3 Millionen. „Wir sprechen nicht über genaue Zahlen“, sagt Sabine Hagn, die Pressesprecherin des Unternehmens, bei einem Rundgang auf dem Dach des Shoppingcenters. „Unsere Sprachregelung lautet, wir haben einen dreistelligen Millionenbetrag investiert“, fügt sie hinzu.

Wohnungen als Pakete verkauft

Somit lässt sich nur erahnen, inwiefern das Projekt ein wirtschaftlicher Erfolg ist oder nicht. Fest steht, die Wohnungen hat die Bayrische Hausbau bereits als Anlageobjekte weiterverkauft. 131 Einheiten sind nun Eigentum der Patrizia – in Stuttgart als Käufer der ehemaligen LBBW-Wohnungen bekannt. 150 Wohneinheiten wurden von Real IS erworben. Dabei handelt es sich um die Firma, die jüngst das Gebäude von Haufler am Marktplatz für angeblich rund zehn Millionen Euro gekauft hat. Die restlichen 134 Wohnungen gehören seit Ende des vergangenen Jahres einem Immobilienspezialfonds der Aberdeen Asset Management AG. „Das Hotel und die Büroflächen haben wir hingegen in unseren Bestand aufgenommen“, erklärt Pressesprecherin Sabine Hagn. Auf Nachfrage, ob es auch dafür Verkaufspläne gibt, schweigt sich der Bauherr aus. Auch die Verkaufspreise für die Wohnungspakete werden nicht genant. Sicher ist jedenfalls, die Wohnungen und die Büroflächen bewegen sich am oberen Ende der Preisskala. Die Wohneinheiten kommen im Durchschnitt auf 14 Euro Kaltmiete pro Quadratmeter und Monat, in der Spitze sind es sogar 17 Euro. Warmmieten von mehr als 2000 Euro für eine 100-Quadratmeter-Wohung sind also durchaus realistisch. Die Büros liegen im Schnitt bei rund 18 Euro. Die Chefetagen mit Dachterrasse kosten 20 Euro pro Quadratmeter. 220 Einzüge hat es in den Wohnungen über dem Milaneo in den vergangenen Monaten bereits gegeben. Trotz der stolzen Mieten sollen „Familien, Studenten und viele Senioren“ zu den neuen Bewohnern des Europaviertels gehören, berichtet der Projektleiter Florian Bayer. Je nach Baufeld seien bis zu 90 Prozent der Wohnungen vermietet.

Die Büros finden nur langsam Mieter

Bei den Büros zieht sich die Vermarktung hingegen deutlich in die Länge. Stolz verkündet der Bauherr nun, dass man aktuell zwei neue Mieter präsentieren könne. „Der Outsourcing-Dienstleister Geno-Tec und das Dienstleistungsunternehmen Wolfram Ott & Partner beziehen insgesamt rund 1000 Quadratmeter der Bürofläche“, so die Sprecherin. Zusammen mit der Wacker Chemie AG, die bereits vor einem Jahr rund 500 Quadratmeter gemietet hatte, haben sich nun insgesamt drei Mieter gefunden. „Wir sind damit sehr zufrieden und befinden uns in aussichtsreichen Gesprächen für weitere Abschlüsse“, erklärt Christian Radloff, beim Bauherrn für die gewerbliche Vermietung zuständig, betont optimistisch.

Alles in allem wurden über dem Milaneo 7400 Quadratmeter Bürofläche geschaffen. Um die restlichen knapp 6000 Quadratmeter nun möglichst rasch an den Mann zu bringen, hat sich Bayrische Hausbau im Übrigen ein besonderes Spielzeug einfallen lassen. Im Musterbüro liegen große 3D-Brillen im Stile einer überdimensionalen Skibrille aus. Wenn man den Kopf dreht, bewegt sich das gespeicherte Bild der Büros oder der Umgebung des Milaneo auf dem Display entsprechend. „So kann sich etwa ein Firmenchef in Amsterdam ein Bild von den Stuttgarter Büros machen, bevor es zum Abschluss kommt“, sagt Radloff.