„Ich bin Schwabe von Geburt und habe gerade das Schwabenalter erreicht.“ So stellte sich Arnulf Klett seinen Bürgern vor, suchte sich eine Schar tatkräftiger Mitarbeiter und krempelte die Ärmel hoch. Erste Fotos zeigen ihn, mit der Schaufel in der Hand, unterstützt von seinem Sohn Roderich, beim Trümmerräumen am Königsbau. Klett war der richtige Mann zur richtigen Zeit am richtigen Platz. Tausende hausten in den Ruinen oder im Freien, Hunger und große Wohnungsnot herrschten, die städtische Verwaltung funktionierte nur noch marginal. Die meisten Leute begrüßten das Kriegsende, die moralische Katastrophe wog schwer. Klett ließ keinen Zweifel, wer die Schuldigen waren – im kommunalen Tagesgeschäft wusste er genau, was zu tun war. Den Grad der Zerstörung, die Fülle der Aufgaben, Not und Elend kann man sich heute nicht mehr vorstellen.

 

Im Juli 1945 zogen die Franzosen ab, die Amerikaner übernahmen die Besatzungsmacht und bestätigten Klett am 8. Oktober in seinem Amt. Erst am 7. März 1948 gab’s in Stuttgart die erste OB-Wahl nach dem Krieg. 1954 und 1966 wurde Klett wiedergewählt, damals betrug die Amtszeit der Bürgermeister noch zwölf Jahre.

In der Rückschau gilt Arnulf Klett zu Recht als einer der profiliertesten Oberbürgermeister der Nachkriegszeit. Er führte zeitweise den Deutschen Städtetag und die kommunalen Arbeitgeber. Im Wiederaufbau, im Wirtschaftswunder, im Streben um ein neues demokratisches Gemeinwesen wurden auch Fehler gemacht, etwa der Versuch, die autogerechte Stadt zu errichten. Aber Kletts Leistungen überwiegen bei Weitem: Die Bodenseewasserversorgung, der Bau der gigantischen Leitung vom Bodensee nach Stuttgart, war sein herausragendes Projekt. Der Mann mit der Fliege leistete sich das eine oder andere Skandälchen – seine Bürger verehrten ihn trotzdem. Als er im August 1974 unerwartet starb, war die Trauer groß. Klett hatte sich für seine Stadt aufgeopfert und dabei seine Gesundheit ruiniert.

Manfred Rommel – 1974 bis 1996