Noch ist es zu früh, die Ära des gebürtigen Ulmers, Jahrgang 1949, historisch abschließend einzuordnen. Manfred Rommels politischer Ziehsohn, wie er CDU-Mitglied, acht Jahre OB von Schwäbisch Gmünd und zunächst Kulturbürgermeister in Stuttgart, ist sowohl ein Verwaltungsprofi wie auch ein politischer Visionär: Die Unregierbarkeit der Megastädte in aller Welt, die Folgen des demografischen Wandels, das wirtschaftliche Aufstreben der Länder in Asien und Südamerika – das sind seine Themen, verbunden mit der Frage: Wie können Stuttgart und seine Region sich in dieser rasant wandelnden Welt auch künftig behaupten?

 

Einerseits hat Wolfgang Schuster die defensive Finanzpolitik seines Vorgängers fortgesetzt, andererseits verdankt ihm Stuttgart wichtige Kulturprojekte: Kunstmuseum, neue Bibliothek und Stadtmuseum. Mit Stuttgart 21, dem politischen Erbe seines Vorgängers, ist er nicht glücklich geworden – ein Feindbild geradezu für die Gegner. Trotzdem ist Wolfgang Schuster wiedergewählt worden, wenngleich diese Wahl von 2004 eine Zitterpartie für ihn war. Am Beginn dieses Jahres hat der Oberbürgermeister, der am 5. September seinen 63. Geburtstag feiert, den Abschied aus dem Rathaus angekündigt.

Was bleibt? In der Rückschau auf alle Oberbürgermeister seit den Anfängen der kommunalen Demokratie von 1818 lässt sich sagen: Stuttgart hat – sieht man einmal ab vom Nationalsozialismus – mit seinen Stadtoberhäuptern großes Glück gehabt. Profilierte Köpfe, die, jeder in seiner Zeit, durchaus auch Großes geleistet haben, gleichwohl nicht frei von Fehlern und Irrtümern gewesen sind. Wer immer am 7. oder 21. Oktober zum neuen Oberhaupt der Landeshauptstadt gewählt wird – er oder sie tritt, zumal historisch gesehen, in große Fußstapfen.

Die bisherigen Folgen der Serie: Einst war der OB nur von Königs Gnaden Die Ära der großen Stadtmodernisierer Ein OB von Hitlers Gnaden