Stadtgrenze zu Stuttgart Bald geht’s nur noch einspurig gen Fellbach

Durch den Ausbau der Haltestelle Beskidenstraße – im Hintergrund eine aus Stuttgart eintreffende Stadtbahn – muss die Straße auf eine Spur reduziert werden Foto: Dirk Herrmann

Durch den Umbau der Haltestelle Beskidenstraße für die künftig 80 Meter langen Stadtbahnen bleibt in Fellbach zu wenig Platz für die bisherigen zwei Fahrbahnen sowie den Radweg. Allerdings ist der Verkehr von Bad Cannstatt hoch ohnehin schon verengt.

Nur wer der Kategorie 50 plus angehört und damals bereits am Steuer saß, kann sich an die seinerzeit noch unerträglicheren Verkehrsbelastungen auf dem Weg zwischen Stuttgart und dem Rems- oder Murrtal erinnern. Denn ehe Mitte der 1990er Jahre der Kappelbergtunnel samt Fortführung bis hinab zum Neckardreieck in Betrieb ging, quälten sich auf der damaligen Bundesstraße Zehntausende von Autos, Lastwagen, Motorräder auf zwei Spuren pro Richtung durch Fellbach, wodurch die Stadt quasi in zwei Hälften geteilt wurde. Und natürlich stöhnten auch die Anwohner in der Nürnberger Straße in Cannstatt über die Verkehrslawine mit Lärm, Dreck, Abgasen.

 

Etliche Pendler fahren auf dieser Strecke nach Cannstatt

Anschließend hat die Stadt Stuttgart noch weitere Einschränkungen vorgenommen, um den Verkehr rauszuhalten – etliche Pendler aus dem Rems-Murr-Kreis nutzen diese Strecke, um den Kappelbergtunnel zu entgehen. Statt den früheren zwei Spuren gibt es mittlerweile nur noch eine Spur je Richtung. Einige Eruptionen löste vor einigen Jahren beim östlichen Nachbarn Fellbach zudem aus, dass die Stuttgart den „Flaschenhals" am Stadtteil Lindle noch enger zog, indem man die Pförtnerampel an der Karpatenstraße auf noch kürzere Grün- und längere Rotphasen programmieren ließ. Fellbacher Lokalpolitiker wetterten gegen „die Stuttgarter Alleingänge“, Oberbürgermeisterin Gabriele Zull protestierte im Februar 2017 gegen die „Zuflussdosierung an dieser Kreuzung“, die dem Lindle weniger Luftqualität und mehr Verkehr beschere. Stuttgart hat hernach diese Strategie allerdings sogar noch forciert, um die Verkehrsmenge in Cannstatt oder auch den Ausweichverkehr durch den Wohnbezirk Espan zu reduzieren.

Und bald ist es sogar auf Fellbacher Markung vorbei mit den zwei Fahrspuren, wenn man von der Nürnberger Straße in Cannstatt in die Stuttgarter Straße in Fellbach gleitet. Der Grund ist der Ausbau der Stadtbahnhaltestelle Beskidenstraße – wobei übrigens kurioserweise, wie Fellbachs Baubürgermeisterin Beatrice Soltys in der jüngsten Gemeinderatssitzung ausführte, „die Markungsgrenze zwischen Stuttgart und Fellbach mitten durch den Bahnsteig geht“.

Ausgebaute Haltestellen für die 80-Meter-Stadtbahnen

Dieser Bahnsteig muss nun für die sogenannte Doppeltraktion, also die neuen, fast doppelt so langen 80-Meter-Züge ausgebaut werden. Und zwar wird er nicht nur verlängert, er fällt auch breiter aus. Deshalb wird daneben liegende Straßenfläche verknappt. „Durch den Umbau ergibt sich am östlichen Ende der Haltestelle eine Restfahrbahnbreite von 6,75 Meter“, erläutert Cornelius Ehlert vom Stadtplanungsamt in seinen schriftlichen Ausführungen zum Thema. „Dieses Maß ist nicht ausreichend, um zwei Kfz-Fahrspuren und die separate Radführung beizubehalten.“

Zusammen mit dem Ausbau der Haltestelle treibt die Landeshauptstadt auch grundsätzlich den Umbau des Knotenpunkts Nürnberger Straße und Stuttgarter Straße voran – der Bereich liegt vollständig auf Stuttgarter Gemarkung. Im Westen der Haltestelle wird dabei eine weitere Gleisquerung für Fußgänger und Radfahrer geschaffen. Dadurch wird jedoch auch der Straßenraum verschmälert. Somit ist zukünftig nur noch eine Kfz-Fahrspur von Stuttgart nach Fellbach möglich.

Auf Fellbacher Gemarkung wird diese neue von Stuttgart kommende Aufteilung des Straßenraums beibehalten. Der Straßenquerschnitt setzt sich dabei aus einer Kfz-Fahrspur mit 3,25 Meter, einer Radspur mit 3 Meter und dem Sicherheitstrennstreifen von 75 Zentimetern zusammen. Die angrenzenden Parkplätze bleiben wie aktuell mit 2,20 Metern Breite erhalten. Die Restfläche wird der Grünfläche entlang der Gleise zugeschlagen.

Ab Grasiger Rain läuft’s dann wieder zweispurig

Erst bei der Einmündung der Straße Grasiger Rain vom östlichen Bereich des Lindle her wird der Radverkehr auf den bestehenden gemeinsamen Geh- und Radweg geleitet. Und: Ab diesem Kreuzungsbereich sind dann wiederum die bestehenden beiden Kfz-Fahrspuren vorgesehen. Weitere Auswirkungen gibt es nicht: Der Knotenpunkt an der Höhenstraße ist von der Planung nicht betroffen, dort gibt es also wie derzeit zwei Geradeaus- und eine Linksabbiegerspur.

Im Gremium gab es großteils Unterstützung für diese Planung: Dass für die Beibehaltung der beiden Fahrspuren Parkplätze wegfielen oder Bäume gefällt werden müssten, „das wollen wir alle nicht“, meinte beispielsweise Peter Schwarzkopf (Freie Wähler/Freie Demokraten). „Es ist erträglich, wenn es einspurig weitergeführt wird.“ Der Wunsch von SPD-Fraktionschef Anderas Möhlmann, die Entscheidung noch mal zu vertagen, blieb ohne Resonanz. Die Stadt habe inhaltlich doch alles dargelegt, entgegnete die OB, „wir könnten dann in ein paar Monaten auch nicht mehr bieten“.

Fertigstellung bis November 2024 geplant

Zum Zeitplan erläuterte Beatrice Soltys, dass es bei den Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) bereits eine circa halbjährige Verzögerung gebe, sodass der Umbau der Haltestelle Beskidenstraße nun im August begonnen werden soll und wohl bis November dieses Jahres fertig sein müsste.

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