Ob ein Neubau das Defizit minimieren kann, darüber gibt es geteilte Meinungen.

Leonberg - Bei der Eröffnung des Sommerfestivals Leonpalooza nutzte Nils Strassburg die Anwesenheit etlicher Kommunalpolitiker, um vor dem Kreis der Entscheider auf eines seiner Hauptanliegen hinzuweisen: den Neubau einer Stadthalle.

 

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Mit dem jetzigen Gebäude ist der Leonberger Veranstaltungsmanager nicht nur wegen diverser baulicher Mängel unzufrieden. Auch die Dimensionen, so sagt Strassburg, reichten nicht aus, um profitable Großveranstaltungen oder Tagungen durchzuführen. Aber nur dann könnte das Dauerdefizit von jährlich rund einer Million Euro signifikant gesenkt werden.

Cohn schwebt ein Kongresszentrum vor

Der Veranstaltungsmanager, der unmittelbar mit dem Ausbruch der Pandemie sein Amt angetreten hatte und trotz aller durch Corona entstandenen Probleme mit Leonpalooza ein wegweisendes Festival ins Leben gerufen hat, kann sich prominenter Fürsprecher erfreuen, allen voran dem Oberbürgermeister. Martin Georg Cohn schwebt schon seit längerem eine Art Kongresszentrum vor, das in Konkurrenz zu anderen Hallen in der Region treten könnte.

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Seine Ursprungsidee allerdings, das Projekt in Gänze einem privaten Investor zu überlassen, hat der Sozialdemokrat nach hörbarem Gemurre aus dem Gemeinderat wieder modifiziert. Natürlich, so sagt Cohn, müsse die Stadt Herrin im Hause bleiben. Gegebenenfalls könne man eine neu errichtete Halle wieder zurückkaufen.

Ob dies nun so oder anders kommt, bleibt offen. Mehr Klarheit soll eine Machbarkeitsstudie bringen, die der Gemeinderat beschlossen hat. Von der Expertise erwarten sich die Kommunalpolitiker wichtige Hinweise, ob eine neue Halle mit mindestens 1000 statt bislang 750 Plätzen, einer größeren und moderneren Bühne sowie zeitgemäßen Tagungsräumen langfristig tatsächlich die Einnahmen verbessern kann.

Neubau für 20 Millionen Euro

„Marktübliche Produktionen“, so hat eine Projektgruppe festgestellt, der Ratsmitglieder, der Veranstaltungsmanager und Fachleute aus dem städtischen Gebäudemanagement angehören, seien in der jetzigen Halle nicht möglich. Ein weiteres Problem sieht das Gremium im abfallenden Boden des Saals mit seinen Stufen. Die 100 vorhandenen Podeste, mit denen Unebenheiten bisher ausgeglichen wurden, entsprächen nicht mehr den aktuellen Sicherheitsbestimmungen. Fahrbare Elemente gibt es nicht.

Auch herrsche bei der Anlieferung für Kulissen, Instrumente, Beleuchtung und anderem Bühnenequipment drangvolle Enge.

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Einstimmiges Fazit der Projektgruppe: Ein Neubau wäre die bessere Investition in die Zukunft, idealerweise am jetzigen Standort der Stadthalle. Veranschlagt ist das Zukunftsprojekt mit rund 20 Millionen Euro.

Werden Stadtpark-Flächen geopfert?

Eine stolze Summe, meinen Kritiker, die bezweifeln, ob dieser Betrag überhaupt reichen wird. Zwar will sich die Stadt um eine Landesförderung bemühen. Doch selbst dann, so befürchten etwa die Freien Wähler, die CDU und die Grünen, könne sich die hoch verschuldete Stadt angesichts der zahlreichen anderen Projekte finanziell überheben. Grünen-Fraktionschef Bernd Murschel sieht zudem die Gefahr, dass einem größeren Neubau nicht unbeträchtliche Flächen des Stadtparks zum Opfer fallen könnten.

Allein die Studie kostet 25 000 Euro

Fest steht: Eine Sanierung wäre die auf den ersten Blick deutlich günstigere Variante. Für gut 600 000 Euro sollen vor allem die Toiletten, die Künstlergarderoben, Wasserleitungen, das Dach und die Bühnentechnik gerichtet werden. Doch diese Arbeiten, daran zweifelt niemand, müssen so oder so gemacht werden. „Wir können ja nicht warten, bis irgendwann in ein paar Jahren vielleicht eine neue Halle steht“, sagt der SPD-Fraktionschef Ottmar Pfitzenmaier.

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Insofern sind die meisten im Gemeinderat jetzt froh, dass die Machbarkeitsstudie dazu beitragen soll, „dass wir uns klar werden, was wir überhaupt wollen“, wie es der Fraktionschef der Freien Wähler, Axel Röckle, formuliert. Angesichts der rund 25 000 Euro, die allein für die Machbarkeitsstudie veranschlagt sind, scheint eine Frage der CDU-Fraktionsvorsitzenden Elke Staubach durchaus berechtigt: „Können wir das überhaupt stemmen?“