Der Gemeinderat beschließt den Planungswettbewerb für die Stadtkernerneuerung mit vier Teilnehmern.

Heimsheim - Zu einer „fast schon historischen Abstimmung“ hat der Heimsheimer Bürgermeister Jürgen Troll am Montagabend die Gemeinderäte aufgerufen. Es galt, den nächsten Schritt zur Stadtkernentwicklung zu gehen. So beschlossen die Räte einstimmig, einen Planungswettbewerb auszuschreiben. Vier ausgewählte Architekten sollen Vorschläge für die Entwicklung des Stadtkerns erarbeiten. Dieser soll so aufgewertet werden, dass er attraktiv bleibt für Wohnen, Arbeiten, Einzelhandel und Dienstleistungen.

 

Die jetzt per Gemeinderatsbeschluss beauftragten Architekten – je zwei aus Stuttgart und Karlsruhe – werden sich nun Gedanken darüber machen, wie die drei voneinander abgegrenzten Bereiche in dem 2,6 Hektar großen Planungsgebiet gestaltet werden könnten. Dies sind der Schlosshof, der Luna-Park und der Marktplatz. Durch deren Neugestaltung soll der Stadtkern wieder zum Zentrum und auf die Zukunft vorbereitet werden, erläuterte der Architekt Manfred Hörz von der Landsiedlung Baden-Württemberg GmbH, der den Wettbewerb im Auftrag der Stadt begleitet.

Ein besonderer Platz soll entstehen

Der Schlosshof zwischen Zehntscheuer, Rathaus und dem sanierungsbedürftigen evangelischen Pfarrhaus sowie der Stadtkirche wird derzeit fast komplett als Parkplatz genutzt. Dort soll ein besonderer Platz geschaffen werden, „welcher dem historischen Erbe an dieser Stelle gerecht wird“, heißt es an die Adresse der Architekten. Der zweite Teilbereich wird von den Heimsheimern Luna-Park genannt und umfasst das Gebiet zwischen dem Schlosshof, der Kirch- und der Schleglerstraße sowie der Pforzheimer Straße. Drei der Flurstücke gehören der Stadt, eines davon ist bebaut. Zwei weitere Privatgrundstücke entlang der Kirchstraße möchte die Stadt mittel- oder langfristig kaufen. Prägend für diese Fläche ist der Parkplatz an der Pforzheimer Straße. Diesem Teilbereich „kommt eine Schlüsselrolle für die Entwicklung des Stadtkerns zu“, so die Vorgabe. Die künftige Bebauung soll angemessen dicht sein und Wohnungen, Einzelhandel sowie etwa auch Arztpraxen ermöglichen, was insgesamt zur Belebung des Stadtkerns beitragen soll. Ein zentraler Platz mit Sitzmöglichkeiten und Bäumen soll ebenfalls angelegt werden. SPD-Gemeinderätin Renate Niehaus forderte hier auch seniorengerechtes Wohnen ein.

Auf der anderen Straßenseite liegt der Marktplatz samt historischem Brunnen und Bäumen. Dort werde Aufenthaltsqualität vermisst, heißt es in den Wettbewerbsunterlagen für die Architekten. Aufgrund der angrenzenden Gebäude und der Bäume werde die Fläche stark verschattet und wirke daher häufig feucht und unattraktiv. Auch weise die Straßeneinmündung gestalterische Defizite auf. Der gesamte Platz soll durch ein einheitliches Erscheinungsbild aufgewertet und der Brunnen als zentrales Element instandgesetzt und zum Treff- und Anziehungspunkt werden.

Anforderung: Modell im Maßstab 1:500

Reichlich Arbeit also für die Architekten, schließlich sollen sie eine Reihe von Konzepten erarbeiten, ein bauliches Konzept, ein Freiraum-, ein Nutzungs- sowie ein Erschließungskonzept und auch die Umwelt muss berücksichtigt werden. Und sie müssen ein Modell im Maßstab 1:500 anfertigen, auf dem die Bebauungsvorschläge samt Flächen für Fahrrad- und Fußgängerverkehr sowie der Gestaltung der Freiflächen zu sehen sind. Auch sollen bei der Neugestaltung in der Summe möglichst keine Parkplätze wegfallen, heißt es in der Vorgabe. Übrigens werden die Bemühungen der Planer mit jeweils 15 000 Euro vergütet.

Allzu viel Zeit haben sie nicht, um über die künftige Gestaltung von Heimsheims Stadtkern nachzudenken. Laut Zeitplan sollen sie ihre Entwürfe bereits am 13. Mai abgeben – übrigens anonymisiert. Begutachtet werden sie dann von einer Jury aus dem Bürgermeister, dem Leiter des Bauamtes, vier Gemeinderäten und vier weiteren Architekten. Im Gemeinderat kamen Zweifel auf, ob dieser Zeitplan zu halten sei. Der Architekt Manfred Hörz machte deutlich, dass dies bei einem Kolloquium am 4. April mit den Wettbewerbsteilnehmern noch mal besprochen werden könne.

Zum Hintergrund

Dem Beschluss vorausgegangen waren lange Vorarbeiten, die 2011 mit einer Bürgerbefragung zur „Stadtentwicklung 2025“ begannen. Nachdem sich Bürger in Arbeitsgruppen mit der Zukunft ihrer Stadt befasst hatten, beschloss der Gemeinderat, das Thema „Unser Stadtkern – aktiv und lebendig“ in das künftige Arbeitsprogramm aufzunehmen. Ein Rahmenplan Stadtkern und ein integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept entstanden als Grundlage für den Antrag auf Aufnahme ins Landessanierungsprogramm. 2017 wurde die Stadt in das Förderprogramm „Soziale Stadt“ aufgenommen.