Ein ehrfürchtiger, imposanter Raum, dieses Wilhelmspalais-Foyer. Thorsten Gutbrod und Stefan Mellmann koordinieren ab sofort die Kultur-Events in der ehemaligen Stadtbibliothek.

Stuttgart - Ein ehrfürchtiger, imposanter Raum, dieses Wilhelmspalais-Foyer. Thorsten Gutbrod feilt gerade am Beleuchtungskonzept der Eingangshalle. Die meterhohen Betonwände links und rechts werden in verschiedenen Farben testweise vom Fuße aus angestrahlt. Das sieht doch schon recht gut aus - einfach, aber gut. Aber ist das Violett nicht zu „puffig“, wirft Gutbrod ein.

 

Seit die Stadtbibliothek im Oktober 2011 in ihr neues Gebäude umgezogen ist, war zunächst unklar, was aus den alten Räumlichkeiten wird. Zumindest unklar bis Herbst 2013. Denn dann erst zieht das Stadtmuseum ein. Anfang November 2011 einigte man sich mit dem Liegenschaftsamt, dem Baurechtsamt und den zuständigen Brandschutzexperten, die zuvor aus Sicherheitsbestimmungen der kulturellen Zwischennutzung vorübergehend einen Riegel vorschoben, auf einen Kompromiss: Das Foyer und der erste Stock dürfen bespielt werden. Ende Februar bekamen dann Thorsten Gutbrod und Stefan Mellmann den Zuschlag für die Koordination der Events in der Zeit von Mai 2012 bis Herbst 2013.

Das Duo ist in Sachen Kulturveranstaltungen eine gute Adresse: Seit Jahren führen Gutbrod und Mellmann erfolgreich mit einem bunten wie alternativen Programm von Partys über Konzerte bis hin zu Ausstellungen oder hochkarätige Diners die Wagenhallen am Nordbahnhof. Jetzt also 15 Monate lang Doppelbelastung. Planmässig wird Gutbrod verstärkt im Palais präsent sein, während Kompagnon Mellmann draußen im Norden die Fahne hochhält. Am Freitag, 25. Mai, will man eröffnen. Zunächst ohne offizielle Außenbewirtschaftung auf der hinteren Terrasse, dafür wird momentan noch die Genehmigung eingeholt. Allerdings, so meint Gutbrod leicht schelmisch, kann man es niemandem verbieten, sich auf die Treppen mit Blick auf das Neue Schloss zu setzen. Die kleinen Freitreppen am Charlottenplatz quasi. Der neue Sommer-Hangout. Vielleicht. Jedenfalls nimmt die „Kulturtreppe“ eine Rolle in der Planung ein.

Die Dinge laufen lassen

Wie alles kommt und sich entwickelt, weiß er natürlich nicht, aber gerade das reizt ihn so an der Aufgabe. Er will die Dinge laufen lassen und ist am meisten gespannt, „wie der Raum von den Menschen genutzt und belebt wird.“ Geplant ist natürlich vieles, die Anfragen von Kulturschaffenden häufen sich, meint er, am wenigsten sollen aber Vollalarm-Partys stattfinden. Natürlich wird eine Anlage installiert, braucht man ja auch für andere Dinge wie Konzerte, Diskussionsrunden, Vorträge, Vernissagen, EM-Übertragungen etc, aber: „Elektro-Schuppen gibt es ja genügend in Stuttgart“, sagt Gutbrod. Er meint das nicht abwertend, sondern nach dem Motto: Das müssen wir nicht auch noch machen bei dem großen Angebot. Allerdings werden auf der Facebook-Seite „coole DJs“ am Abend angekündigt.

Neben der Programmplanung übernimmt das Wagenhallen-Duo die gastronomische Versorgung. Von der Bibliothek hat man eine kleine Küche geerbt und konzentriert sich ganztags auf kleine, kalte Gerichte wie Tapas, Bocadillos, Mojos, Salate oder Kuchen, dazu gibt es Kaffee, Cocktails und regionale Weine. Gibt es auch warme Gerichte? Gutbrod überlegt und lächelt. „Rote Wurst.“ Er ergänzt, dass es quasi an jeder Ecke einen Griechen und Italiener gibt, aber wo bekommt man schon ein ordentliches schwäbisches Vesper mit einem „Stinkekäs' aufm Brot“? Selten. Richtig. Vesper ist immer gut und Stinkekäs' auch. Und in dem Ambiente mundet er garantiert nochmals stinkiger, falsch, besser.

Wilhelmspalais, Eröffnung am Freitag, 25. Mai