Lange war es ruhig um die kreative Szene am Nordbahnhof. Jetzt meldet man sich am Wochenende mit einem lauten Knall zurück – zumindest kurz.

Stuttgart - Konzerte in bunt bemalten Waggons, Ausstellungen zwischen Feuerschalen, Party hard, wo es keinen stört – das Nordbahnhofviertel war lange Zeit das Mekka für die junge und undergroundige Kunst- und Feierszene der Stadt. Dann aber ist es allmählich ruhig geworden: die letzte Party ist gefeiert worden, das letzte Konzert gegeben, die letzte Ausstellung gezeigt. Immer mehr Waggons mussten weichen, das Gelände der Deutschen Bahn, auf dem die Künstler ihr Domizil haben oder hatten, dient den Bauarbeiten für Stuttgart 21. Manche Kreative haben sich ganz zurück gezogen und neue Orte gesucht, andere haben das Projekt Contain’t in Bad Cannstatt gestartet – doch dort auf dem ehemaligen Güterbahnhofsgelände schlägt man sich seither mehr mit Verträgen und Anträgen rum als mit künstlerischem Schaffen. Ein paar aber sind in den letzten noch verbliebenen Waggons geblieben. Was ist mit denen? Ist es wirklich so ruhig am Nordbahnhof wie es scheint? Diese Fragen hat Magali Sureau in letzter Zeit ziemlich oft gehört. Den Ort am Rande der Innenstadt scheinen viele zu vermissen- auch sie selbst war schon immer davon fasziniert. „Als ich vor zwei Jahren nach Stuttgart gekommen bin, bin ich gleich am Nordbahnhof aufgeschlagen“, sagt sie. Magali Sureau hat schon einige Veranstaltungen in Stuttgart organisiert, etwa den Kulturdonnerstag „Komme was wolle“ im Zollamt, der vor wenigen Wochen zu Ende gegangen ist.

 

Deshalb hat sie eines Abends den Entschluss gefasst die oft gehörten Fragen zu beantworten und zu beweisen, dass die kreative Szene im Norden der Stadt alles andere als tot ist. Da saß sie gerade mit Aurele Mechler, Künstler am Nordbahnhof und Markus Gehrig vor dessen Galerie Gare du Nord 77 an der Nordbahnhofstraße. Die Idee: die ganze Künstler-Horde aus dem Nordbahnhofviertel zusammenzutrommeln und eine gemeinsame Ausstellung zu organisieren, die zeigt, was dort noch immer an kreativer Energie entsteht. „Wer oder was ist der Nordbahnhof und vor allem wie viele“ steht folgerichtig im Begleittext der Ausstellung, die am Freitag, 19 Uhr, in der Galerie Gare du Nord 77 eröffnet. Natürlich sind nicht alle Künstler aus dem Dunstkreis zugegen, dafür ist der Raum (eine ehemalige Metzgerei) zu klein. Doch ziemlich viele, die die kreative Seele des Viertels in den vergangenen Jahren geprägt haben. Etwa Mitorganisator Aurele Mechler, David Baur, der sein Atelier in den Wagenhallen hat oder der Künstler Sergiy Yarmolenko.

Die Ausstellung geht bis zum 31. Oktober und endet an diesem Tag mit einer Finisage. Gefeiert wird im Anschluss an die Eröffnung natürlich auch, außerdem gibt es einen Laternenlauf für Erwachsene. Es ist doch alles etwas anders am Nordbahnhof.