Wer ihn sieht, kennt ihn garantiert. Denn Juan-Martín Cuesta Bustamante, kurz Juma, ist eines dieser Stadtkinder, die man einfach schonmal irgendwo gesehen hat. Wir stellen euch den Künstler mal genauer vor.

Stadtkind: Tanja Simoncev (tan)

Stuttgart – Morgens, halb 11 in Deutschland, Juma begrüßt uns mit einem Whiskey in der Hand in seiner Wohnung. Es ist ein feiner Tropfen aus Schottland – start your day right, oder wie? Ein bisschen Spaß muss sein, denn viel zu lachen haben Künstler seit Corona nicht.

 

Großveranstaltungen wurden abgesagt, Konzert-Locations wie Clubs geschlossen, Einnahmen brechen weg – komplett. Und das seit dem Frühjahr 2020. Klar, dass die Branche in Aufruhr ist – und das nicht erst seit dem Video von Till Brönner, das kürzlich viral gegangen war. „Ohne Kunst und Kultur wird’s still“ – Alarmstufe Rot. Es ist Zeit, laut zu werden und zu reagieren, findet auch JUMA.

Von Ecuador über Rottweil nach Stuttgart

Eigentlich hatte sich Juan-Mártin das alles ein bisschen anders vorgestellt. Gerade erst schrieb er seine letzte Prüfung an der Hochschule der Medien und wollte als Musiker so richtig durchstarten. Tja – dann kam Corona, der Rest ist Geschichte. Doch zurück zu Juma. Born and raised in Ecuador fing das bei ihm schon früh an mit der Musik. „Meine erste Gitarre habe ich mit zwei Jahren bekommen.“ Klar, war es eine Spielzeuggitarre, aber der Weg war geebnet und das Schicksal besiegelt.

Kultur-Schock statt Komfort-Zone

In den darauffolgenden Jahren kamen immer mehr Instrumente dazu, von Klavier über Schlagzeug, Mundharmonika bis hin zur Geige – let the music play, vor allem einen wichtigen Teil in Jumas Leben. „Der Gesang kam erst mit 17 Jahren dazu, davor hatte ich mich nicht so recht getraut.“ Aber Schritt für Schritt – immer lauter, immer selbstbewusster. Und das mittlerweile in Rottweil, wo der Künstler seit seinem fünfzehnten Lebensjahr zu Hause ist bzw. war – denn fürs Studium ging es schließlich nach Stuttgart. Ein Kulturschock?

"Ja, es war ein Kulturschock. Auch dreizehn Jahre später spüre ich das noch. Ich will jemanden umarmen und mir wird die Hand entgegengestreckt. Und scheinbar sage ich auch zu oft ‚Danke‘ – da frage ich mich schon: Geht das überhaupt?"

Aber Juma ist auch froh, hier in Deutschland zu sein. „Das hat mich geformt.“ Mal raus aus der Komfort-Zone – da würde das Leben beginnen. „Und das hat auch meine Musik beeinflusst.“ Der leidenschaftliche Musiker begann im Teenage-Alter seine ersten Stücke zu schreiben. Am Anfang handelten die meisten Songs natürlich von der Liebe und den großen Emotionen. „Klar, so verarbeitet man ja auch seine Gefühle – zumindest ich tu das.“

Juma – Musiker aus Leidenschaft

Nach der ersten eigenen Band spielten zunächst die Schulabschlüsse in Jumas Leben eine wichtige und Musik eine (Neben-)Rolle. Erst in Stuttgart fand er zurück zur Musik, vor allem zu seiner Art Musik zu machen und seinem Stil. Und den beschreibt der 28-Jährige übrigens mit: Alternativer Pop-Indie-Singer-Songwriter-Clash. Na, wenn das nicht mal vielversprechend klingt!? „Ich habe für mich nie wirklich herausgefunden, was für eine Musik ich eigentlich mache.“ Von allem ein bisschen, so wie es sich gut anfühlt und noch besser klingt.

Dein (Künstler-)Name & dein (gefühltes) Alter: Ich fühle mich manchmal wie Zwölf und manchmal doch leider wie 28…

Dein Beruf in Eigendefinition…kein brotloser Künstler!

Seit wann lebst du in Stuttgart? August 2015

Wo wohnst du heute? Im Stuttgarter Westen

Was gefällt dir an dieser Ecke besonders? Die Ruhe

Wann und wo hast du dich in Stuttgart verliebt? Ich war nie nicht verliebt!

Ein Geheimtipp im Kessel…die Holzmaler-Bar. Dort trifft der Style der 1920er auf sooo geile Cocktails.

Dieser Song beschreibt Stuttgart am besten: The Killers – Mr. Brightside. Beschreibt zwar nicht wirklich Stuttgart, aber erinnert mich für immer an die geilen Abende im Keller Klub. Und das ist für mich Stuttgart.

Viele ziehen aus Stuttgart weg. Wieso bist du noch hier? Weil ich mich hier noch wirklich als Künstler finden möchte.

Bei welchem Thema sollten sich die Stuttgarter dringend mal locker machen? Nicht alles muss Deutschrap sein.

Wenn du mal Oberbürgermeister spielen könntest, was würdest du beschließen? Das Marienplatzfest darf gerne länger gehen!

Was könnte in der Stadt besser laufen, was erhoffst du dir von der anstehenden OB-Wahl? Mehr Raum für Innovativität in der Stadt und mehr Raum sowie Unterstützung für Musiker.

Wo findet man dich, wenn jetzt nicht Corona wäre, samstags um zwei Uhr nachts: Arschwackelnd (einst gern im Keller Klub) mitten auf der Tanzfläche!!!

Wie kann man, deiner Meinung nach, die lokalen Künstler am besten supporten? Wie gesagt, durch mehr Raum und vor allem auch finanzielle Unterstützung. Geld ist jetzt das allerwichtigste während Corona. Deutschland ist momentan kulturlos. Ich weiß nicht, wie viele Musiker die Corona-Krise überleben bzw. überstehen werden. Über Spotify kann man u.a. mit einer Geldspende helfen. Das sieht man sofort wenn man auf der Spotify-Seite des Künstlers geht. Ansonsten hilft auch immer Zusammenhalt und Vernetzung. Gerne einfach Songs, Posts usw. teilen.

Was fehlt dir seit der Corona-Krise am meisten, auf was freust du dich jetzt schon? Festivals. Konzerte allgemein. Was würde ich nicht alles für ein kühles Bier mitten auf einem Festival geben. Puh!