Über die Stadteile Spitzholz, Rotbühl, Hinterweil und Goldberg werden Daten erhoben. Einer soll wie die Viehweide und das Eichholz gefördert und baulich auf Vordermann gebracht werden.

Sindelfingen - Sindelfingen treibt das Projekt „Soziale Stadt“ weiter voran. Damit soll das Miteinander gefördert und dafür gesorgt werden, dass soziale Probleme erst gar nicht entstehen oder durch Stadteilarbeit bewältigt werden. Nach dem Eichholz und der Viehweide, wo nun die Umbauarbeiten für einen Bürgertreff beginnen, soll nun ein weiterer Stadtbezirk gefördert werden. Die Planer nehmen den Goldberg, Hinterweil, den Rotbühl und das Spitzholz ins Visier. Der Gemeinderat hat jetzt eine Untersuchung dieser Stadtteile genehmigt. Auf der Basis der dann vorliegenden Daten über die sozialen und städtebaulichen Herausforderungen soll der Gemeinderat dann entscheiden, welcher Stadtteil als nächster zum Zuge kommt.

 

Meist mehr als die Hälfte hat einen Migrationshintergrund

„In sämtlichen dieser Stadtteile besteht Handlungsbedarf“, sagt Hans-Georg Burr vom Amt für soziale Dienste, „sie sind allesamt Nachkriegssiedlungen.“ Zumeist sind die Menschen von außerhalb und aus anderen Ländern dorthin gezogen. Meist mehr als die Hälfte der Bewohner haben einen Migrationshintergrund, das heißt einen ausländischen Pass oder ihre Familien stammen aus der Türkei, aus osteuropäischen Ländern und vom Balkan. Sie sollen besser miteinander vernetzt werden. Geprüft werden soll, welche Möglichkeiten gemeinsamer Treffs bereits bestehen und wie die Arbeit etwa des Stadtjugendrings aussieht. „Wir wollen die Lebensqualität weiter entwickeln und den Einwohnern ein Stück Heimat zurückgeben“, erklärte der Oberbürgermeister Bernd Vöhringer. Welcher Stadtteil letztlich in den Genuss von Verbesserungen kommt, hänge auch von der Mitwirkungsbereitschaft in der Bevölkerung ab, sagte Burr.

Bei der Bestandsaufnahme kommen auch bauliche Mängel auf den Prüfstand. Danach werden die Planer die voraussichtlichen Kosten ermitteln und eine mögliche Finanzierung unter die Lupe nehmen. Es sollen auch wieder Fördermittel aus dem Topf des Landes beantragt werden, die für solche Projekte zur Verfügung stehen. Mit der Expertise wird die Firma Steg Stadtentwicklung in Stuttgart beauftragt, die sie für 70 000 Euro erstellt.

Besorgnis um die Mietpreise

Wenn alle Zahlen und Fakten über die Gebäude, die Bevölkerung und auch die Miet- und Eigentumsstruktur auf dem Tisch liegen, will man in Klausur gehen, ehe der Gemeinderat den Vorschlag für einen zu fördernden Stadtteil erhält. Während der Klausur, an der auch Bürger aus den Stadtteilen und Vertreter sozialer Einrichtungen teilnehmen, wird über die nötigen Maßnahmen diskutiert.

Ingrid Balzer, die Sprecherin der Fraktion der Freien Wähler, gab in der jüngsten Gemeinderatssitzung zu bedenken, dass bauliche Verbesserungen und eine Aufwertung der Attraktivität eines Stadtteiles sicher auch zu Mietpreissteigerungen führen werde. Michael Paak vom Amt für soziale Dienste sicherte ihr zu, dass man dies im Blick habe. Negative Auswirkungen dieser Art sind zumindest aus dem Stadtteil Viehweide nicht bekannt, wo die Wohnstätten Sindelfingen zehn Millionen Euro in die Sanierung der Hochhäuser in ihrem Besitz investierte.

Bürgertreff wird teurer als geplant

Möglicherweise wird in dem dritten Stadteil, der in den Genuss einer Förderung kommen wird, ebenfalls ein Bürgertreff geschaffen wie auf der Viehweide und im Eichholz. Auf der Viehweide soll mit dem Umbau des katholischen Gemeindehauses am Hans-Thoma-Platz demnächst begonnen werden. Der Gemeinderat erteilte einstimmig sein Plazet, und trug die Kostensteigerung auf fast 850 000 Euro für die Sanierung und Neugestaltung mit. Im Jahr 2015 war man noch von einer halben Million Euro ausgegangen. Aber Baukostensteigerungen und eine aufwendigere technische Renovierung ergaben den nun doch deutlichen Mehraufwand.

Menschen aus 120 Nationen leben in Sindelfingen

Viehweide:
In das Quartier wurden von der Stadt und den Wohnstätten Sindelfingen seit dem Jahr 2007 insgesamt 13,2 Millionen Euro investiert. 1,4 Millionen Euro davon kamen aus dem Fördertopf des Landes für das Projekt Soziale Stadt. Wenn das Programm im Jahr 2020 ausläuft, soll der neue Stadtteiltreff fertig sein.

Eichholz
: Zwischen 2003 und 2011 flossen für die Renovierung der Gebäude und den Bau eines Bürgertreffs 15 Millionen Euro in den Stadtteil. Auch dort war die städtische Baugesellschaft beteiligt.

Fortschreibung:
Die Verwaltung wird das Projekt soziale Stadt fortschreiben und vom Land eine weitere Förderung beantragen. Vom nächsten Jahr an soll die Lebensqualität und das Miteinander in einem jener Quartiere verbessert werden, die nach dem Zweiten Weltkrieg am Daimler-Standort entstanden und stark gewachsen sind. In Sindelfingen leben inzwischen Menschen aus 120 Nationen.