Der Insolvenzantrag der Gewa 5 to 1 GmbH und Co. KG lässt Geldanleger und Wohnungskäufer um ihre Investition bangen. Die Stadt Fellbach hat dagegen Glück gehabt: Ihre Rechnungen hat die Bauträgerfirma bezahlt, sagt Oberbürgermeisterin Gabriele Zull.
Fellbach - Die Fellbacher Oberbürgermeisterin Gabriele Zull hat sich nach einem Informationsaustausch mit dem Insolvenzverwalter Ilkin Bananyarli zuversichtlich gezeigt, dass der Gewa-Tower nicht zu einer Bauruine werden wird. „Alle Beteiligten wollen den Bau fortsetzen“, berichtete die 49-Jährige am Dienstagabend den Stadträten von dem klärenden Gespräch. Laut der erst kurz vor der Pleite bei dem Hochhaus-Projekt in ihr neues Amt eingesetzten Oberbürgermeisterin gibt es bereits jetzt mehrere Interessenten für die Immobilie.
Zahlungsverpflichtungen wurden eingehalten
Wert legte Gabriele Zull vor den Bürgervertretern auf die Feststellung, dass die Stadt Fellbach nicht an dem Bau beteiligt ist und nach der Insolvenz offenbar auch kein Finanzloch droht. Sowohl die Gebühren für die Baugenehmigung als auch die Beiträge für Infrastrukturkosten und Abwasseranschluss seien auf dem Konto der Stadt eingegangen. „Zahlungspflichten wurden eingehalten“, stellte Zull fest. Sie bestätigte, dass ein Wachdienst auf der Baustelle nach dem Rechten sehen soll.
Verbaler Schlagabtausch und Schuldzuweisungen im Gemeinderat Fellbach
In eine weitere Runde ging im Anschluss an den Bericht der Rathauschefin indes der verbale Schlagabtausch um die politische Verantwortung für die finanzielle Schieflage beim Gewa-Tower. Der SPD-Fraktionschef Andreas Möhlmann warf den Ratskollegen vor, bei der Frage nach dem Finanzierungsnachweis über den Tisch gezogen worden zu sein: „Sie haben bei dieser Entscheidung gezockt wie im Casino!“, empörte er sich, dass ein sicheres Finanzmodell über eine Großbank von der Ratsmehrheit 2014 nicht favorisiert worden sei. Die „bedenkliche Wortwahl“ des SPD-Angriffs verbat sich nicht nur der für die Christdemokraten aktive Herbert Aldinger, auch sein Fraktionschef Hans-Ulrich Spieth mahnte die Kollegen zur Mäßigung. „Wir alle sollten die Lautstärke drosseln: Wir haben ein geordnetes Insolvenzverfahren, das Risiko war den Geldgebern bekannt. So etwas passiert eben“, sagte er. Und: „Wir hatten eine Dauerbrache, das war die eigentliche Katastrophe!“
Einen zweiten Disput lieferte sich in der Sitzung der SPD-Stadtrat Harald Raß mit dem FW/FD-Vorsitzenden Ulrich Lenk („Uns ging es darum, keine neue Bauruine zu schaffen“): Der Berufsschulrektor habe, hakte der Sozialdemokrat ein, einen Rechtsberater der Stadt zum Thema Schadenersatzforderung erstens aus nicht-öffentlicher Sitzung und zweitens sinnentstellend zitiert. „Da war eine Falschaussage – so kann es nicht gehen, Herr Lenk!“, sagte Raß. Finanzbürgermeister Günter Geyer sprang Lenk bei: „Es gab im Grunde keine andere Möglichkeit als die Baufreigabe zu erteilen – sonst wäre Warbanoff juristisch gegen die Entscheidung vorgegangen.“