In Weissach im Tal haben sich am Samstag 75 Frauen und Männer in der Datenbank des VKS registrieren lassen, um einen Familienvater aus der sächsischen Partnerstadt Lommatzsch zu retten. Der 45-Jährige ist an Blutkrebs erkrankt.

Manteldesk: Thomas Schwarz (hsw)

Weissach im Tal - Enrico braucht unsere Hilfe!“ Das Plakat an der Einfahrt zum Parkplatz der Gemeindehalle in Weissach im Tal ist eindringlich. Am Samstag wurden hier von 11 bis 17 Uhr die Stammzellenproben von 75 Frauen und Männern im Alter zwischen 17 und 55 Jahren genommen. Ziel ist zum einen, Enrico Schmidtgen aus der sächsischen Partnerstadt Lommatzsch zu helfen, der im vergangenen Jahr an Blutkrebs erkrankt ist und für den eine Stammzellenspende lebensnotwendig ist. Dazu sind Manda Stöckel und ihr Team des Vereins für Knochenmark- und Stammzellenspende (VKS) extra aus Dresden angereist.

 

Typisierung durch Wangenabstrich

„Wir haben in und um Lommatzsch bereits 1500 Personen registriert“, verrät Manda Stöckel. Dort werde auch weiterhin in Arztpraxen, bei Physiotherapeuten und anderen Einrichtungen die Sets an Patienten und Kunden gegeben. Denn die Typisierung ist denkbar einfach und kann von jedem selbst gemacht werden. Dazu nimmt man die drei Wattestäbchen aus der Packung um einen Wangenabstrich zu machen. Dann noch das beiliegende Formular ausfüllen, in den bereits frankierten Umschlag stecken und ab geht die Post. Wer sich nachträglich registrieren lassen will, kann sich ein kostenloses Set zur Typisierung auf der Homepage des VKS bestellen.

Apropos: diese ging auch im Weissacher Rathaus ab, als zwei Frauen, die aus Lommatzsch stammen, aber bereits seit rund 20 Jahren in der Region leben, dort mit der Idee zu der Typisierungsaktion auftauchten. „Das war kurz vor Weihnachten, als Nina Glaser und Anja Schürer zu uns kamen“, erinnert sich Madelaine Weber, die stellvertretende Hauptamtsleiterin der Gemeinde. „Enrico kenne ich schon lange und da fiel mir ein, dass Weissach die Partnerstadt von Lommatzsch ist“, sagt Anja Schürer, die wie Nina Glaser am Samstag in der Gemeindehalle mitgeholfen hat.

Im Rathaus rannten sie offene Türen ein. „Unser Bürgermeister Ian Schölzel war sofort davon begeistert“, sagt Madelaine Weber, die als Ehrenamtsbeauftragte im Rathaus nicht nur die nötigen Kontakte zu allerhand Vereinen hat, sondern auch das notwendige Organisationstalent, um die Aktion innerhalb weniger Tage in die Tat umzusetzen.

Vor Ort in Lommatzsch sei die Hilfsbereitschaft ebenfalls riesig, sagt Manda Stöckel. „Enrico hat großen Rückhalt in seiner Familie und im Freundeskreis. Er ist selbst zweifacher Vater.“ Enrico Schmidtgen ist zudem ein begeisterter Fußballer. Allein von seinen Vereinskameraden komme jede Menge Hilfe, aber auch der Arbeitgeber des 45-Jährigen habe bereits einiges in die Wege geleitet, um Typisierungsaktionen zu organisieren.

Ein genetischer Zwilling muss gefunden werden

„Ich werde kämpfen, denn ich will unbedingt leben“, bekräftigt Enrico Schmidtgen die Anstrengungen seiner Helfer. „In solch schweren Zeiten ist es schön, so engagierte und liebe Menschen um sich zu haben“, wird Schmidtgens Frau von Manda Stöckel zitiert. Für die Familie sei durch die Diagnose Blutkrebs die Welt aus den Fugen geraten. Nun hoffen alle, einen genetischen Zwilling zu finden, der Enrico Schmidtgen Stammzellen spenden kann.

„Diese werden zu 80 Prozent aus Blutgewonnen, das aus dem Arm entnommen wird. Das ist kein schlimmer Eingriff“ beruhigt Manda Stöckel. Bei 20 Prozent werde aus dem Beckenknochen Zellen entnommen. „Für Kleinkinder und Babys.“