Dann wissen Sie, wer der Empfänger ist?
Mittlerweile ja. Die ersten zwei Jahre nach der Spende wusste ich das nicht. Anfangs ist nur ein anonymer Kontakt möglich. Die Oma des Jungen hat mir über die DKMS Briefe geschrieben. Der erste Brief war ein Wendepunkt. Vorher war alles sehr medizinisch. Ich hatte einen Kloß im Hals, als ich den Brief der Großmutter las, in dem sie von ihrem Enkel berichtete. Da sind Tränen gekullert und man hegt natürlich den Wunsch, denjenigen kennenzulernen.

Haben Sie den Jungen inzwischen auch persönlich kennenlernen können?
Ja. Nach zwei Jahren wird die Sperre aufgehoben und man erfährt, wer der Empfänger beziehungsweise der Spender ist – sofern beide Seiten einwilligen. 2011 haben wir uns das erste Mal getroffen. Zusammen mit meiner Frau und meiner Tochter bin ich nach Höchstädt bei Augsburg gefahren, und da haben wir Moritz mit seiner Mutter und seiner Oma getroffen.

Wie war das Treffen?
Erst einmal ist die Sprache in so einem Moment eine Weile weg. Aber als sie wieder kam, gab es eine ganze Menge zu erzählen. Die Familie hat uns die Leidensgeschichte des Jungen erzählt, wie er mit drei Jahren an Leukämie erkrankte, mit fünf Jahren einen Rückfall hatte und die Chemotherapien nicht angeschlagen haben. Inzwischen haben wir uns x-mal gesehen. Zum Beispiel waren wir einmal zusammen mit seinem Vater bei einem Fußballspiel in München, Bayern gegen Freiburg. Moritz ist nämlich Bayern-Fan.

Wie hat eigentlich Ihre Familie auf Ihre Stammzellenspende reagiert?
Meine Frau war ganz freudig. Sie hatte sich bei der Aktion in der Firma auch typisieren lassen und wäre am liebsten an meiner Stelle gewesen. Sie hat es als Glück angesehen. Meine Tochter Klara und mein Sohn Lukas sind, denke ich, schon auch stolz. Meine Tochter hat sich mit Moritz sogar angefreundet und geht auch zu den Treffen immer gern mit. Und mein Vater sagt, dass Moritz für ihn wie ein dritter Enkel ist.