Region: Verena Mayer (ena)

Manchmal kann Tina Quaiser nicht anders, als vor Sorgen zu weinen. Dann tröstet sie André. „Es geht immer weiter!“, sagt er. „Wir schaffen das!“ Wenn dann die Ränge im Zelt mal wieder besser besetzt sind und die Kaisers ein längeres Engagement bei einem Weihnachtszirkus bekommen oder zu einem Festival eingeladen werden, dann sieht die Welt auch wirklich wieder bunter aus. Womöglich haben ja auch die Nachrichten von den ausbüxenden Tieren bald ein Ende. Nun, da André Kaiser die zierlichen Elektrozäune nach und nach gegen massive Eisengatter tauscht, die ihn, wie er sagt, 45 000 Euro kosten.

 

Im Zelt, wo der Showdirektor Artur Kaiser den grauen Alltag vertreibt, steht die Luft. André Kaiser dirigiert seine Pferde zu Walzerklängen, wirft Messer auf eine Wand und jongliert in vier Meter Höhe mit Keulen. Artur Kaiser lässt Kamele, Büffel und Alpakas auf Podesten posieren, reckt seinen handstehenden Sohn Luciano in die Höhe und balanciert in seinen Händen die kopfstehende Tochter Loredana. Die artistische Luftnummer seiner Frau Sandy fällt flach. Sie ist schwanger und soll das Baby schonen. Tina Quaiser lotst ihre Hunde über Hürden und durch große Plastikringe und tanzt mit 40 Reifen Hula-Hoop.

Normalerweise dauert eine Aufführung zwei Stunden. Heute sind es nur eineinhalb. Wegen der Hitze. „Danke schön und auf ein baldiges Wiedersehen im Circus Kaiser“ schallt es um kurz nach halb sechs aus den Boxen. Die Darsteller verabschieden sich. Ganz vorne winken der fünfjährige Luciano und die vierjährige Loredana. Oder wie sie der Showdirektor nennt: die neunte Generation Kaiser.