Statistisches Landesamt Eine Riesenbehörde zieht nach Fellbach

Der neue Standort des Statistischen Landesamts ist am Raiffeisenplatz in Fellbach.Foto: Julian Rettig Foto:  

Das Statistische Landesamt verlegt seinen Sitz von Stuttgart-Heslach ins vordere Remstal. 650 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben einen neuen Arbeitsplatz. Offizieller Start im Areal auf der Nordseite des Bahnhofs ist an diesem 1. März.

Vermutlich nicht allen Fellbacherinnen und Fellbachern dürfte bekannt sein, dass sich auf der Nordseite des Bahnhofs ein Landes-Behördenzentrum befindet, das es in seiner Dimension außer in der Landeshauptstadt kaum noch andernorts gibt. Denn auf dem weitläufigen Areal befinden sich nicht nur bundesweit bekannte Großunternehmen wie die Süddeutsche Krankenversicherung (SDK) oder der Immobilienkonzern Wohninvest. Vielmehr haben an der Ecke Schaflandstraße und Philip-Reis-Straße etwa auch das Landesamt für Besoldung und Versorgung (1200 Mitarbeiter) oder das Chemische und Veterinäruntersuchungsamt Stuttgart (240 Mitarbeiter) ihren Sitz.

 

Gebäude am Raiffeisenplatz wurde komplett renoviert

Jetzt kommt noch eine weitere Großinstitution hinzu: Nach monatelangen Vorbereitungen und einem intensiven Umzug startet das Statistische Landesamt mit seinen 650 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an diesem Freitag, 1. März, offiziell im renovierten Gebäude am Raiffeisenplatz 5.

50 Jahre lang war Stuttgart-Heslach, ergänzt um eine zeitweise Außenstelle im Fasanenhof, das Domizil des Statistischen Landesamt Baden-Württemberg – das nicht nur im Stuttgarter Süden als „StaLa“ bekannt ist. Bereits 2015 erfolgte der Umzugsbeschluss angesichts der deutlich in die Jahre gekommenen Räume an der Böblinger Straße 58. Die Entscheidung, wohin es gehen würde, traf das Finanzministerium Baden-Württemberg als übergeordnete Dienstaufsichtsbehörde allerdings erst 2018. Relevant für die Entscheidung war, dass ein größerer Gebäudekomplex in Fellbach frei wurde, weil sich die SDK für einen Neubau rund 300 Meter weiter nördlich entschieden hatte.

Energieverbrauch sinkt gegenüber bisher deutlich

Alles startklar: Die Statistiker im Landesamt können in Fellbach jetzt loslegen. Foto: Julian Rettig

Kurios: So mächtig die beiden Gebäude für die Statistiker am Raiffeisenplatz 5 in Fellbach auch wirken – tatsächlich ist die nun zur Verfügung stehende Fläche mit exakt 13 135 Quadratmetern im Vergleich zu den alten Standorten mit rund 26 000 Quadratmetern nahezu halbiert. Offenkundig werden die neuen Räumlichkeiten effektiv genutzt. Ein weiterer positiver Effekt dabei: Durch die räumliche Verkleinerung und die gleichzeitige Erneuerung der Systeme in Sachen Informationstechnologie wird der Energieverbrauch deutlich gesenkt. „Der ökologische Rucksack der Hardware konnte um 4830 Tonnen reduziert und die Stromaufnahme um 111 Kilowatt gesenkt werden“, erläuterte die Pressesprecherin Mara Mantinger bei einem Rundgang wenige Tage vor der offiziellen „StaLa“-Start in Fellbach.

Das Drehkreuz am Haupteingang passieren darf man nur nach Abgabe des Personalausweises. Es geht im Amt schließlich um sensible Daten, da bestehen höchste Sicherheitsanforderungen. Das „Herz der Landesstatistiker“, der Serverraum, ist zudem nur einem sehr begrenzten Personenkreis des Landesamts zugänglich.

Mit dem Fahrrad von Mühlhausen nach Fellbach

Beim Rundgang fällt auf, dass es zumeist kleinere Büros für bis zu vier Personen sind – ander als in Heslach mit Großraumbüros für an die 100 Menschen mit ein paar Stellwänden und Schränken zur Abgrenzung. Swetlana Mamonova gehört zum Referat Informationsdienste, Regionalstatistik, Wahlen. Die Räumlichkeiten findet sie „sehr schön“. Von ihrem Wohnort in Stuttgart-Mühlhausen ist sie bisher mit der Stadtbahn nach Heslach gefahren. Nach Fellbach ist das nun etwas umständlicher, weshalb sie den Weg zur Arbeit bereits ein paar Mal mit dem Fahrrad zurückgelegt hat, auch wenn es zwischendurch Richtung Schmiden ganz schön den Berg hoch geht – „gut für die Fitness“, sagt sie schmunzelnd.

Christina Hackl ist Leiterin des Auskunftsdienstes und somit erste Ansprechpartnerin für Interessenten. Das sind etwa Doktoranden, die statistische Angaben für ihre Promotion benötigen. Oder auch mal Investoren eines neuen Hotels, die mehr über die Bevölkerungsdichte in der anvisierten Region wissen wollen. An ihre allererste Auskunft, „das war so vor 30 Jahren“, erinnert sie sich noch ganz genau: Ein junger Mann wollte wissen,wie viele Frauen im Bodenseekreis Größe 42 tragen. „Ich habe mich gefragt, wofür braucht man solche Zahlen?“ Dann klärte sich auf: Der Herr erwog, am Schwäbischen Meer eine Boutique für große Größen zu eröffnen.

Während des von einem 30-köpfigen Team organisierten mehrwöchigen Umzugs rotierten nach Mantingers Angaben 7000 Kartons im Haus. „Insgesamt waren es etwa 2200 Schreibtische, Stühle und Container, 400 Besprechungstische, 1000 Besprechungsstühle sowie 1000 Schränke, die nach Fellbach verfrachtet wurden.“

Digitaler, bürgerfreundlicher, innovativer

Nur noch wenige Restarbeiten sind in den Büros noch zu erledigen. Foto: Julian Rettig

Anke Rigbers, Präsidentin des Statistischen Landesamtes, erklärt: „Die Verlegung unseres Dienstsitzes nach Fellbach und der Umzug in die Kappelbergstadt markiert für uns den Beginn einer neuen Phase.“ Die Arbeit werde nicht nur digitaler, bürgerfreundlicher und innovativer – „nun stehen auch für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zeitgemäße Büros zur Verfügung. Besonders freut mich, dass wir durch die Verkleinerung der Fläche und die Erneuerung unserer IT-Systeme zukünftig viel Energie sparen werden, was auch dem Klimaschutz zuträglich ist“. Finanz-Staatssekretärin Gisela Splett ergänzt, wie wichtig zeitgemäße Dienstgebäude und deren technische Ausstattung für die Erhebung amtlicher Statistik seien. Ihre Erkenntnis: „Fellbach hat sich bereits als geeigneter Standort für Behörden im Bereich des Finanzministeriums bewiesen.“

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