Der Esslinger Stefan Fay hat ein Buch über seine Weltreise und seine Suche nach dem Sinn des Lebens geschrieben. Was er dabei gefunden hat und warum er mittlerweile nicht mehr so große Lust aufs Reisen hat, hat er in seiner Heimatstadt erzählt.

Kultur: Kathrin Waldow (kaw)

Esslingen - Meditieren ist Stefan Fays neues Reisen. Statt mit seinem Motorrad kurvenreiche Pässe zu befahren und in fremde Kulturen einzutauchen, nutzt der 31-Jährige mittlerweile seine Fahrkarte ins eigene Innenleben. Das war bis vor ein paar Jahren ganz anders. Zuerst zog es den Esslinger für acht Monate nach Südamerika – Brasilien, Peru, Bolivien, Chile, Argentinien und Uruguay. 2014 startete er dann auf seine zweijährige Motorrad-Weltreise nach Russland, Zentralasien, Pakistan, Indien, Thailand, Malaysia und Indonesien bis nach Australien. Danach schrieb Fay ein Buch über dieses Abenteuer – per Crowdfunding finanziert und im Eigenverlag veröffentlicht. Mittlerweile ist er längst wieder in seiner Heimat und dem Berufsleben angekommen. Geändert hat sich trotzdem vieles. Der Reihe nach:

 

„Wie Herr Lehmann wollte ich nicht werden“

„Nach dem Abitur dachte ich, ich muss viel Geld verdienen, um mir spannende Dinge im Leben zu ermöglichen“, sagt Fay. Ein dicker Geldbeutel war sein oberstes Ziel. Er studierte Betriebswirtschaftslehre und startete bei einem mittelständischen Unternehmen auf den Fildern durch. „Am Anfang war ich froh um den Job und die Karrierechance. Mit der Zeit nahm der Elan jedoch ab, weil ich merkte, wie wenig ich in der Firma umkrempeln kann. Der Schlüssel-Moment war eine Feier zum 30-jährigen Firmenjubiläum eines Kollegen. So was wollte ich nicht erleben.“ In seinem Buch, das den Titel „Good bye Lehmann – Auf der Suche nach dem guten Leben“ trägt, schreibt er dazu: „Ich war zwar erst seit zwei Jahren angestellt, hatte aber schon meinen Antrieb verloren. Die meisten Dinge waren mir einfach nur noch egal, Morgens stempelte ich ein und zählte schon die Stunden, bis ich wieder gehen durfte. Die Zeit verging rasend und nun konnte ich Herrn Lehmann verstehen – drei Jahrzehnte konnten tatsächlich verfliegen. Das war kein gutes Leben. Es musste sich etwas ändern.“ Stefan Fay kündigte und ging mit einem Freund auf Südamerika-Tour.

Zurück in Deutschland suchte er sich einen Job als Online-Marketing-Berater bei einem Start-Up und plante nebenher seine nächste Reise. Dieses Mal wollte er mit dem Motorrad Richtung Osten, ohne Rückfahrplan. „Ich wollte den Trip dazu nutzen, mir ein Leben zu erfinden, mit dem ich glücklich sein kann“, so Fay rückblickend.

Angekommen im eigenen Garten

Innerlich sei er im Alltag und auch auf seiner Weltreise, die er zum Teil mit einem Freund bestritt, ein Getriebener gewesen. In Zentralasien wird ihm das zum ersten Mal bewusst. „Wir hatten das Denken und Handeln vom vollen Terminkalender und Zeitdruck mit auf die Reise genommen.“ Ein innerer Prozess in ihm wird in Gang gesetzt. Fay beschäftigt noch mehr damit, was sein Glück ausmacht.

In Australien findet er gegen Ende seiner Reise die Liebe. Zuvor hat er eine wichtige Lektion gelernt. „Reisen war für mich nur der Weg, um im Moment anzukommen. Reisen war zwar mein Traum, aber ich habe gemerkt, dass es mir auch nicht hilft,“ erzählt er. Bereits unterwegs findet er Zugang zum Thema Achtsamkeit, stellt seine Beziehung zu Geld infrage und beginnt zu meditieren.

Mit der Liebe in Australien wurde es am Ende nichts. 2016 kam er zurück nach Deutschland. Mittlerweile ist auch sein Buchprojekt für ihn abgeschlossen. „Ich genieße es, in meinem Garten zu sein und die Ruhe in mir, die ich gefunden habe. Ich denke, dass ich nun auf dem richtigen Weg bin,“ sagt er. Ganz ohne Reisen geht es für Fay aber nicht weiter. Als nächstes zieht es ihn in einen Co-Working-Space nach Marokko, von dort aus will er an seinen Online-Projekten für Kunden im Kreis Esslingen arbeiten.

Wer mehr über Stefan Fays Weltreise lesen will, wird entweder in dem Buch „Good bye Lehmann – Auf der Suche nach dem guten Leben“ oder auf seinem Reiseblog www.howfarcanwego.de fündig.