Das alte Pfarrhaus der Martinskirche in Oberesslingen soll eine Herberge für Sterbenskranke Menschen werden.

Esslingen - Seit über 20 Jahren setzt sich die Arbeitsgemeinschaft Hospiz Esslingen mit ihrer ambulanten Arbeit für einen würdevollen Umgang mit Sterbenden ein. In diesem Jahr wird nun ein Projekt verwirklicht, dass in den Evangelischen und Katholischen Gesamtkirchengemeinden seit vielen Jahren ein Thema ist: der Bau des ersten Hospizhauses im Landkreis. Sterbenskranke sollen hier ihre letzten Tage mit professioneller medizinischer und seelsorgerischer Betreuung verbringen. „Wir knüpfen an eine uralte Tradition an. Schon im Mittelalter haben Mönche Kranke in Esslingen gepflegt“, betont Bernd Weißenborn, der Dekan der evangelischen Kirchengemeinde in Esslingen.

 

„Es ist ein Haus für alle“

Mit dem Bau des Hospizhauses soll so bald wie möglich begonnen werden. „Wir stehen kurz vor der Baugenehmigung“, sagt Weißenborn. Das ehemalige evangelische Pfarrhaus der Martinskirche soll nach den Plänen des Esslinger Architekten Jens Könekamp saniert und mit einem neuen Anbau versehen werden. Acht Gästezimmer werden dann Menschen in den letzten Tagen oder Wochen ihres Lebens zur Verfügung stehen. Jeder Bürger – unabhängig von der Konfession oder Religion – kann darin einen Platz finden. „Es ist ein Haus für alle. Jedem soll ein würdiges Sterben ermöglicht werden“, unterstreicht Weißenborn. Der Dienst wird für Patienten kostenlos sein. „Ein Sterben erster und zweiter Klasse wollen wir nicht“, sagt der Projektleiter Horst-Peter Enge zu dem solidarischen Gedanken hinter dem Konzept.

Im Hospiz erhalten die Sterbenden künftig eine Tag- und Nachtbetreuung durch hauptberufliche und ehrenamtliche Mitarbeiter. „Hier werden zehn Arbeitsplätze entstehen. Zudem wird es eine seelsorgerische Begleitung geben“, erklärt der Dekan. Aber auch Angehörige und Freunde der Schwerstkranken sollen betreut und unterstützt werden. „Denn das ist ein Thema, das oft verkannt wird“, ergänzt Enge.

Dekan hofft auf Spendenbereitschaft der Menschen

Damit schnell mit dem eigentlichen Bau begonnen werden kann, haben Ehrenamtliche das rund 1200 Quadratmeter große Areal, auf dem der Anbau entstehen soll, kürzlich gerodet. Der Garten, um den sich seit Jahren niemand gekümmert hatte, glich einem verwilderten Dickicht mit alten Sträuchern, die bis auf die Straße ragten. Große Bäume wurden anschließend von Mitarbeitern einer Fachfirma gefällt.

Finanziert wird das Hospiz durch Spenden und Zustiftungen. Die ursprünglich veranschlagte Summe von 1,85 Millionen Euro wird laut Weißenborn wohl überschritten: „Fast eine Million Euro haben wir bereits zusammen.“ Dazu komme noch der jährliche Bedarf von 120 000 Euro. Der Dekan hofft auf die Spendenbereitschaft der Esslinger Bürger und Institutionen.