Nicht nur Kindergartenkinder erfahren hier, dass es auch am Himmel eine Luftpumpe gibt.
Leonberg - Ganz begeistert ist Johannes Kepler über seine Erfindung. 1611 sitzt er an seinem Buch „Dioptrik“ und beschreibt das eben von ihm gebaute Fernrohr, das aus zwei Linsen besteht und noch heute „Keplersches Fernrohr“ genannt wird. „Oh du vielwissendes Rohr“, schreibt der Astronom im Vorwort, „kostbarer als jegliches Zepter!“ Johannes Kepler, 40 Jahre zuvor in Weil der Stadt geboren, weiß aber auch, dass seine Dioptrik keine einfache Lektüre ist. Man brauche schon ein „unglaubliches Verlangen, die Ursachen der Dinge kennenzulernen“.
Ob er da an die Frauen und Männer in Höfingen gedacht hat? Draußen, inmitten von Feldern, hinter einem dichten Busch, stehen sie und haben das Verlangen, den Himmel kennenzulernen. Ein kleines, massiv gebautes Häuschen steht da, oben glitzert die silberne Kugel, gleichsam als überdimensioniertes Auge, immer auf die Gestirne und interessante Himmelskörper gerichtet.
Ganz wichtig: nach oben schauen
Unten wartet ein braunes Gartentor, das oft offen steht. Steinplatten weisen dem geneigten Besucher den Weg ins Innere, wo Heinz-Joachim Stärke schon wartet. „Damit fängt es meistens schon an“, erzählt der Hobby-Astronom und rollt ein bisschen mit den Augen. „Die Leute schauen meistens auf den Boden oder maximal geradeaus.“ Wenn sie aber zu ihm kommen, dann will er wissen: „Habt ihr schon einmal nach oben geschaut?“
Dabei beginnt sie dort oben, diese Welt, die spannend ist und doch für viele völlig unbekannt. Und durchaus auch schwierig zu verstehen, daraus machen die Männer hier kein Geheimnis. Bei vielen Kindern, die sich zum ersten Mal mit einem Teleskop beschäftigen, macht sich der Frust breit, das stellen sie immer wieder fest. Sie wollen möglichst schnell möglichst viel sehen. „So einfach funktioniert das aber nicht“, sagt Karl Dieter Scheck. Er erklärt dann immer, dass Astronomie kein ganz gewöhnliches Hobby ist. Dass man sich viel Wissen aneignen muss, um das Universum zu verstehen. Dass man eben ein unglaubliches Verlangen braucht, die Ursachen der Dinge kennenzulernen.
Und bis man dann schließlich, nach vielen nächtlichen Wanderungen mit dem Auge die Luftpumpe entdeckt. Die Luftpumpe? Ja, erinnert sich Heinz-Joachim Stärke und schmunzelt. „Neulich habe ich eine Kindergartengruppe gefragt, welche Sternbilder sie schon kennen. Darauf antwortete ein Junge: die Luftpumpe.“ Die Kindergärtnerin habe schließlich berichtet, dass der Junge einen Tag zuvor die Sendung mit der Maus angeschaut hat. Und da offenbar das Sternbild Luftpumpe erklärt wurde, das am Südhimmel zu sehen, dort aber schwer zu erkennen ist.