Nach der Wahl in der Türkei zeichnet sich eine Stichwahl zwischen dem amtierenden Präsidenten Recep Tayyip Erdogan und dessen Herausforderer Kemal Kilicdaroglu ab. Die Opposition ist enttäuscht – sie hatte auf einen Erfolg in der ersten Runde gehofft

„Schock“, so drückt es ein Spaziergänger im Gezi-Park am Morgen nach der Wahl in der Türkei aus. Tiefen Schock empfinde er, sagt Mustafa, weil er mit dieser Niederlage der Opposition nicht gerechnet habe – und Trauer, weil es nun keine Hoffnung auf eine andere Zukunft mehr gebe. Sicher, er werde auch künftig im Park spazieren, Freunde treffen und Tee trinken können, sagt der 47-Jährige: „Das wird man mir nicht nehmen.“ Größere Zukunftspläne hätten aber keinen Sinn mehr, denn ohne Verbindungen zur Regierungspartei AKP könne man nach dieser Wahl nichts mehr werden. Daran werde auch die Stichwahl in zwei Wochen nichts ändern, glaubt Mustafa. Für links denkende Menschen wie ihn sieht er nur noch zwei Optionen: Anpassung und Unterwerfung – oder Rückzug ins Private.