Der Stuttgarter Neurologe Ottomar Domnick hat auf der Oberensinger Höhe bei Nürtingen eine Insel der Kunst geschaffen. Die Stiftung Domnick, die sein Erbe verwaltet, feiert ihren 20. Geburtstag mit einem feinen Festprogramm.

Nürtingen - Die Villa Domnick liegt verborgen hinter einem Wäldchen oberhalb des Nürtinger Teilorts Oberensingen. Der Stuttgarter Neurologe Ottomar Domnick hat das Haus im Jahr 1967 von dem befreundeten Architekten Paul Stohrer rund um seine Kunstsammlung bauen lassen. Die Idee – das Wohnhaus als Museum, das Museum als Wohnhaus – hat ein „geschlossenes Ensemble von außergewöhnlichem, ja von europäischem Rang“ hervorgebracht.

 

Der das gesagt hat, muss es wissen: Professor Dr. Peter Beye, damals noch der Direktor der Stuttgarter Staatsgalerie, ist in einem Gutachten zur Sammlung Domnick zu diesem Urteil gekommen. Trotzdem ist der intime Charme des Ensembles, das seit 20 Jahren in Form einer Stiftung vom Land Baden-Württemberg betreut wird, nur einem überschaubaren Kreis von Kunstfreunden bekannt.

Durchschnittlich 3000 Besucher pro Jahr

Rund 3000 Besucher im Jahr genießen den Dialog zwischen strenger Architektur und abstrakter Kunst. In diesem Jahr könnten es mehr werden: Die Stiftung feiert ihren runden Geburtstag mit einem kleinen, aber feinen Festprogramm.

Ottomar Domnick, zu dessen Sammlung Werke von Willi Baumeister, Hans Hartung, Paul Klee und Max Ackermann zählen, ist 1989 gestorben. Zuvor hat er der Stiftung ins Stammbuch geschrieben, bei den in der Villa organisierten Musikveranstaltungen, Lesungen und Filmvorführungen sollte „immer der Charakter des Humanen, des Fortschrittlichen und des geistig und künstlerisch Progressiven im Vordergrund stehen“. Ausgeschlossen seien politische Veranstaltungen und solche mit ausschließlich wirtschaftlichem Charakter.

Begrenzte Mittel, viele Wünsche

Für Werner Esser, der die Stiftung Domnick von Beginn an als Kurator betreut, war die Gratwanderung damit vorgegeben. Einerseits würde er gerne die im Archiv lagernde Korrespondenz Domnicks mit „seinen“ Künstlern aufarbeiten und zugänglich machen, das Gesamtwerk als feinen, gedruckten Katalog veröffentlichen oder etwa den von Domnick 1983 ausgelobten Cello-Preis höher als mit 5000 Euro bestücken, andererseits muss er mit den Erträgen aus dem Stiftungsvermögen haushalten. „Es ist uns trotzdem gelungen, die Villa als festen Kulturort zu installieren“, sagt er.

Den Auftakt zum Jubiläumsjahr bildet eine szenische Vokal-Matinee. Am Sonntag, 17. Januar, zeigen die Sopranistinnen Angelika Luz (Stuttgart), Johanna Vargas (Kolumbien), Viktoriia Vitrenko (Ukraine) und Caterina Berzé (Österreich) die Ausdrucksmöglichkeiten der menschlichen Stimme in ihren Schattierungen zwischen Atem, Gesang und Sprache. Karten für die um 11.30 Uhr beginnenden Matinee gibt es im Vorverkauf unter 0 70 22/94 64-150.