Am Wochenende ist die Störchin Heidi zurückgekommen – einen Monat früher als im letzten Jahr. Die frühe Ankunft deutet laut Storchenbetreuerin Sabine Holmgeirsson darauf hin, dass die Störchin wahrscheinlich in Europa überwintert hat.

An den Anblick des Storches entlang des Sägewegs hat man sich inzwischen gewöhnt. Egal ob bei Schnee oder Eis: Trick, die einzige Überlebende der im vergangenen Jahr geborenen Storchendrillinge, hat ihre Heimat in ihrem kurzen Storchenleben noch nie wirklich verlassen. Wahrscheinlich tat sie dem ein oder anderen Spaziergänger leid, wenn sie im kalten Nass über die Wiesen und Felder entlang der Würm gestakst ist. Seit Samstag ist Trick aber nicht mehr alleine, zumindest im Moment. Denn Heidi ist zurück – sie hatte im vergangenen Jahr gemeinsam mit Storch Leon die Storchendrillinge ausgebrütet. „Eigentlich kommen die Männchen zuerst zurück“, erzählt Sabine Holmgeirsson, die sich im Naturschutzbund Weil der Stadt (Nabu) um die Weiler Störche kümmert. „Mittlerweile treffen allerdings bei etwa einem Drittel der Brutpaare die weiblichen vor den männlichen Störchen ein“, fügt sie hinzu. Gemeinsam mit ihrem Sohn hat sich Holmgeirsson Anfang des Jahres zur Storchenbetreuerin weitergebildet. Neben den Nestern in Weil der Stadt kümmert sie sich künftig auch um die Storchennester im Landkreis Ludwigsburg. Zu ihren Aufgaben gehören Nestpflege, Datenerhebungen, und nicht zuletzt das Ablesen der Ringe, um die Störche zu identifizieren.

 

Niemand weiß, ob Heidi auf Leon wartet

An der Ringnummer hat Holmgeirsson Heidi gleich erkannt. „Die Störchin wird sich nun in der Umgebung umschauen und eventuell mit der Ausbesserung des Nestes beginnen“, vermutet Holmgeirsson. Möglich sei aber auch, dass sie noch einmal verschwinde. Dabei könne es durchaus vorkommen, dass sich die Störchin mit einem anderen Männchen paare und nicht auf Leon warte. Storch Leon wurde 2020 in Knittelsheim in Rheinland-Pfalz geboren. Dort bekam er den Namen Leon. Mit seiner ersten Partnerin, die die Weil der Städter Bürgerinnen und Bürger passenderweise Leonie getauft haben, zog er 2022 auf dem Storchenturm ein. Im letzten Jahr passierte dann die filmreife Wendung: Nachdem ein fremdes Storchenpaar nach Weil der Stadt geflogen kam, lieferte sich Leon mit dem Männchen einen Kampf um das Nest, ging als Sieger hervor – und tauschte dabei noch seine Partnerin aus. Die neue Storchendame an seiner Seite taufte Sabine Holmgeirsson aufgrund ihrer Schweizer Herkunft kurzerhand Heidi. Das Leben im Horst auf dem Storchenturm ist abwechslungsreich, vor allem was die Störchinnen betrifft.

Überwinter hat Heidi vermutlich in Spanien oder Südfrankreich

„Heidi ist sehr früh zurück, sodass man davon ausgehen kann, dass sie entweder in Spanien, beispielsweise in Saragossa, oder in Südfrankreich überwintert hat“, vermutet die Storchenbetreuerin. „Von Zentralspanien bis zu uns nach Deutschland brauchen die Vögel etwa acht Tage“. Letzte Woche konnte man auch bei Kehl am Rhein über 40 Störche beim Einflug von Richtung Frankreich beobachten. Da das Wetter im Süden mit Temperaturen über 20 Grad sehr warm ist, haben sich die Vögel früh im Jahr auf den Rückflug gemacht. Auch die Störche aus Afrika sind seit Mitte Januar wieder auf ihrem Weg zurück in die Heimat. In der Keplerstadt heißt es abwarten und schauen, was sich in den nächsten Wochen bei den Störchen abspielen wird.

Storchenbeobachter werden

App
 Wer Trick – und jetzt vielleicht auch Heidi – in der freien Wildbahn beobachten will, findet den aktuellen Standort der Storchentochter über die App „Animal Tracker“. Auf der Karte ist auch verzeichnet, wo sich Trick in den vergangenen zwölf Monaten überall aufgehalten hat. Besonders weit ist sie nicht gekommen – ihr weitester Ausflug führte sie nach Eberdingen.